Doch es gibt auch Nebenwirkungen

EU-Sanktionen gegen Russland wirken langsam, aber sicher!

ARCHIV - 04.03.2022, Russland, St. Petersburg: Container liegen im Hafen von St. Petersburg. Die gegen Russland verhängten EU-Sanktionen entfalten nach bislang unter Verschluss gehaltenen Daten langsam aber sicher ihre Wirkung. (zu dpa "Zahlen aus Brüssel: EU-Sanktionen treffen russische Wirtschaft") Foto: Igor Russak/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Container liegen im Hafen von St. Petersburg. Die gegen Russland verhängten EU-Sanktionen entfalten wohl ihre Wirkung.
vco, dpa, Igor Russak

Richten die gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktionen die erhofften Schäden beim Kriegstreiber an? Interne Analysen von EU-Experten geben auf diese Frage eine klare Antwort. Aber es gibt auch Nebenwirkungen.
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13,8 Milliarden Euro eingefroren

Die gegen Russland verhängten EU-Sanktionen entfalten, nach bislang unter Verschluss gehaltenen Daten, langsam, aber sicher ihre Wirkung. Wie Experten der EU-Kommission der Deutschen Presse-Agentur bestätigten, betreffen zielgerichtete Handelsbeschränkungen mittlerweile russische Exportgeschäfte, die vor dem Krieg ein Volumen von mehr als 73 Milliarden Euro im Jahr hatten. Prozentual gesehen geht es um 48 Prozent der bisherigen Ausfuhren Russlands in die EU.

Hinzu kommt auch, dass innerhalb eines Zeitraumes von rund vier Monaten russische Vermögenswerte in Höhe von rund 13,8 Milliarden Euro eingefroren wurden - zum Beispiel von Oligarchen und anderen Unterstützern von Kremlchef Wladimir Putin. Milliardenschwere Reserven der russischen Zentralbank können ebenfalls nicht mehr abgerufen werden.

Kremlchef Putin spricht von "wirtschaftlichem Blitzkrieg"

Von einem „wirtschaftlichen Blitzkrieg“ des Westens gegen Russland spricht Putin immer wieder. Er räumt ein, dass die Schäden für die russische Wirtschaft groß seien. Der 69-Jährige betont aber, dass auch der Westen Schaden nehme - und das Riesenreich besser durch die Krise komme als erwartet. Auch der Rubel ist so stark wie seit Jahren nicht mehr. Russische Staatsmedien berichten mit Häme über die explodierenden Energiepreise und die steigenden Kosten für Verbraucher in der EU.

Auch die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Franziska Brantner, geht davon aus, dass die Sanktionen gegen Russland ihre Wirkung entfalten. Bei ntv.de sagte die Grünen-Politikerin: „Wir erwarten einen starken Einbruch des russischen Bruttoinlandsprodukts und einen massiven Anstieg der Inflation.“ Schon jetzt seien die Investitionen in Russland um 34 Prozent eingebrochen.

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Russische Wirtschaft wird wohl schrumpfen

Konkret geht die EU derzeit davon aus, dass die russische Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 10,4 Prozent schrumpfen wird. Zum Vergleich: In der EU wird in diesem Jahr trotz der Sanktions- und Kriegsfolgen für die europäischen Unternehmen noch mit einem Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent gerechnet, für Deutschland liegt die Prognose bei immerhin noch plus 1,4 Prozent.

EU-Wirtschaft selbst auch von den Sanktionen betroffen

Aber auch die EU-Wirtschaft selbst wird durch die Sanktionen getroffen. Den größten direkten Einfluss hatten nach Einschätzung der EU-Experten die Einfuhrverbote für Stahlerzeugnisse aus Russland, da vor dem Krieg 21 Prozent der Einfuhren aus dem Land kamen. Als negative Kriegsfolgen für die EU werden in Brüssel zudem unter anderem die Preise für Feldfrüchte gesehen.

  • So stiegen beispielsweise die ohnehin schon relativ hohen Preise für Weizen nach dem Beginn der russischen Invasion noch einmal um 35 Prozent,

  • die für Mais um 15 bis 25 Prozent

  • und die für Sonnenblumenkerne um rund 33 Prozent.

Auch für Franziska Brantner ist klar, dass auch Deutschland die Sanktionen spüre. Günstige Rohstoffe aus Russland und China hätten in den letzten Jahren zum Wachstum von Wirtschaft und Wohlstand im Land beigetragen, sagte sie ntv.de: „Aber das Modell war eben: 'Billig, billig, billig - egal, wie produziert wird und in welche Abhängigkeiten wir uns begeben.'“ Das Bundesministerium unterstütze deshalb eine Diversifizierung von Rohstofflieferanten, verarbeitenden Ländern und Lieferketten. „Wir müssen jetzt klug ausgestalten und die richtigen Anreize setzen, damit nicht in einem Jahr wieder alle von China kaufen, wenn die Preise sinken, sondern dass die Diversifizierung langfristig ist.“ (dpa/rcl)

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