Kein Sex seit zehn Jahren

Warum „Drachen-Mensch“ Legion möchte, dass sein Penis entfernt wird

Legions Ziel ist es, ein geschlechtsloser Drache zu werden

Der 62-jährige Legion hat ein ultimatives Ziel, das er in seinem Leben noch erreichen möchte: Er will ein geschlechtsloser Drache werden. Dafür hat der US-Amerikaner, der im Elendsviertel Skid Row in Los Angeles lebt, schon einiges in Kauf genommen. Legion hat bereits grün tätowierte Augen, keine Ohren mehr, nur noch wenig von seiner Nase, eine geteilte Zunge, kaum noch Zähne und 18 Hörner – letzteres ist mehr, als jeder andere Mensch auf der Welt.

All das, um wie ein Reptil auszusehen, erzählt Legion in einem Video auf dem YouTube-Kanal „Soft White Underbelly“, der fast fünf Millionen Abonnenten hat. Dort sagt er zu seiner Nase: „Ich kann einige Dinge nicht mehr machen, zum Beispiel in der Nase bohren, aber das stört mich nicht. Reptilien haben eben eine flache Nase und nur zwei kleine Löcher an der Seite, so wie ich jetzt auch.“

Inspiration für die Nase habe er von dem fiktiven Harry-Potter-Charakter Lord Voldemort bekommen. „Ich liebe Lord Voldemort, ich denke, wir wären ein tolles Paar“, sagt Legion lachend.

IM VIDEO: Ohren und Zähne weg und Zunge gespalten

Nächster Schritt: Legion möchte keinen Penis mehr haben

Um sein Ziel, geschlechtslos zu werden, zu vervollständigen, möchte Legion sich demnächst den Penis entfernen lassen. Eine Kastration, also die Entfernung seiner Hoden, hatte er bereits 2018. Nun plane er, seinen Penis, den er „Mr. Bojangles“ nennt, ebenfalls „abschneiden“ zu lassen.

Dabei geht es ihm nicht darum, weibliche Genitalien zu bekommen – im Gegenteil. Er fühle sich genauso wenig dem weiblichen wie dem männlichen Geschlecht zugeordnet. Deshalb identifiziert er sich als nicht-binär und gibt sich selbst das Pronomen „they“ (deutsch: sie).

Der Verlust seines Penis ist auch auf einer sexuellen Ebene nicht mehr relevant für Legion. Er erzählt, dass er 20 Jahre lang mit einem Partner zusammen war, er war „Seelenverwandter und das Wichtigste in meinem Leben“. Seit dessen Tod vor 14 Jahren ist Legion Single. Das letzte Mal habe er vor mehr als zehn Jahren Sex gehabt. Er vermisse es nicht und sei glücklich, allein zu sein.

Tatsächlich sei ihm die menschliche Faszination für Sex mittlerweile sehr fremd. So sagt Legion: „Wir Reptilien haben andere Dinge, über die wir uns Gedanken machen.“

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Die traurige Kindheit des Drachen-Menschens

Geboren wurde Legion, der mittlerweile offiziell Tiamat Legion Medusa heißt, als Richard Hernandez in einer Kleinstadt im Süden von Texas. Er ist das vierte Kind seiner gerade einmal 21-jährigen Mutter. Seine Kindheit ist geprägt von Armut, Vernachlässigung und psychischem und physischem Missbrauch.

Im Alter von gerade einmal vier Jahren werfen sein Stiefvater und seine Mutter ihn aus einem Auto und setzen ihn in der Wildnis aus. Die Landschaft, in der er sich befindet, ist voller Klapperschlangen. Deshalb, sagt Legion heute, habe er den Wunsch gehabt, selbst zu einem Reptil zu werden. Er habe damals die Klapperschlangen als seine „Eltern“ gesehen.

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Später adoptieren ihn seine Großeltern, die ihn jedoch verachten. Legion sagt heute, er habe seine Kindheit gehasst und wollte jahrelang sterben. Trotzdem hege er keinen Groll oder Hass gegenüber seiner Mutter. Stattdessen zeigt er Verständnis für ihre damalige Situation.

Ein Verständnis, das ihm heute viele fremde Menschen für seinen eigenen, ungewöhnlichen Lebensstil zukommen lassen. So heißt es etwa in einem YouTube-Kommentar: „Zuerst war ich über das Aussehen schockiert, aber nachdem ich den Worten zugehört habe, hat mich das Aussehen von Legion nicht mehr erschreckt, denn die liebevolle Seele ist das, was durchscheint.“ (lkö)