Dann sollten Sie handeln!

Kann man da noch was machen? Haarausfall richtig erkennen - so geht's!

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Haarausfall betrifft viele Menschen. Doch wie erkennen Sie, welche Art von Haarausfall Sie haben?
Infocuspix, iStock

Und schon wieder liegt ein Büschel Haare im Abfluss ...
Die meisten von uns bekommen beim Anblick von Haaren im Haarsieb gleich Schweißausbrüche. Doch ab wann liegt tatsächlich Haarausfall vor und vor allem: Woran erkennt ein Laie, welche Art von Haarausfall es ist? Haarstrukturexpertin Irmgard Lehmann vom Kölner Friseursalon Hairstyler’s heaven hat dafür ein paar einfache Tricks parat.

Haarausfall? 100 Haare am Tag sind total normal!

Zunächst einmal: Dass uns Haare ausfallen, ist ganz normal. „Bei einem gesunden, erwachsenen Menschen können pro Tag bis zu 100 Haare ausfallen“, so Haarstrukturexpertin Irmgard Lehmann im Gespräch mit RTL. Denn unsere Haare durchlaufen regelmäßig einen natürlichen Haarwechsel, erklärt Lehmann:

  1. Die Wachstumsphase (Anagenphase) dauert etwa vier bis sechs Jahre, in denen das Haar über die Blutgefäße in der Haarzwiebel ernährt wird.

  2. Die Übergangsphase (Katagenphase) beträgt etwa zwei bis vier Wochen, in denen die Blutgefäße ihre Versorgung einstellen, die Haarwurzel langsam verkümmert und in der Kopfhaut nach oben rutscht.

  3. In der Ruhephase (Telogenphase) befinden sich ständig etwa neun bis 19 Prozent unserer Haare. Das Haar ist nun endgültig von den Blutgefäßen getrennt und rutscht als sogenanntes Kolbhaar aus der Kopfhaut.

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„So erneuern sich unsere Haare etwa alle sieben Jahre von Grund auf“, sagt Lehmann. Meist falle das gar nicht auf – außer die Haare seien sehr lang oder dunkel und damit sichtbar in der Bürste, im Haarsieb oder auf der Kleidung.

Doch gibt es natürlich auch Haarausfall, der über den natürlichen Haarwechsel hinausgeht und im schlimmsten Fall sogar in einer Glatze enden kann.

Im Video: Gerstengras für volles Haar?

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Der diffuse Haarausfall

Puppe diffuser Haarausfall
Beim diffusen Haarausfall fallen die Haare gleichmäßig auf dem Kopf aus.
privat

„Diffuser Haarausfall ist eher ein Frauending“, sagt Lehmann. Meist seien Mangelerscheinungen durch Ernährung Schuld an dem Haarverlust. Gerade bei Frauen spielen aber auch die Hormone eine große Rolle. „Alles, was hormonell bedingt ist, spielt hier mit rein“, erklärt sie, „Schilddrüsenerkrankungen, aber auch Schwangerschaften oder die Menopause.“ Das Gute: Wird die Ernährung angepasst, die Erkrankung behandelt oder die Hormonumstellung ist beendet, kommen die Haare meist wieder.

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Und wie erkennen Betroffene, ob sie diffusen Haarausfall haben?

Mit einem Kamm werden die Haare in ein Kreuz geteilt: einmal von der Stirn nach hinten in den Nacken und einmal vom rechten zum linken Ohr. Die einzelnen Haarteile können mit Spangen am Platz gehalten werden. „Beim diffusen Haarausfall lichten sich die Haare gleichmäßig auf dem Kopf“, sagt Lehmann. Das ist vor allem an den Rändern des Haarkreuzes zu sehen.

Der androgene Haarausfall

Geteilte Haare an Puppe
Beim androgenen Haarausfall fallen die Haare vor allem punktuell aus. Wer das prüfen will, sollte zu allererst seine Haare teilen.
Privat

Ganz anders beim androgenen Haarausfall, der eher bei Männern auftritt und vor allem genetisch bedingt ist. „Hier ist genetisch vorprogrammiert, wann und wo die Haare ausfallen und wie stark“, erklärt Lehmann. Manchmal lichte sich nur etwas der Haarwirbel auf dem Kopf oder man bilde die sogenannten Geheimratsecken aus. Manchmal entstehe aber auch eine komplette Glatze.

Wer befürchtet, androgenen Haarausfall zu haben – egal ob Mann oder Frau – kann aber auch das selbst checken.

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Auch hier wird wie beim diffusen Haarausfall ein Haarkreuz gezogen. Auf diesem Kreuz sucht sich der Betroffene anschließend drei Punkte auf der Kopfhaut, die er abfotografiert – zum Beispiel hinten am Nacken, rechts über dem Ohr und vorn an der Stirn. Ist das Haar an manchen Stellen dichter und an anderen lichter, liegt ein androgener Haarausfall vor.

Je nachdem, wie lang die Haare sind, können sie nicht mit Spangen am Platz gehalten werden. Dann hilft es vielleicht, wenn ein Familienmitglied die Haare für das Foto zur Seite hält.

Der kreisrunde Haarausfall

Beispiel kreisrunder Haarausfall
Beim kreisrunden Haarausfall fallen die Haare um eine kreisrunde Stelle am Kopf aus. Je früher der Haarausfall erkannt wird, desto eher kann er noch behandelt werden.
privat

„Der kreisrunde Haarausfall, also Alopecia areata, ist eine Haaranomalie“, sagt Lehmann. Der sei laut Medizinern zwar genetisch bedingt, brauche jedoch einen Auslöser, der meist nervlich sei. „Meiner Erfahrung nach sind es ganz massive Sachen wie Todesfälle oder Scheidungen, die den Haarausfall auslösen“, so Lehmann.

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Bei Alopecia areata fallen die Haare nicht gleichmäßig aus, erklärt die Haarstrukturexpertin, sondern nur am Rand einer kleinen, kahlen, runden Stelle. „Man braucht nicht einmal ziehen, die fallen einfach ab.“ Meist haben Betroffene mehrere dieser kreisrunden Stellen am Kopf, zwischen denen die Haare wieder „bombenfest“ sitzen. „Aber wenn es mehrere Kreise sind und die immer größer werden, stoßen sie irgendwann zusammen und man kann komplett kahl werden.“

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Wer befürchtet, kreisrunden Haarausfall zu haben, solle sich die kahle Stelle am Kopf heraussuchen und an den Haaren am Rand ziehen. Fallen sie sofort heraus: ab zum Arzt! Denn: „Je früher kreisrunder Haarausfall erkannt wird, desto eher kann er behandelt werden“, sagt Lehmann.

Wie sieht's bei Ihnen aus - haben auch Sie Haarausfall?

Die Ergebnisse dieser Umfrage sind nicht repräsentativ.

Das können Sie tun!

Grundsätzlich gilt: Wer starken Haarausfall hat, sollte sich zunächst an seinen Friseur und an einen auf Haare spezialisierten Hautarzt wenden. Denn gerade kreisrunder Haarausfall kann nur medikamentös behandelt werden.

„Bei hormonell bedingten Haarausfall helfen vor allem Biotin, Bisabolol und Birkenextrakt“, sagt Lehmann. Biotin sei übrigens in sehr vielen Haarprodukten drin, vor allem in Produkten gegen Haarausfall, weil es auch gut für gesunde Haare ist. „Neue Studien zeigen auch, dass Goldhirse sehr gut für die Feuchtigkeit von Haut und Haar ist“, so Lehmann. Und auch Kieselerde werde seit je her für die Stärkung von Haaren verwendet.

Haarstrukturexpertin Irmgard Lehmann
Haarstrukturexpertin Irmgard Lehmann erklärt, wie man Haarausfall erkennt und vor allem, wann man deshalb zum Arzt sollte.
privat

Es kann auch Haarbruch sein

Und noch einen Tipp hat die Expertin: „Nicht jeder Haarausfall ist Ausfall“, sagt Lehmann deutlich, „oft liegt auch einfach Haarbruch vor.“ Beim Haarausfall fallen die Haare samt Zwiebel aus, erklärt sie, bei Haarbruch fehle die wiederum. Ihre Empfehlung: Ein Haar aus dem Sieb oder der Bürste einsammeln und langsam zwischen Daumen und Zeigefinger entlang ziehen. Hat das Haar eine Zwiebel, spürt man die als kleine Beule am Ende des Haares. „Dann ist das Haar definitiv ausgefallen und nicht abgebrochen“, schließt Lehmann.

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