Urteil in Hamburg
Bewährungsstrafe für IS-Rückkehrerin Elina F.: "Ich bin glücklich über das Urteil"
Auf den ersten Blick wirken die Szenen vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg fast so, als wäre Elina F. freigesprochen worden: Es gibt Freudentränen, Umarmungen und einen Blumenstrauß. Und doch wurde die 30-Jährige verurteilt – zu zwei Jahren Haft auf Bewährung für die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland.
Wie die Angeklagte den Tag der Urteilsverkündung erlebt hat, zeigen wir im Video.
Eine Woche lang aufgeregt
Am Morgen vor der Urteilsverkündung spricht Elina F. noch mit den Medien, erzählt, wie es ihr geht. „Total aufgeregt… eigentlich schon seit einer Woche“, sagt die zweifache Mutter im RTL-Interview. Sie hofft auf eine Bewährungsstrafe, will eine Ausbildung anfangen und in Hamburg ihr Leben und das ihrer beiden Kinder neu aufbauen. Begleitet wird sie heute von ihrer Mutter, die jahrelang dafür gekämpft hat, dass ihre Tochter wieder nach Deutschland zurückkommt. Auch sie ist sehr aufgeregt.
"Ich hatte nie jemanden, mit dem ich über alles sprechen konnte"
Am Mittag dann das Urteil: Elina F. muss nicht ins Gefängnis, sie bekommt zwei Jahre auf Bewährung. Einen Monat mehr – und die Strafe hätte nicht zur Bewährung ausgesetzt werden können. „Man sieht daran [...], wie eng das war“, sagt Verteidigerin Ina Franck. „Wenn wir dieses Geständnis nicht gemacht hätten, dann mag ich mir nicht vorstellen, was dabei rausgekommen wäre.“
Während des Prozesses hatte die Angeklagte umfassend ausgesagt – geholfen hat ihr dabei die psychologische Betreuung, in der sie nach ihrer Rückkehr nach Deutschland war. „So viel es mir im Gericht jetzt leichter, wirklich alles zuzugeben und offener darüber zu sprechen.“
Verheiratet mit zwei IS-Kämpfern
Ende 2013 reist Elina nach Syrien, ihrem ersten Ehemann hinterher. Der schließt sich vor Ort dem IS an. Nach seinem Tod heiratet Elina erneut – wieder einen IS-Kämpfer. Von ihm sind auch ihre beiden Kinder. Als sich die Lage verschlimmert, flüchtet sie 2017 mit ihren Kindern in die Türkei. „Ich habe einen Stab genommen, hab den Kindern gesagt: Haltet euch an dem Stab fest. Hab einen Koffer auf meinen Kopf genommen und so sind wir 20 Kilometer durch die Wüste gelaufen“, erzählt sie im Juli im RTL-Interview. In der Türkei wird sie als Terrorverdächtige festgenommen und nach Deutschland abgeschoben. Anfang 2020 landet sie in Hamburg.
Welche Rolle spielte Elina F.?
Im Prozess musste sie sich wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland verantworten. Unter anderem soll sie für den IS geworben haben, es soll sogar ein Video gegeben haben, dass sie bewaffnet und vermummt zeigt. Das Gericht stand auch vor der Frage, ob sie Täterin oder Opfer war. Mit dem heutigen Tag ist der Fall abgeschlossen - Beide Parteien nehmen das Urteil an.