US-Regierung befürchtet "viele Tote"

Zerstörter Staudamm in Nowa Kachowka: Wasserstand beginnt zu sinken

Am Dienstag ist der Kachowka-Stausee in der russisch kontrollierten Region Cherson zerstört worden – nun sinken die Pegelstände am Damm offenbar. Die Ukraine gibt Russland die Schuld an der Katastrophe. Die Vereinten Nationen befürchten, dass die Folgen der Fluten verheerend sein könnten.

Scholz bei RTL zum zerstörten Staudamm: " Aggression der russischen Seite"

Werden aus Feldern Wüsten?

dpatopbilder - 06.06.2023, Ukraine, Cherson: Rettungskräfte transportieren Bewohner mit Booten, die aus einem überfluteten Viertel in Cherson evakuiert werden sollen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist durch die Sprengung des wichtigen Kachowka-Staudamms gefährlich eskaliert - mit noch unabsehbaren humanitären, ökologischen und militärischen Folgen. Foto: Libkos/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Cherson - Rettungskräfte holen Anwohner mit Booten aus ihren Häusern
pat, dpa, Libkos

Einen Tag nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms geht der Wasserstand in der nahe gelegen Stadt Nowa Kachowka laut russischen Besatzungsbehörden allmählich wieder zurück. Das teilt die von Russland installierte Stadt-Verwaltung über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Weiter flussabwärts dagegen steigen die Pegel weiter – auch in der Großstadt Cherson, wo inzwischen mehr als 1000 Häuser betroffen sind. Berichte über Todesopfer gibt es weiter nicht.

Etwa 42.000 Menschen sind nach ukrainischen Angaben direkt von den Überschwemmungen bedroht. Auch der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erklärte, dass der Dammbruch "schwerwiegende und weitreichende Folgen für Tausende von Menschen in der Südukraine auf beiden Seiten der Frontlinie haben wird. Sie werden ihre Häuser, Nahrungsmittel, sauberes Wasser und ihre Lebensgrundlage verlieren". Forscher warnen schon, dass weite Feldgebiete südlich des Staudamms sich langfristig in Wüsten verwandeln könnten, weil jetzt die Bewässerung durch den Stausee fehlt.

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"Viele Todesopfer" befürchtet

Das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe werde erst in den kommenden Tagen sichtbar. US-Regierungssprecher John Kirby geht davon aus, dass die Überschwemmungen wahrscheinlich "viele Todesfälle" mit sich bringen. Experten zufolge sollen die Fluten am Mittwoch ihren Höhepunkt erreichen.

Laut Militärexperte Markus Reisner könnte Russland mit der Sprengung versucht haben, einen ukrainischen Angriffsversuchs über den Fluss Dnipro zu verhindern. Dafür "nimmt man mit teuflischem Kalkül weiträumige Zerstörungen und Opfer in Kauf", so Reisner bei ntv.de. Ähnlich äußerte sich auch Mychajlo Podoljak, ein Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj auf Twitter sowie die Sprecherin des ukrainischen Militärkommandos Süd, Natalia Humeniuk.

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Moskau wirft Kiew Terroranschlag gegen Zivilisten vor

Kurz vor der Sitzung des UN-Sicherheitsrats in der Nacht zum Mittwoch hat das russische Außenministerium die Ukraine beschuldigt, den Kachowka-Staudamm zerstört zu haben. "Der Vorfall ist ein Terroranschlag, der sich gegen zutiefst zivile Infrastruktur richtet", heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung der Behörde. Russland habe die Sitzung des UN-Sicherheitsrats initiiert, um die von Kiew ausgelöste große "humanitäre und ökologische Katastrophe" zu verurteilen. Die Ukraine ihrerseits wirft Russland die Sprengung des Staudamms vor. (jak/reuters/dpa)

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