Geheimpolizei nimmt neun Ausländer fest
Deutscher nach Protesten im Iran verhaftet - Amnesty: schon 52 Tote

Die systemkritischen Proteste im Iran reißen nicht ab. Jetzt hat der Geheimdienst neun Ausländer festgenommen. Unter ihnen sei auch ein Deutscher, hieß es in einer Erklärung. Die anderen Ausländer kommen demnach aus Frankreich, den Niederlanden, Italien, Polen und Schweden. Sie sollen entweder direkt an den Protesten teilgenommen oder im Hintergrund agiert haben. Weitere Details wurden nicht mitgeteilt.
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Demos nach Tod von Mahsa Amini halten an

Auslöser der anhaltenden Demonstrationen ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich „unislamischen Outfits“ festgenommen. Was genau mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau war ins Koma gefallen und am 16. September in einem Krankenhaus gestorben.
Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück. Seit dem Tod der jungen Frau demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie das islamische System.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf der iranischen Führung eine systematische Eskalation der Gewalt vor. Die Organisation dokumentierte nach eigenen Angaben den Tod von 52 Frauen, Männern und Kindern aufgrund des Handelns der Sicherheitskräfte.
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Amnesty: Gewalt-Eskalation bewusste Strategie der Machthaber
Amnesty erklärte weiter, ihnen liege die Kopie eines Dokuments vor, aus dem hervorgehe, dass die Führung der Streitkräfte schon am 21. September die Kommandeure in allen Provinzen angewiesen habe, mit aller Härte gegen Demonstrierende vorzugehen.
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Diese seien darin als „Unruhestifter und Revolutionsgegner“ bezeichnet worden. Der Befehl belege, dass die Eskalation der Gewalt und der Einsatz scharfer Munition System habe und eine bewusste Strategie der iranischen Führung sei, hieß es.

Über die Demonstrationen gibt es auch wegen der Einschränkung des Internets zurzeit wenige Informationen. Augenzeugen zufolge finden Proteste auch auf den Dächern von Häusern statt. Dort versammeln sich demnach Nachbarn und rufen systemkritische Slogans. (dpa/uvo)