Seine Klassenkameraden bereiten nun Molotowcocktails vor
Flucht statt Abitur: Anton (17) flieht alleine aus Kiew nach Deutschland

Vor über einer Woche hat Russland seine Angriffe auf die Ukraine gestartet. Seitdem sind über eine Million Menschen auf der Flucht. Auch der gerade einmal 17-jährige Anton musste aus seiner Heimatstadt Kiew fliehen und seine Mutter und seinen Großvater zurücklassen. Nun ist er bei seinem Vater im hessischen Schlüchtern in Sicherheit. Doch seine Gedanken sind weiterhin bei seiner Familie und seinen Freunden in der Ukraine.
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40 Stunden auf der Flucht
„Es war sehr anstrengend“, erzählt Anton RTL Hessen-Moderatorin Tina Mattick im Talk. Seine Fluchtmöglichkeit sei die Bahn gewesen, während um ihn herum die Sirenen des Luftalarms heulten. Besonders der Weg zur U-Bahn ist ihm in Erinnerung geblieben: „Das waren die längsten 10 Minuten meines Lebens.“ Insgesamt ist Anton 40 Stunden unterwegs, allein an der Grenze wartet er 12 Stunden.
Im Talk: Antons Flucht aus Kiew
Klassenkameraden helfen dem Militär
In der Ukraine hätte der 17-Jährige im Sommer eigentlich sein Abitur gemacht. Doch anstatt die Schulbank zu drücken, ist Anton nun in einem anderen Land und seine Klassenkameraden bauen Molotowcocktails und sammeln Lebensmittel. „Sie helfen dem Landschutz, so nennen wir das“, erzählt Anton weiter. „So helfen sie den Zivilisten, als auch dem Militär. Natürlich nicht nur meine Klassenkameraden, sondern die Mehrheit der Ukrainer.“
Er sei nun froh, hier zu sein. „Aber noch froher wäre ich, wenn alle meine Freunde und Mitbürger in solcher Sicherheit wären, wie ich jetzt“, so Anton.
Solidarität im Radio
Um sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen, haben heute Morgen um 8.45 Uhr deutschlandweit mehr als 200 Radios die Friedenshymne „Give Peace a Chance“ von John Lennon gespielt. Julia Nestle ist Moderatorin bei Hit Radio FFH und ist von diesem Moment sehr berührt: „Ist schon was Bewegendes, wenn du weißt, dass genau in dieser Sekunde, ganz viele Radiosender das Gleiche tun. Das gibt einem so das Gefühl, natürlich können wir damit den Krieg nicht beenden. Aber wir können ein kleines Zeichen setzen und sind Teil von sowas. Das hat mich schon bewegt.“
Kundgebung von Schülern in Gießen
Auch 1000 Schülerinnen und Schüler des Landgraf-Ludwig Gymnasiums in Gießen haben sich zu einer Kundgebung versammelt. Dabei geht es ihnen vor allem um eins: sie wollen den jüngeren Schülerinnen und Schülern klarmachen, wie die Sachlage momentan ist und von welchen Fakten der Krieg bestimmt wird. Doch der wichtigste Punkt: sie wollen zeigen, wo sie, als Schülerinnen und Schüler, der Ukraine helfen können. (dgö)
