Sie bringt das Kongofieber nach EuropaDie „Godzilla-Zecke" verfolgt ihre Opfer bis zum gefährlichen Biss

Sie sind groß, immer auf der Jagd, und sie können das Krim-Kongo-Fieber verursachen.
Globaler Handel und Klimawandel verändern die Tier- und Pflanzenwelt. Immer mehr Insekten aus Asien und Afrika breiten sich in den nun wärmeren Gefilden Mitteleuropas aus und schleppen Krankheiten ein, die es bislang noch nicht in unseren Breiten gab.

Riesenzecke breitet sich in Norditalien aus

In der bei Urlaubern beliebten italienischen Provinz Triest hat sich eine eingewanderte Riesenzecke angesiedelt. Die Art Hyalomma marginatum, die den Spitznamen „Godzilla-Zecke“ ergattert hat, komme im Triester Karst mittlerweile in beträchtlichem Ausmaß vor, teilte das dortige Stadtmuseum für Naturgeschichte mit. Die Klimaerwärmung habe die Winter in den vergangenen Jahren verkürzt, was wahrscheinlich die Ansiedlung von Hyalomma-Populationen ermöglicht habe. Betroffen sei vor allem der Osten der Provinz.

Der felsige Triester Karst bietet ein günstiges Umfeld für die Riesenzecke, wie das Triester Museum erklärte: Sie lebt nicht in hohen, feuchten Gräsern, sondern bewohnt sonnige, offene Flächen mit kurzen Gräsern und Steinen.

Laut der italienischen Gesundheitsbehörde sei die Hyalomma marginatum in Italien bereits weit verbreitet. Und auch in anderen Teilen Europas, wie in Portugal, Südfrankreich, Kroatien, Griechenland oder Spanien kommt die Zecke vor.

Spanier an Krim-Kongo-Fieber erkrankt - von Mensch zu Mensch übertragbar

In Spanien hat sich kürzlich erstmals ein älterer Mann mit dem Krim-Kongo-Hämorrhagischen Fieber-Virus (CCHFV) infiziert und ist in der Folge am Krim-Kongo-Fieber (CCHF) erkrankt, wie die spanische Veterinärzeitung „Diario Veterinario“ berichtet. Übertragen wurde das Virus demnach durch den Biss einer Hyalomma-Zecke.

CCHF verläuft in 40 Prozent der Fälle tödlich.

Dem Bericht zufolge wurde der Mann Ende April mit den für CCHF typischen Symptomen in ein Krankenhaus in Salamanca eingeliefert, sein Zustand sei stabil. Den Gesundheitsbehörden gelang es, die Kontaktpersonen ausfindig zu machen, für das medizinische Personal wurden Isolations- und Schutzmaßnahmen angeordnet. Die Krankheit ist durch Schmierinfektion und Tröpfcheninfektion auch von Mensch zu Mensch übertragbar.

Lese-Tipp: Wie gefährlich sind Ölkäfer, Super-Zecke und Tigermücke?

Im Video: Das müsst ihr über die Hyalomma-Zecke wissen

Krim-Kongo-Fieber durch Hyalomma-Zecken-Biss: Das sind die Symptome

Das Krim-Kongo-Fieber macht sich durch grippeähnliche Symptome wie Schüttelfrost, Fieber, Muskel-, Nacken- und Gliederschmerzen bemerkbar. Darüber hinaus kann es auch zu inneren Blutungen kommen. Auch neurologische Symptome wie Stimmungsschwankungen und Depressionen seien möglich, schreibt Tropeninstitut.de.

Die Hyalomma-Zecke stammt ursprünglich aus den trockenen und heißen Regionen Afrikas, des Nahen Ostens und Zentralasiens.

Sie bevorzugt warme und trockene Lebensräume und befällt auch große Säugetiere wie Vögel, Nagetiere und Menschen. Die Zecken sind größer als viele einheimische Zeckenarten und können bis zu zwei Zentimeter lang werden - daher auch der Name Riesenzecke. Im Gegensatz zu heimischen Arten betreibt sie aktiv Jagd.

Man erkennt die Insekten an ihren gestreiften Beinen.

Eure Erfahrung ist gefragt!

Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

Keine therapeutischen Maßnahmen: „Ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit“

Laut einer Pressemitteilung der Medizinischen Universität Wien wurde das CCHFV erstmals 1944 auf der Halbinsel Krim und 1956 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo entdeckt. Das Fehlen präventiver und therapeutischer Maßnahmen in Verbindung mit der zunehmenden geografischen Ausbreitung, insbesondere in Richtung Europa, stelle eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit in vielen Teilen der Welt dar, so die Universität.

Wissenschaftler hätten in einer neuen Studie aber jetzt den Auslösemechanismus der Infektion entschlüsselt.

Lese-Tipp: Borreliose nach Zeckenbiss? Doc Fleck erklärt, was ihr wissen solltet

Mit Zugvögeln gelangen Millionen von Hyalomma-Larven nach Deutschland

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts gehen Wissenschaftler davon aus, dass jährlich Millionen von Hyalomma-Larven oder -Nymphen mit Zugvögeln nach Deutschland gelangen. 2018 wurden dem Institut 19 Exemplare aus acht Bundesländern gemeldet, darunter Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Berlin und Schleswig-Holstein, wie aus dem Epidemiologischen Bulletin vom Juli 2019 hervorgeht.

„Wir gehen zum aktuellen Zeitpunkt aber nicht davon aus, dass es in Deutschland bereits angesiedelte Populationen dieser Zeckenarten gibt, die hier fest leben“, sagt Alexander Lindau von der Universität Hohenheim der Deutschen Presse-Agentur.

Weiter steigende Temperaturen und eine geringere Luftfeuchtigkeit könnten allerdings dazu beitragen, dass auch hierzulande langfristig eine Hyalomma-Population entsteht, wie es vom Robert Koch-Institut (RKI) heißt. (mit dpa)