Seine Stammzellen retteten ihr das Leben
In Javiera findet Moritz (24) eine kleine Schwester am Ende der Welt

Diese Geschichte macht Hoffnung!
Dass Moritz Rathberger aus Lörrach mal 12.000 Kilometer weit nach Chile fliegen wird, hätte sich der 24-Jährige wohl nicht mal im Traum vorgestellt. Schließlich war er noch nie so weit von zu Hause weg! Doch ein an Blutkrebs erkranktes Mädchen braucht am anderen Ende der Welt seine Hilfe...
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Javiera Riquelme erkrankt schon mit drei Jahren an Blutkrebs und braucht 2020 dringend Hilfe
Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Moritz Rathberger kommt aus Lörrach in Baden-Württemberg und entscheidet sich kurz nach seinem 18. Geburtstag dazu, sich bei der DKMS zu registrieren. Der gesamte Abiturjahrgang an seiner Schule macht mit und will Spender werden. Drei Jahre später ist es so weit: Moritz, der zu der Zeit als Praktikant arbeitet, erhält die Aufforderung zur Stammzellspende.
Am anderen Ende der Welt, in Chile, lebt Javiera Riquelme. Javiera erkrankt mit nur drei Jahren das erste Mal an Blutkrebs. Es folgt eine lange Leidensgeschichte, fast ihre gesamte Kindheit muss das Mädchen im Krankenhaus verbringen. Mit nur neun Jahren erhält sie 2020 ihre dritte Blutkrebs-Diagnose. Die Chemotherapie schlägt nicht mehr an und es ist klar: Javiera braucht dringend Hilfe. Ihre letzte Hoffnung: eine Stammzellspende. Genauer gesagt: Moritz Rathberger aus Deutschland.
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„Angsthase“ Moritz Rathberger überwindet sich - und spendet seine Stammzellen an ein Mädchen in Chile
„Beim Registrieren dachte ich mir damals, dass ich wahrscheinlich eh nichts mehr davon hören werde, da die Wahrscheinlichkeit, dass man wirklich gebraucht und kontaktiert wird, ja eigentlich sehr gering ist“, erklärt uns Moritz Rathberger im RTL-Interview. Vor allem sei es sehr selten, dass man an jemanden spendet, der so weit weg lebt.
Doch das Schicksal hat einen anderen Plan und bringt die beiden inmitten der Corona-Pandemie zusammen: „Vor der Spende war ich sehr aufgeregt. Ich habe nämlich große Angst vor Nadeln, Spritzen und Blut“, so Rathberger.
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Blöderweise muss er sogar noch ein zweites Mal ran, da die Zellen beim Transport ins weit entfernte Chile kaputtgehen. „Das erste Mal war schon sehr anstrengend. Da habe ich mich gefragt, ob ich das wirklich nochmal machen möchte. Aber obwohl ich ein Angsthase bin, musste ich nicht lange überlegen. Denn auch wenn ich Javiera zu dem Zeitpunkt nicht kannte – schließlich ist am Anfang alles anonym – wusste ich dennoch, dass es um ein kleines Mädchen geht, das meine Hilfe braucht. Und damit war für mich klar, dass ich es nochmal mache.“
Nur sechs Monate später erhält der damals 21-Jährige ein Gesundheitsupdate: Alles hat gut funktioniert, Javiera durfte das Krankenhaus verlassen und kann sogar wieder zur Schule gehen! Moritz sagt: „Darüber habe ich mich sehr gefreut.“
Javiera und Moritz treffen bei einem emotionalen Kennenlernen aufeinander

Dieses Jahr, drei Jahre nach der Spende, erhält Moritz Rathberger die Anfrage, ob die Kontaktdaten zwischen ihm und Javiera ausgetauscht werden sollen; die Anonymität kann ab sofort aufgehoben werden. Der Softwareentwickler zögert keine Sekunde. Und es kommt noch besser: „Dann rief jemand von der DKMS an und fragte mich, ob ich nicht auch Lust hätte, sie in Chile zu besuchen. Das war super, da ich mir noch gedacht habe: ‘Wenn Javiera so weit weg wohnt, lernen wir uns bestimmt nie kennen.’“
Einen Monat später, im Oktober 2023, sitzt Moritz im Flieger: „Ich war sehr aufgeregt, weil ich nicht wusste, was mich erwartet. Wir sind dann zu ihrer Schule in Concepción gefahren und dort hat das erste Treffen stattgefunden. Das war ein sehr emotionaler Moment, alle haben sich total gefreut, alle haben geweint und jeder hat sich bei mir bedankt.“
Danach gibt es eine kleine Party mit Verwandten und Freunden von Javiera. Rathberger erzählt: „Es war sehr schön zu sehen, wie viele Leute letztendlich von meiner Spende beeinflusst wurden, das realisiert man erst, wenn man die Chance hat, vor Ort zu sein. Ich wurde auch offiziell in die Familie aufgenommen und es war einfach schön.“
Ein einmaliges Erlebnis, was den 24-Jährigen geprägt hat. „Es ist einfach toll zu sehen, dass Javiera jetzt ein ganz normales Leben führen kann, nachdem sie so viel von ihrer Kindheit verpasst hat. Alle zu sehen, wie froh sie sind, dass sie überlebt hat – da lernt man das Leben nochmal mehr zu schätzen.“
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„Ich habe jetzt nicht nur eine große Schwester, sondern auch noch eine kleine dazugewonnen“
Insgesamt ist Moritz eine Woche vor Ort. Der Abschied fällt ihm schwer: „Ich wäre gerne noch länger geblieben. Aber auf dem Weg zum Flughafen stand für Javieras Familie schon fest, dass sie mich in Deutschland besuchen wollen, darauf haben sie sogar bereits gespart. Im Mai 2024, wenn das vierjährige Jubiläum der Spende ansteht, soll es so weit sein“, erklärt der 24-Jährige.
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Auch seine Familie freue sich sehr auf das bevorstehende Kennenlernen: „Sie sagen immer, dass wir jetzt auch Familie in Chile haben. Ich habe jetzt nicht nur eine große Schwester, sondern auch noch eine kleine dazugewonnen.“
Dank ihm ist Javiera heute 13 Jahre alt – und gesund.