Hypnose macht's möglichIrre! Mann (56) versetzt sich selbst in Trancezustand – und lässt sich ohne Narkose operieren

OP ohne Narkose Daniel Gisler
Am Kantonsspital Baden in der Schweiz hat sich ein 55-Jähriger OHNE Narkose operieren lassen!
Kantonsspital Baden

Während der Operation wach und geistig anwesend sein?
Klingt für viele nach einem echten Albtraum! Dieser Mann aus der Schweiz wollte das jedoch genau so. Der 55-Jährige hat sich nämlich als erster Patient erstmals OHNE Narkose operieren lassen. Ihm reichte es scheinbar, sich selbst via Hypnose in einen Trancezustand zu versetzen. Wie die abgefahrene OP abgelaufen ist.
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Daniel Gisler (55) lässt sich ohne Narkosemittel operieren

Am Kantonsspital Baden (KSB) in der Schweiz sollten dem Patienten Daniel Gisler eine Metallplatte sowie mehrere Schrauben aus dem linken Schien- und Wadenbein entfernt werden. Doch auf eine gewöhnliche Operation hatte der 55-Jährige keine Lust. Den etwa einstündigen Eingriff wollte er nämlich ganz ohne Narkose-Medikamente oder Schmerzmittel durchziehen.

Das Ärzte-Team war mehr als erstaunt über den eher ungewöhnlichen Wunsch des Patienten. Prof. Karim Eid, Chefarzt der Orthopädie im KSB, sagte in einer Pressemitteilung auf der Webseite des Krankenhauses: „Das ist in der Tat ein außergewöhnlicher Wunsch. Als innovatives Spital wollten wir dem Patienten diese Erfahrung ermöglichen, zumal wir selbst neugierig waren, ob und wie die Hypnose-Methode funktioniert.“

Denn eigentlich sei bei dieser Art der ambulanten OP durchaus eine Vollnarkose vorgesehen, mindestens eine Lokalanästhesie, da das Bein über eine Länge von etwa zehn Zentimetern bis auf den Knochen des Schien- und Wadenbeins geöffnet werde.

Aber gesagt, getan! Einzig und allein sein hypnotisierter Zustand sorgte dafür, dass Gisler nicht alles im Detail mitbekommen hat, was während der OP vor sich ging.

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Alles lief gut - und am schmerzhaftesten war für den Patienten das Zunähen der Wunde

Und wie genau kann man sich das vorstellen? 40 Minuten bevor die OP losging, versetzte sich Patient Daniel Gisler mithilfe von Audio-Aufnahmen in einen hypnotisierten Zustand, den sogenannten Esdaile-Zustand. Dabei handelt es sich, so heißt es auf der Klinik-Webseite weiter, „um einen sehr tiefen Hypnose-Zustand, der sich unter anderem dadurch auszeichnet, dass die hypnotisierte Person schmerzfrei sein soll“. Benannt sei die Technik nach dem schottischen Chirurgen James Esdaile, der seine Patienten im 19. Jahrhundert ebenfalls vor Operationen in Trance versetzte.

Aber hat auch alles funktioniert? Ja! „Außer leichtem Stöhnen und gelegentlichem Zucken blieb der Operierte weitestgehend ruhig, seine Augen waren stets geschlossen“, so steht es auf der Seite des Spitals weiter. Für den Patienten sei das Zunähen der Wunde am Ende des Eingriffs am schmerzhaftesten gewesen, wie er nach der OP zu Protokoll gab. Auch die Kommunikation im OP-Saal habe er mitbekommen, was Gisler allerdings so gut es ging ausblenden konnte.

Alle, die nach wie vor besorgt sind: Die Ärzte und das OP-Team hatten natürlich auch einen Notfallplan vorbereitet. „Hätte der Patient während des Eingriffs zu starke Schmerzen verspürt, wäre versucht worden, die OP unter Lokalanästhesie fortzusetzen. Hätte das nicht geklappt, wäre sie abgebrochen worden.“

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Eine Stunde nach der OP konnte Daniel Gisler das Spital zu Fuß verlassen

Gang und gäbe sollen Operationen unter Hypnose am KSB allerdings nicht werden. Professor Karim Eid sagt: „Die klassische Anästhesie bleibt bei Eingriffen weiterhin unverzichtbar. Sie ist die mit Abstand sicherste Methode und für alle Patientinnen und Patienten geeignet. Nichtsdestotrotz sind wir für alle Optionen offen. Schließlich ist es unser Ziel, unsere Patienten die bestmögliche Betreuung zukommen zu lassen. Dabei gehen wir selbstverständlich auch gerne auf individuelle Bedürfnisse ein.“

Daniel Gisler jedenfalls sei rundum zufrieden gewesen und würde alles genauso noch einmal durchführen lassen. Eine Stunde nach dem Eingriff konnte er das Spital schon wieder verlassen – zu Fuß. (vdü)