Eva (44): "Ohne André würde ich jetzt nicht mehr hier sitzen"
Ärzte gaben ihr noch sechs Monate - dann kam er! Der Beginn einer besonderen Freundschaft

Obwohl Eva und André schon seit Jahren eng miteinander verbunden sind, haben sie sich erst vor kurzem zum ersten Mal persönlich kennengelernt. Ihre erste Begegnung in Berlin war höchst emotional, denn: Nur weil der Mann aus Bayern sich 2015 bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert, kann er einige Jahre später das Leben der 44-Jährigen aus Niederkrüchten retten. „Ohne André würde ich jetzt nicht mehr hier sitzen“, sagt die zweifache Mutter. Uns haben sie die Geschichte ihrer besonderen Freundschaft erzählt.
Februar 2017: Eva erkrankt schwer und braucht unbedingt einen Stammzellspender
Im Februar 2017 wird das Leben von Diplompädagogin Eva (44) aus Niederkrüchten von jetzt auf gleich auf den Kopf gestellt. Sie hat eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, gepaart mit dem Myelodysplastischen Syndrom (MDS), einer chronischen Erkrankung des blutbildenden Systems. „Das reißt einem den Boden unter den Füßen weg, wenn man eine solche Diagnose bekommt. Das war wirklich wie im Fernsehen. Ich habe den Arzt und das, was er gesagt hat, gar nicht mehr wahrgenommen und bin zusammengebrochen“, erzählt sie im RTL-Interview.
Auch wenn Ärzte mit Chemotabletten und Transfusionen alles geben: Die MDS-Erkrankung lässt sich nicht kontrollieren. Zu allem Überfluss entwickelt Eva auch noch eine akute myeloische Leukämie (AML), eine aggressive Form von Blutkrebs. Sie erklärt: „Das ist ziemlich häufig, dass die Leukämie noch oben drauf kommt, vor allem bei jüngeren Leuten.“
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Lange Zeit geht es ihr schlecht und es wird schnell klar: Die 44-Jährige braucht unbedingt einen passenden Stammzellspender. Dieser wird mit Hochdruck gesucht, denn für eine Typisierungsaktion bleibt keine Zeit mehr, wie ihr Arzt ihr mitteilt: „Ich habe dann gefragt, was genau er damit meint, von welchem Zeitfenster wir sprechen. Er sagte dann, dass er mir noch maximal sechs Monate gibt. Ich habe das selbst sogar gemerkt. Trotz täglichen Bluttransfusionen ging es mir einfach nicht besser, ich hatte keine Kraft und wahnsinnige Knochenschmerzen. Es ging wirklich schnell bergab.“
Zu diesem Zeitpunkt sind ihre Zwillingstöchter gerade mal zwei Jahre alt.
"Wenn man helfen kann, sollte man helfen": André aus Bayern schenkt Eva ein neues Leben
Gut, dass es knapp 600 Kilometer entfernt, in Waldthurn in Bayern, André (45) gibt, der seit 2015 bei der DKMS registriert ist. Seine Gewebemerkmale sind mit denen von Eva nahezu identisch. Vier Jahre nach seiner Registrierung ist er es, der Eva daher mit seiner ambulanten Stammzellspende ein neues Leben schenken kann. Für ihn ist die Spende selbstverständlich: „Wenn man helfen kann, sollte man helfen. Lasst euch registrieren!“
Auch Eva ist dankbar: „Einen Tag nach der Transplantation habe ich angefangen einen Brief an André zu schreiben, den die DKMS an ihn weitergeleitet hat. Er hat zurückgeschrieben und gesagt, dass er mich kennenlernen will. Wir hatten dann über die DKMS Kontakt zueinander und nach zwei Jahren habe ich dann auch seine persönlichen Kontaktdaten bekommen. Wir haben irgendwann telefoniert und mittlerweile ist es, als ob ich ein verschollenes Familienmitglied wiedergefunden hätte.“
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Eva hat den Blutkrebs überwunden - doch noch immer kämpft sie mit den Folgen ihrer Therapie
Beim ersten Treffen von Eva und André in Berlin, das im Rahmen der DKMS-Kampagne „Einfach richtig. Richtig einfach“ stattgefunden hat, ist vor allem Eva sehr emotional. Schließlich ist die Geschichte der beiden das beste Beispiel dafür, dass man mit einer kleinen Geste einem Fremden eine Chance auf ein neues Leben bescheren kann. Das weiß auch die zweifache Mutter zu schätzen. Sie ist überglücklich darüber, dass sie sich nun persönlich bei ihrem Lebensretter bedanken kann.
Aber auch André ist gerührt und stimmt Evas Worten zu. Im Gespräch mit RTL erzählt er: „Jetzt, wo man sich getroffen hat, nachdem man sich bereits einige Jahre telefonisch ausgetauscht hat, wird die ganze Sache immer emotionaler, weil man ja viel mehr Details kennt. Es nimmt einen dann natürlich auch mehr mit. Aber eben auch im positiven Sinne, weil man stolz darauf sein kann, dass man es gemacht hat. Besonders weil ihre Kinder auch so dankbar sind.“
Er erzählt, dass die beiden mittlerweile eine schöne Beziehung zueinander aufgebaut haben und eine ganz besondere Freundschaft pflegen.
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Stammzellspender André zählt sie mittlerweile zu ihren Familienmitgliedern
Trotzdem hat Eva noch immer gesundheitliche Probleme, auch wenn sie den Blutkrebs besiegt hat: „Ich habe sehr stark mit Abstoßungen zu kämpfen. Die Zellen von André bekämpfen meine Zellen, weil diese ja noch in meinen Organen oder in meinem Gewebe sind – nur eben nicht mehr in meinem Blut. Deswegen muss das regelmäßig untersucht und kontrolliert werden. Ich habe eigentlich ständig Schmerzen und mein Immunsystem ist noch sehr niedrig, dass ich stets aufpassen muss, dass ich keine Infektionen bekomme.“
Die nötige Kraft gebe ihr ihre Familie – zu der sie auch André zählt – und ihre positive Einstellung: „Ich war immer der Meinung, dass ich es schaffe. Auch wenn es mir schlecht ging, hatte ich diese Art innere Stimme, die zu mir gesprochen hat. Und so habe ich immer weiter versucht, positiv zu denken.“