Geheimpolizei nimmt neun Ausländer fest

Deutscher nach Protesten im Iran verhaftet - Amnesty: schon 52 Tote

19.09.2022, Iran, Tehran: Auf diesem Bild vom Montag, 19. September 2022, das von einer nicht bei Associated Press angestellten Person aufgenommen und von AP außerhalb des Irans beschafft wurde, brennt ein Polizeimotorrad während eines Protests gegen den Tod einer jungen Frau, die festgenommen wurde, weil sie gegen die konservative Kleiderordnung des Landes verstoßen hatte, in der Innenstadt von Teheran, Iran. Nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Polizeigewahrsam haben in der iranischen Hauptstadt Teheran Tausende Menschen protestiert. (zu dpa: «Tausende demonstrieren im Iran nach Tod von Mahsa Amini») Foto: Uncredited/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Proteste in Iran (Symbolfoto)
sei, dpa, Uncredited

Die systemkritischen Proteste im Iran reißen nicht ab. Jetzt hat der Geheimdienst neun Ausländer festgenommen. Unter ihnen sei auch ein Deutscher, hieß es in einer Erklärung. Die anderen Ausländer kommen demnach aus Frankreich, den Niederlanden, Italien, Polen und Schweden. Sie sollen entweder direkt an den Protesten teilgenommen oder im Hintergrund agiert haben. Weitere Details wurden nicht mitgeteilt.
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Demos nach Tod von Mahsa Amini halten an

Berlin, Protest auf Reichstagswiese nach Tod von Mahsa Amini im Iran Mit Plakaten von Masha Amini demonstrieren Teilnehmer für Demokratie und Freiheit im Iran auf der Reichstagswiese. Berlin, 28.09.2022 *** With posters of Masha Amini participants demonstrate for democracy and freedom in Iran on the Reichstagswiese Berlin, 28 09 2022 Foto:xF.xKernx/xFuturexImage
Auch in Berlin kam es nach demTod von Mahsa Amini im Iran zu Protesten
www.imago-images.de, IMAGO/Future Image, IMAGO/Frederic Kern

Auslöser der anhaltenden Demonstrationen ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich „unislamischen Outfits“ festgenommen. Was genau mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau war ins Koma gefallen und am 16. September in einem Krankenhaus gestorben.

Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück. Seit dem Tod der jungen Frau demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie das islamische System.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf der iranischen Führung eine systematische Eskalation der Gewalt vor. Die Organisation dokumentierte nach eigenen Angaben den Tod von 52 Frauen, Männern und Kindern aufgrund des Handelns der Sicherheitskräfte.

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Amnesty: Gewalt-Eskalation bewusste Strategie der Machthaber

Amnesty erklärte weiter, ihnen liege die Kopie eines Dokuments vor, aus dem hervorgehe, dass die Führung der Streitkräfte schon am 21. September die Kommandeure in allen Provinzen angewiesen habe, mit aller Härte gegen Demonstrierende vorzugehen.

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Diese seien darin als „Unruhestifter und Revolutionsgegner“ bezeichnet worden. Der Befehl belege, dass die Eskalation der Gewalt und der Einsatz scharfer Munition System habe und eine bewusste Strategie der iranischen Führung sei, hieß es.

21.09.2022, Iran, Tehran: Demonstranten skandieren während eines Protestes in der Innenstadt von Teheran Parolen gegen den Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini. Sie war vor gut einer Woche von der Sittenpolizei wegen ihres «unislamischen Outfits» festgenommen worden. Was genau mit Amini nach ihrer Festnahme geschah ist unklar, jedenfalls fiel sie ins Koma und starb am Freitag (16.09.2022) in einem Krankenhaus. Nach den tagelangen Massenprotesten im Iran wurde der Zugang zu Instagram, einer der wenigen westlichen Social-Media-Plattformen, die im Lande noch verfügbar sind, unterbrochen. Foto: Uncredited/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Protest gegen den Tod von Mahasa Amini im Iran
lvb alf, dpa, Uncredited

Über die Demonstrationen gibt es auch wegen der Einschränkung des Internets zurzeit wenige Informationen. Augenzeugen zufolge finden Proteste auch auf den Dächern von Häusern statt. Dort versammeln sich demnach Nachbarn und rufen systemkritische Slogans. (dpa/uvo)