Sieben Jahre Haft in El Salvador

Weil ihr Baby stirbt, muss sie in den Knast: Jetzt ist Lilian endlich frei!

Konferenz gegen Abtreibungsgesetz in El Salvador
Lilian ist nach sieben Jahren wieder in Freiheit. Jetzt erzählt sie auf einer Pressekonferenz ihre Geschichte.
Reuters

Gesetz bestraft Mütter, deren Kinder sterben
In El Salvador sind Abtreibungen gesetzlich verboten. Aber auch natürliche Fehl- und Totgeburten werden laut Kritikern hart bestraft. Weil das Baby von Lilian kurz nach der Geburt an Komplikationen stirbt, wird sie zu 30 Jahren Haft verurteilt. Jetzt setzt sich die junge Frau dafür ein, dass sich in ihrem Land etwas verändert.
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Mutter für den Tod verantwortlich gemacht

Die Frau aus El Salvador bringt im Jahr 2015 ein kleines Mädchen zur Welt. Doch nur 72 Stunden nach der Geburt erleidet das Baby Komplikationen. Das Kind stirbt im Krankenhaus unter der Obhut der Ärzte.

Das Land in Zentralamerika macht in solchen Fällen häufig die Mutter für den Tod des Babys verantwortlich. So auch Lilian: Die junge Frau wird wegen Mordes zu 30 Jahren Haft verurteilt, weil sie ihr Kind nach der Geburt vernachlässigt habe. Außerdem habe sie sich während der Schwangerschaft nicht ausreichend um den Fötus gekümmert, heißt es im Urteil.

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Prozess: Frau nach sieben Jahren in Freiheit

Doch Lilian, die zuvor bereits ein Kind bekommen hatte, ist von ihrer Unschuld überzeugt. Der Tod ihrer Tochter habe nichts damit zu tun, dass sie ihr Baby schlecht behandelt habe. Erst nach sieben Jahren Haft wird ihr Fall neu aufgerollt. 2023 spricht ein Richter Lilian frei, weil sie sich, genauso wie ihre Tochter, kurz nach der Geburt in einem verletzlichen Zustand befunden habe.

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Drastisches Abtreibungsverbot in El Salvador

„Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder mit meiner Familie vereint bin. Ich bin allen Menschen unendlich dankbar, die mich während dieses Prozesses unterstützt haben und für meine Freiheit gekämpft haben“, sagt sie bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (17. Januar). „Im Namen aller meiner Kameraden bitte ich Sie, andere unschuldige Frauen wie mich nicht weiter anzuklagen und zu verfolgen", sagt die 28-Jährige weiter.

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El Salvador hat eines der härtesten Abtreibungsverbote in Nord- und Südamerika, das nach Ansicht von Kritikern auch für Frauen gilt, die Fehl- und Totgeburten erleiden. Viele Frauen wurden wegen der angeblichen Tötung ihrer Kinder schon zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt. (reuters/jsi)