Immer mehr Menschen nehmen sie täglichGewöhnung und Abhängigkeit: Wann Schlafmittel zur Gefahr werden können
Oft treibt uns schon eine schlaflose Nacht an den Rand des Wahnsinns.
Wer sich aber Nacht für Nacht im Bett wälzt und nicht in den Schlaf findet, greift früher oder später nicht selten zu Schlafmitteln. Dabei wird zwischen rezeptfreien Mitteln, Antihistaminika und vom Arzt verschriebenen Medikamenten unterschieden, Nebenwirkungen und vor allem Suchtgefahr werden bei der Einnahme leider allzu oft unterschätzt.
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Wie wirken Schlafmittel?
Schlafmittel wirken in der Regel auf unser Gehirn, sie zählen zu den Psychopharmaka. Um einschlafen zu können, muss unser Gehirn heruntergefahren werden. Dies erledigt normalerweise der körpereigene Botenstoff Gamma-Amino-Buttersäure. Die meisten heute verfügbaren Schlafmittel verstärken dessen Wirkung und erleichtern dadurch das Einschlafen.
Können Schlafmittel abhängig machen?
Ja. Dabei wird allerdings nicht der Körper, sondern vielmehr die Psyche abhängig. Das kann so weit führen, dass Betroffene glauben, ohne Schlafmittel gar nicht mehr schlafen zu können. Und letztendlich ist genau das am Ende oft wirklich der Fall. Deswegen sollten Schlafmittel nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden. Es gilt: Je kürzer, umso besser! Welche Gefahren bei der Einnahme von Schlafmitteln drohen, sehen Sie im Video.
Welches Schlafmittel soll ich nehmen?
Nach Möglichkeit sollte auf Schlafmittel generell verzichtet werden. Wenn es aber nicht anders geht, sollte mit dem Arzt abgeklärt werden, welches Medikament das richtige für Sie ist. Medikamente gegen Einschlafstörungen sind bereits nach zwei Stunden wieder abgebaut, bei Durchschlafproblemen benötigen Sie Mittel mit mittlerer Wirkungsdauer. Diese können aber auch am nächsten Tag noch Schwindel und Schläfrigkeit nach sich ziehen. Schlafmittel mit langer Wirkungsdauer werden nur in Ausnahmefällen eingesetzt, zum Beispiel bei vollkommener Schlaflosigkeit.
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Sind alle Schlafmittel rezeptpflichtig?
Schlafmittel auf natürlicher Basis gibt es ohne Rezept. Auch Antihistaminika, die normalerweise gegen Allergien eingesetzt werden, fördern den Schlaf. Sie blockieren im Gehirn nämlich die Wirkung des Hormons Histamin. Antihistaminika sollten nicht länger als drei Tage eingenommen werden. Wichtig: Auch rezeptfreie Medikamente können abhämgig machen.
Wie wirken Naturheilmittel?
Viele Menschen schwören auf Baldrian, obwohl dessen Wirkung nicht ausreichend belegt ist. Es kann einige Zeit dauern, bis die Wirkung einsetzt. Allerdings können Baldrian, Hopfen oder Melisse auch durch den Placebo-Effekt wirken und somit einschläfernd wirken. Doch selbst natürliche Schlafmittel können psychisch abhängig machen.
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Wer darf keine Schlafmittel nehmen?
Vor allem ältere Menschen brauchen - wenn überhaupt - nur geringe Schlafmitteldosen. Aufgrund des erhöhten Sturzrisikos sollten sie keine Benzodiazepine einnehmen, da diese stark muskelentspannend wirken. Für Senioren sind auch keine frei verkäuflichen Antihistaminika geeignet, sie können einen schweren Verwirrungszustand verursachen. Wer Schlafmittel nimmt, sollte auf Alkohol verzichten.
Auch Menschen mit Leberfunktionsstörungen müssen mit Schlafmitteln vorsichtig sein. Zudem sind Schlafmittel tabu für Schwangere, Stillende und für Menschen, die schon mal ein Suchtproblem hatten.
Aber generell gilt: Sie sollten immer erst einmal abklären, welche Ursachen die Schlafstörungen haben. Organische Ursachen kann ein Arzt abklären. Aber auch die folgenden Tipps können zu einen entspannten Schlaf beitragen:
regelmäßige Schlafenszeiten
abends auf den Konsum von Alkohol, koffeinhaltigen Getränken wie Kaffee, Cola und Tee verzichten
schwer verdauliche abendliche Mahlzeiten vermeiden
autogenes Training oder andere Entspannungsübungen
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Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen.