Internationale Kampagne „Identify Me“ rollt Cold Cases neu auf Interpol bittet um Hilfe: Wer sind die 22 ermordeten Frauen, die bis heute nicht identifiziert wurden?
Sie wurden erschossen, erwürgt, erstickt oder erstochen
Wer sind diese 22 Frauen, die so grausam getötet wurden? Bis heute kennt die Polizei nicht mal die Namen der Opfer. Jetzt bittet Interpol um Ihre Hilfe! Wir stellen die sechs Fälle aus Deutschland vor. Noch mehr Details zu den Fällen sehen Sie im Video.
Interpol veröffentlicht Fallakten
Ein verkohlter Leichnam einer jungen Frau, gefunden im nordrhein-westfälischen Altena. Ein Mädchen, getötet und im Wald in der niederländischen Provinz Brabant zurückgelassen. Eine junge Frau im Albertkanal in Belgien, nackt und mit Messerstichen getötet. Das sind nur einige Beispiele aus der Kampagne „Identify Me“, zu Deutsch: „Identifiziere mich“.
Lese-Tipp:Nach 31 Jahren! Vermisste Patricia Kopta in Puerto Rico entdeckt
Das Bundeskriminalamt (BKA) bittet jetzt gemeinsam mit der niederländischen Polizei DJO und der belgischen Polizei PDC mit dieser Fahndung die Bevölkerung um Mithilfe. Auf der Webseite von Interpol sind zu allen Fällen weitere Details aus den Fallakten eingestellt worden, beispielsweise Informationen zur Kleidung oder zum Schmuck der ermordeten Frauen. Der Fälle aus Deutschland sind erschütternd.
Lese-Tipp: Polizei findet Folterkammer der Unterwelt
Tote Frau in Bremen könnte ein Kind haben

Ein Bootfahrer sieht 2002 im Bremer Yachthafen ein seltsames Bündel auf dem Wasser treiben und alarmiert die Polizei. In Laken, einen Plastiksack, eine Stoffhülle und einen Teppich eingewickelt und gefesselt, findet die Polizei eine weibliche Leiche. Die Ermittler gehen davon aus, dass die tote Frau schon etwa vier Wochen in der Weser trieb. Doch wer die Frau ist und warum sie gestorben ist, konnte nie geklärt werden. Allerdings hatte sie starke Verletzungen am Hals.
Lese-Tipp: Was genau versteht man unter einem Cold Case?
Bei der Obduktion wird klar, dass die Frau 22 bis 35 Jahre alt gewesen sein muss. Mit einem Gewicht von maximal 55 Kilogramm soll sie sehr zierlich gewesen sein. Außerdem vermuten die Ermittler, dass die Frau zwischen 1985 und 1999 entbunden oder ein tot geborenes Kind gehabt haben könnte. Wenn die Frau tatsächlich ein Baby bekommen hat, war es wahrscheinlich zwischen drei und 17 Jahren alt, als die Frau starb. Damit wäre ihr Sohn oder ihre Tochter jetzt zwischen 24 und 38 Jahre alt.
Lese-Tipp: 19-jährige Andrea K. in Weser versenkt: Angeklagte müssen bis zu acht Jahre ins Gefängnis
Weibliche Moorleiche in Köln

In einem Moorgebiet bei Köln Worringen findet ein Pilzsammler 2001 eine tote Frau. Die Leiche ist bereits völlig skelettiert. Vermutlich lag die Frau zwischen vier Monaten und einem Jahr unentdeckt am Kölner Stadtrand. Auch ihre Identität und Todesursache sind ein Rätsel. Experten konnten das Gesicht der Frau rekonstruieren. Die Beamten gehen davon aus, dass die Frau teilweise afrikanischer, möglicherweise mongolischer Abstammung war. Sie hatte lockiges schwarzes Haar und war vermutlich zwischen 20 und 30 Jahre alt.
In einer Hosentasche trug die Frau sieben Wattestäbchen bei sich. Auffallend ist auch ihr Schmuck, der in der Nähe der Leiche gefunden wurde.
Lese-Tipp: Frauen- und Kinderleiche im Rhein gefunden: Ex-Freund der Frau festgenommen
Die Frau an der Autobahn bei Heilbronn

Spaziergänger finden im März 1986 eine Leiche ganz in der Nähe der Autobahn A6. Die Überreste der Frau lagen in der Nähe des Parkplatzes Weißer Stock, circa 15 Minuten von Heidelberg entfernt. Wahrscheinlich lag die junge Frau bereits seit Monaten dort. Die Ermittler sind sich sicher, dass die junge Frau Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Doch wer die Frau ist, wissen sie bis heute nicht. Anhand der sterblichen Überreste erstellten die Experten eine Gesichtsrekonstruktion. Eine Isotopenanalyse ihrer Überreste ergab, dass sie in Osteuropa aufgewachsen sein muss. Auffällig ist, dass die Frau, die zwischen 27 und 33 Jahre alt gewesen sein soll, eine Teilprothese im Oberkiefer trug. Vermutlich ist die Frau an einem anderen Ort getötet und dann an der verlassenen Stelle im Wald zurückgelassen worden.
Der verbrannte Körper im Wald in Altena

Die junge Frau wurde vergewaltigt, gewürgt, anschließend mit Benzin übergossen und lebendig verbrannt. Im Juni 1997 wird die nackte Leiche der Frau in einem Waldstück in Altena-Bergfeld gefunden. Die Frau soll zwischen 18 und 22 Jahre alt gewesen sein und war circa 45 Kilo schwer. Außerdem trug die Frau an ihrem Zahn einen diamantähnlichen Strassstein, der ihr wahrscheinlich während der Tat entfernt wurde. Das Bundeskriminalamt vermutet, dass ihr eigene Vater der Täter war oder zumindest an der Tat beteiligt war.
Berlin: Die Frau in Männerkleidung

Wilde Tiere buddelten die Erdgrube auf, in der eine weibliche, skelettierte Leiche gefunden wurde. Die Frau wird im Spandauer Stadtforst von Waldarbeitern in einem Jutesack verpackt gefunden. Für die Polizei ist klar, dass die Frau gewaltsam getötet wurde. Um ihren Hals waren zwei Seile verknotet, die eigentlich für den Wassersport genutzt werden. Die Frau trug überwiegend Männerkleidung: Ein graues Herren-Baumwollhemd, eine blaue Baumwolljeanshose und ein Herrenmantel aus Leinen.
Bei der Frauenleiche wurde ein abgerissenes Stück Papier gefunden. Darauf ist ein Stempelaufdruck des Gesundheitsamts des Bezirksamts Schöneberg zu erkennen. Der Zettel gehört zu der Beratungsstelle für Geschlechtskrankheiten.
Die Leiche mit Blumenrock im Schwarzwald

Im Jahr 1997 wird eine junge Frau in Todtnau in einem Erdloch gefunden. In der Nähe der Grube finden die Ermittler eine Schaufel. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus, da die Leiche an einigen Stellen verbrannt war. Doch die genaue Todesursache und die Identität der Frau sind unklar. Die Frau soll ungefähr 20 Jahre alt gewesen sein und hatte braune Haare. Sie trug weiße Sandalen und einen blauen Rock. Möglicherweise hatte sie eine weiße Tasche dabei, die in der Nähe des Restaurants Präger Böden gefunden wurde.
Lese-Tipp: Polizei bittet bei Cold Case um Hilfe: Wer ist die Tote aus dem Schwarzwald?
Interpol bittet mögliche Hinterbliebene um DNA-Abgleiche
Doch warum konnten die ermordeten Frauen bis heute nicht identifiziert werden? Die Ermittler vermuten, dass die Frauen wahrscheinlich aus anderen Ländern stammen, zum Beispiel aus Regionen Osteuropas, aus Asien oder Afrika. Vielleicht wurden die Leichen aber auch mit Absicht an einem anderen Ort zurückgelassen, um die Ermittlungen der Polizei zu erschweren.
Doch es muss Verwandte, Freunde oder Bekannte geben, die die jungen Frauen vermissen. Mögliche Hinterbliebene können sich bei Interpol melden, um über DNA-Analysen Verwandtschaftsbeziehungen festzustellen. Hauptziel der Kampagne ist es, die Identität der ermordeten Frauen zu klären.
Zeuginnen und Zeugen können Ihre Hinweise auf der Internetseite des BKA unter www.bka.de/IdentifyMe abgeben oder sich an die örtliche Polizeidienststelle wenden. (jsi)
Lese-Tipp: Dank eines DNA-Tests im Sonderangebot: Frau spürt Vater nach 42 Jahren auf