Sommerliche Quälgeister
Wie gefährlich sind Ölkäfer, Super-Zecke und Tigermücke?
Kaum wird es wärmer draußen, sind auch wieder die kleinen Quälgeister wie Mücken und Zecken unterwegs. In den letzten Jahren beobachten Experten immer häufiger auch tropische Insektenarten, die eigentlich hier in Deutschland nichts zu suchen haben. Sie wollen jetzt die Ausbreitung der gefährlichen Tigermücke stoppen. Wie groß ist die Gefahr durch die tropischen Insekten wirklich, und wie können wir uns schützen? Die Antwort sehen Sie im Video.
Gefährliche Insekten auf dem Vormarsch?
Ölkäfer, Super-Zecke, Tigermücke - immer mehr vermeintlich gefährliche Insekten machen Schlagzeilen. Aber wie gefährlich und wie frisch eingewandert sind sie wirklich? Doch wie hoch ist die Gefahr hierzulande? Laut Dr. Doreen Werner, Mückenforscherin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts-forschung (ZALF) in Müncheberg, ist nicht jede Tigermücke schon mit einem gefährlichen Virus infiziert. Wenn jedoch hierzulande eine Mücke einen infizierten Reiserückkehrer sticht, kann sie das Virus an den nächsten gestochenen Menschen weitergeben.
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Ein weiteres Krabbeltier, über das in letzter Zeit viel berichtet wurde, ist der Ölkäfer. Ihn gibt es übrigens schon ewig in Deutschland, ohne dass man ihn bisher groß beachtet hat. Er gilt als giftig, dennoch sind die Mengen an abgesondertem Gift eher gering. Laut Jens Esser, Entomologe, Insektenforscher und Käferexperte (NABU) müsste man den Käfer schon ablecken oder essen, um Vergiftungserscheinungen zu bekommen.
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Wie der Mückenplage zuhause Einhalt gebieten?
Damit sich im heimischen Garten keine Insektenplage entwickelt oder man den Verdacht hat, dass die Tigermücke sich angesiedelt hat, sollten Brutstätten für Stechmücken ausgetrocknet werden. Es sollte kein abgestandenes Wasser mehr in Töpfen oder Gießkannen geben. Insektenschutzgitter an Türen und Fenstern sind ebenfalls empfehlenswert, damit die stechenden Tierchen nicht ins Haus gelangen. Über die Regentonne kann auch ein Moskitonetz gespannt werden. Manche Anbieter verkaufen auch CO2 basierte Mückenfallen. Des Weiteren gibt es zudem auch Bti-Tabletten, die in Regentonnen eingesetzt werden, um die Population einzudämmen. Aber für natürliche Gewässer sind sie tabu. Denn Insekten sind auch immer noch wichtige Nahrungsquellen für Vögel, Fische, Spinnen, Amphibien oder Fledermäuse.
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Asiatische Tigermücke breitet sich aus: Warum die tropische Stechmücke so gefährlich ist
Kommt die Tigermücke per Schiff? Fallen im Hamburger Hafen aufgestellt
Wissenschaftler wollen im Hamburger Hafen exotische Mücken fangen. Dort seien Fallen aufgestellt worden, teilten das städtische Institut für Hygiene und Umwelt und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin mit. Die Wissenschaftler wollen frühzeitig erkennen, ob sich die Asiatische Tigermücke an der Elbe ausbreitet, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.
Die Tigermücke sei bereits in Teilen Süddeutschlands und in Berlin anzutreffen, in Hamburg aber bislang nicht entdeckt worden. Es bestehe jedoch das Risiko der Einschleppung, denn die Stechmücken könnten über den Import alter Autoreifen oder Pflanzen, aber auch in Frachtcontainern als „blinde Passagiere“ einreisen.
Die aktuelle Fangsaison soll bis Ende Oktober gehen. Die Wissenschaftler riefen Privatpersonen auf, sich an der Mückenjagd zu beteiligen. Gefangene Mücken sollen an das Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung in Müncheberg (Brandenburg) geschickt werden.
Wie erkennt man Tigermücken?

Die wichtigsten optischen Merkmale: Die Tigermücken sind immer kleiner als eine Ein-Cent-Münze, sind grundlegend schwarz (nicht bräunlich) mit weißen, prägnanten Streifen auf Körper und Beinen. Während andere Mückenarten vor allem zur Dämmerung aktiv sind, sticht die Tigermücke auch tagsüber aggressiv.
Die aus den Tropen stammende Tigermücke kann eine Reihe gefährlicher Krankheitserreger wie Dengue- und Chikungunya-Virus übertragen. Noch ist hierzulande kein Fall bekannt geworden, bei dem eine Erkrankung durch den Stich einer hier lebenden Tigermücke übertragen wurde – Experten halten das wegen des Klimawandels aber nur für eine Frage der Zeit. In Südfrankreich zum Beispiel wurden schon mehrfach Zika-Infektionen durch dort heimische Tigermücken gemeldet. Nachgewiesene Dengue-Infektionen gab es etwa auf Madeira sowie in Kroatien und Frankreich. Auch Chikungunya-Ausbrüche gab es im Mittelmeerraum bereits.
Müssen wir künftig Angst vor jedem Mückenstich haben?
„Grundsätzlich bei jedem Mückenstich Sorge zu haben, ist im Moment sicher übertrieben“, sagt der Tropenmediziner Tomas Jelinek. „Es ist eine ernstzunehmende Krankheit, aber man muss kein massenhaftes Auftreten in Deutschland erwarten.“ Es sei aber durchaus wahrscheinlich, dass es in Zukunft auch hierzulande zu kleineren West-Nil-Ausbrüchen kommen werde.
Wann erste durch hier lebende Tigermücken übertragene Dengue-Infektionen bemerkt werden, ist unklar. Bestehende Populationen der Insekten zu vernichten, sei wichtig, betonen die Experten. (dpa, pdr, sli)