Nach Wahlschlappe bei der BundestagswahlAfD-Fraktion: Zoff gleich in der ersten Sitzung

Kay Nietfeld
Die neue AfD-Fraktion streitet über die Aufnahme einiger Mitglieder.
deutsche presse agentur

Die konstituierende Sitzung der AfD-Fraktion geht mit einer Überraschung los. Zwei der neuen Parlamentarier sollen nach Ansicht einiger Abgeordneter gar nicht erst in die Fraktion aufgenommen werden. Einer verlässt wenige Stunden später den Saal.
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17. Landesparteitag der AfD-NRW am 05.10.2019 im Wunderland in Kalkar Der 17. Landesparteitag der Alternative für Deutschland findet am 05.10.2019 in Kalkar statt. Matthias Helferich Foto: Revierfoto
Matthias Helferich verließ die AfD-Fraktion schon während der erster Sitzung.
deutsche presse agentur

Das "freundliche Gesicht des NS"

In einer stürmischen ersten Sitzung hat sich die neue AfD-Fraktion im Bundestag formiert. Noch vor der Wahl der neuen Fraktionsvorsitzenden beriet die Fraktion am Mittwoch darüber, ob die erstmals in den Bundestag gewählten Abgeordneten Matthias Moosdorf aus Sachsen und Matthias Helferich aus Nordrhein-Westfalen der Fraktion angehören sollen oder nicht.

Gegen Helfrich war noch im Wahlkampf eine Ämtersperre verhängt worden, weil er sich in einem Chat als „freundliches Gesicht des NS“ bezeichnet hatte.

Als die Debatte hitzig wird, werden die Mitarbeiter der Fraktion vor die Tür geschickt. Am Abend verlässt dann Helferich freiwillig erst die Sitzung und dann die Fraktion. Helferich habe sich nach einer längeren Diskussion entschieden, der Fraktion nicht angehören zu wollen, sagt der scheidende Fraktionschef Alexander Gauland. Fraktionskollegen berichten, Helferich wolle am Donnerstag einen Antrag auf Gaststatus in der Fraktion zu stellen.

29.09.2021, Berlin: Matthias Moosdorf (AfD), Mitglied des Deutschen Bundestags, steht in einer Pause während der konstituierenden Sitzung der künftigen Bundestagsfraktion der AfD im Bundestag. Foto: Christophe Gateau/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Matthias Moosdorf wird von einigen AfD-Abgeordneten als "Querulant" betrachtet.
cgt, dpa, Christophe Gateau

"Querulant" darf bleiben

Beim Cellist Moosdorf liegt die Sache ein bisschen anders. Er wird von manchen AfD-Abgeordneten als „Querulant“ angesehen - vor allem, seitdem er harsche Kritik an dem scheidenden Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland geäußert hat. Er hatte Gauland unter anderem „Bockigkeit“ und zu viel Verständnis für radikale Ausfälle von Parteifreunden vorgehalten.

Sein Fall wird schließlich zu den Akten gelegt. Er darf Mitglied der Fraktion bleiben. Er wisse ohnehin nicht, was ihm aktuell vorgeworfen werde, sagte er auf Anfrage. Gauland sagte: „Ich kann mit harter Kritik immer leben.“

Gauland selbst wird der Faktion künftig als einfacher Abgeordneter angehören. Es war jedoch vorgeschlagen worden, ihn zum Ehrenvorsitzenden der Fraktion zu machen.

29.09.2021, Berlin: Hannes Gnauck (AfD), Mitglied des Deutschen Bundestags, spricht in einer Pause während der konstituierenden Sitzung der künftigen Bundestagsfraktion der AfD. Foto: Christophe Gateau/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Hannes Gnauck wurde vom deutschen Militärischen Geheimdienst MAD als "Extremist" eingestuft.
cgt, dpa, Christophe Gateau
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Auch "Extremist" darf bleiben

Zu den 25 neuen AfD-Abgeordneten gehört auch Hannes Gnauck aus Prenzlau in der Uckermark. Er hatte im Wahlkampf angekündigt: „Ich werde weiter unbequem sein (...). Und keine Kanzlerin, kein Minister, kein Herr Haldenwang und kein politisch instrumentalisierter Geheimdienst würden mir jemals die Nähe zu Euch, zu meinem Volk, verbieten können.“

Der Oberfeldwebel war vom deutschen Militärischen Geheimdienst MAD als „Extremist“ eingestuft worden. Er kündigte an, er werde sich dagegen juristisch zur Wehr setzen. Sein Fall sei ganz anders gelagert als der von Helferich, sagte er am Rande der Sitzung. Deshalb habe er keine Angst vor einem Ausschluss aus der Fraktion.

RTL-Moderator Peter Kloeppel und Alice Weidel liefern sich heftigen Schlagabtausch im Live-TV

Wahlen verschoben

Der wichtigsten Teil der konstituierenden Sitzung fand übrigens nicht statt. Um den Fraktionsvorsitz wollen sich die beiden Spitzenkandidaten, Alice Weidel und Co-Parteichef Tino Chrupalla gemeinsam am Donnerstag bewerben. Ob die Wahl ohne Zwischenfälle von statten geht, ist allerdings offen. (rtl.de/dpa)

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