Greensill-Skandal
Campino-Bruder wickelt Pleite-Bank ab

Nachdem die deutsche Finanzaufsicht Bafin durchgegriffen und für die in Turbulenzen geratene Greensill Bank einen Insolvenzantrag gestellt hat, hat jetzt auch der Insolvenzverwalter die Arbeit aufgenommen: Michael C. Frege ist in der Branche kein Unbekannter, mit dem Promistatus seines jüngeren Bruders Andreas Frege kann er es aber nicht aufnehmen – denn der ist unter seinem Künstlernamen Campino bekannt, Sänger bei den Toten Hosen.
Frege hat bereits Lehman Brothers Bank und Neckermann abgewickelt
„CMS arbeitet bereits mit Hochdruck an dem Verfahren und hat ein versiertes Restrukturierungsteam aufgestellt", hieß es am Dienstag von der Kanzlei Wirtschaftskanzlei CMS Hasche Sigle, deren Partner der bestellte Insolvenzverwalter Michael C. Frege ist.
Insolvenzverfahren seien in Deutschland per Gesetz nicht öffentlich, deswegen könnten Details des Verfahrens nicht publik gemacht werden, so die Kanzlei. "Die Einlagen privater Anleger sind durch den gesetzlichen und darüber hinaus durch den privaten Einlagensicherungsfonds geschützt."
Das Amtsgericht Bremen hatte am Dienstag auf Antrag der deutschen Finanzaufsicht Bafin das Insolvenzverfahren für die in Turbulenzen geratene Greensill Bank AG eröffnet und Michael C. Frege bestellt. Nach Angaben von CMS ist der Jurist auf Bankinsolvenzverfahren spezialisiert. Er habe neben der deutschen Lehman Brothers Bank auch die wegen Cum-Ex-Geschäften sehr komplexe Insolvenz der Maple Bank bearbeitet sowie unter anderem die Insolvenz des Versandhändlers Neckermann und des börsennotierten WCM-Konzerns abgewickelt.
Neben Frege kümmern sich bei CMS nach Angaben der Kanzlei auch Charlotte Schildt und Joachim Kühne federführend um die Greensill Bank.
Bei den in Großbritannien und Australien ansässigen Muttergesellschaften von Greensill haben inzwischen Insolvenzexperten der Unternehmensberatung Grant Thornton das Ruder übernommen.
Müssen Kommunen wegen Greensill-Pleite hunderte Millionen Euro abschreiben?
Betroffen vom Fall Greensill sind bundesweit Kommunen. Unter anderen haben Osnabrück 14 Millionen Euro und die Stadt Monheim 38 Millionen bei dem Institut angelegt, das die Finanzaufsicht wegen drohender Überschuldung geschlossen hat. Die Uni-Stadt Gießen bangt um 10 Millionen Euro. Die nordhessische Gemeinde Schauenburg hatte nach eigenen Angaben insgesamt eine Million Euro angelegt.
Die Greensill Bank AG hatte in Zeiten von Null- und Negativzinsen Tages- und Festgeldanlagen zu ungewöhnlich hohen Sparzinsen angeboten hatte - nicht nur Kleinsparer griffen zu. Betroffene Kommunen verweisen darauf, dass bei der Entscheidung für die Bremer Bank die Bewertung - das Rating - berücksichtigt worden sei.
Quelle: DPA / RTL.de