Per Stammzellenspende zum doppelten Happy End
Nadine Wimmer rettet Krebspatienten: Wie die ehemalige GNTM-Kandidatin in ihm ihren besten Freund findet
von Vera Dünnwald
Drei Jahre ist es jetzt her, dass Model und Influencerin Nadine Wimmer jemandem mit ihrer Stammzellspende das Leben gerettet hat. Dank der 22-Jährigen kann Joshua, der 2018 dringend auf der Suche nach einem geeigneten Spender war, überleben.
Nadine wohnt in München, Joshua in Kanada, das Duo trennt somit mehr als 6.000 Kilometer. Ohne die DKMS-Spende hätten sich die beiden wahrscheinlich niemals kennengelernt – heute sind sie Freunde. Was Nadine dazu bewegt hat, ihre Stammzellen zu spenden, und wie die besondere Freundschaft mit dem Empfänger ihrer Stammzellen zustande gekommen ist, erzählt sie im RTL-Interview.
Am 12. Dezember 2018 spendet Nadine Wimmer ihre Stammzellen
Schon früh wird Nadine Wimmer durch Schicksalsschläge in ihrem näheren Umfeld geprägt: Im Jahr 2013 diagnostizieren Mediziner bei ihrer Schwester – im Alter von nur 20 Jahren – Lymphdrüsenkrebs. Nur wenige Jahre später stirbt eine Freundin von Nadine nach ihrer Krebserkrankung. „Es war erschütternd zu sehen, wie sehr meine Schwester und meine Freundin gelitten haben.“ Schnell wird für die 22-Jährige klar: Ich möchte etwas tun! Sie lässt sich daraufhin typisieren und wird Stammzellspenderin bei der DKMS. „Ich finde es toll, dass man mit etwas helfen kann, dass der eigene Körper produziert – ohne dass man selbst dadurch irgendeinen Nachteil hat“, erzählt sie im RTL-Interview.
Kurz nach ihrer Anmeldung geht alles ganz schnell: „Die DKMS hat sich zügig per Brief gemeldet und mir mitgeteilt, dass ich als potenzielle Spenderin infrage komme. Ich musste per Formular zustimmen und dann ging es auch schon los. Es folgte zum Beispiel eine allgemeine Untersuchung, wo nach dem körperlichen Zustand geschaut wird. Sie gucken sich wirklich alles genau an, denn die Spende soll einem ja nicht schaden.“ Ob sie jemals daran gedacht hat, die Stammzellen doch nicht zu spenden? „Nein, zu keinem Zeitpunkt! Nach dem Krebsleiden meiner Schwester und dem Tod meiner Freundin war mir einfach klar, dass ich – wenn ich die Möglichkeit habe – sofort jemandem meine Stammzellen spenden würde, um die Chance auf dessen Überleben zu erhöhen.“
Einige Tage später erfolgt die Spende, fünf Stunden verbringt sie vor Ort bei der DKMS. Alle seien aber „sehr zuvorkommend gewesen, nach jeder Stunde kam die Ärztin vorbei, um nach mir zu sehen und um zu schauen, wie viele Stammzellen aus meinem Blut gewonnen werden können. Es lief einfach reibungslos ab und hat mich nicht beeinträchtigt.“
Es ist der 12. Dezember 2018 – ein Datum, dass sich Nadine Wimmer sogar auf der Haut verewigt hat und ihr immer im Gedächtnis bleiben wird.
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Unglaublich: Die 22-Jährige lernt den Empfänger ihrer Spende kennen!
Nadine kennt nur das Alter, das Geschlecht und die Herkunft des Patienten, dem ihre Stammzellen neue Hoffnung aufs Überleben geben. Mehr Infos hat sie nicht: „Ich habe mir das Datum der Stammzellentnahme, den 12. Dezember 2018, tatöwieren lassen. Für mich steht das symbolisch dafür, dass ich seitdem immer gehofft habe, dass der Patient überleben und dass er wieder gesund wird. Ich habe oft an ihn gedacht und einfach nur das Beste gehofft.“ Je nach Situation und Land darf man dann - nach einer bestimmten Zeit - auch noch engeren Kontakt zum Empfänger suchen. Das hat das Model gemacht: „Ich habe nach Kanada gespendet. Nach zwei Jahren durfte ich Kontakt zum Empfänger suchen, was ich dann natürlich sofort getan habe.“
Am 23. Dezember erhält Nadine Wimmer schließlich eine Nachricht der DKMS, dass der Empfänger ihrer Stammzellen sie gerne kennenlernen würde: „Den Tag kann ich nicht in Worte fassen. Das war komplett surreal, aber ich habe mich natürlich riesig gefreut! Ich habe dem Empfänger meiner Spende, einem mittlerweile 37 Jahre alten Kanadier, dann einen Brief geschrieben. Ich habe lange nichts von ihm gehört, aber ich wollte ihm Zeit geben. Und irgendwann habe ich dann eine kurze Nachricht erhalten – wow! Was soll ich antworten, wie soll ich mich verhalten? Ich war einfach so happy und aufgeregt, aber ich wusste auch, dass es ihm wahrscheinlich genauso geht“, erinnert sie sich. Und so entstand der erste Kontakt, gefolgt von einem Austausch von E-Mails, in denen die beiden sich erstmals kennenlernten.
Am 25. Dezember 2021 facetimen Nadine und der Stammzellempfänger, ein Mann namens Joshua, das erste Mal miteinander: „Auch das war total krass. Ich habe zwar vorher Bilder und Videos von ihm erhalten und ihm auch vieles von mir geschickt, aber sich dann live auf FaceTime zu sehen, das war so unfassbar emotional. Ich habe natürlich geweint, es ist unbeschreiblich, die Gefühle fahren Achterbahn“, erinnert sich die Influencerin. Auch ihre Familien lernen sich kennen und mittlerweile schreiben die beiden fast täglich miteinander und telefonieren. Das erste Treffen sei auch schon in Planung.
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"Er ist wie ein Familienmitglied, das auf einmal da ist"
„Es ist wirklich total verrückt, es ist, als wären wir ein und dieselbe Person – nur in männlich und in weiblich. Genetisch sind wir uns wirklich sehr, sehr ähnlich. Es fühlt sich an, als ob ich Joshua schon mein ganzes Leben lang kenne, er ist wie ein Familienmitglied, das auf einmal da ist. Wir haben ein so inniges Verhältnis, dass er wie ein Bruder für mich ist“, sagt Nadine Wimmer, die 2020 an der 15. Staffel von „Germany’s next Topmodel“ teilgenommen hat. Joshua geht es genauso wie Nadine:
„Eigentlich hatte Joshua schon einen Spender, aber der Spender ist abgesprungen. Es ist nur schwer vorstellbar, was er damals durchgemacht hat. Die Hoffnung, dass er seinen Krebs möglicherweise besiegt, wurde in diesem Moment wieder zerstört. Es ging um Leben und Tod, ihm ging es wirklich sehr schlecht“, erklärt Nadine. Durch die Spende konnte er seine Krankheit besiegen und neue Hoffnung schöpfen. „Uns wird dieses unsichtbare Band für immer verbinden“, sagt die 22-Jährige.
Wenn sich die Corona-Lage beruhigt hat, möchte Nadine unbedingt nach Kanada fliegen, „aber das ist aktuell natürlich schwierig. Und wir wollen lieber warten, bis alles sicher ist, weil er durch seinen Gesundheitszustand natürlich nochmal gefährdeter ist.“ Dieses Jahr heiratet Nadine ihren Verlobten. Zur Hochzeit sei Joshua selbstverständlich auch eingeladen: „Er hat uns schon zugesichert, dass er auf jeden Fall kommt und schon Urlaub eingereicht.“ Joshua arbeitet im kanadischen Bundesstaat British Columbia, pendelt aber regelmäßig nach Ontario, wo seine gesamte Familie lebt und wo er seinen Lebensmittelpunkt hat.
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Aus einer Stammzellspende wird eine innige Freundschaft
„Die Spende und auch die Freundschaft zu Joshua hat mein Leben verändert. Ich konnte nicht nur einem anderen, mir völlig fremden Menschen helfen und ihm neue Hoffnung geben, ich habe sogar einen Freund gefunden.“ Wimmer wolle einerseits zeigen, wie wichtig eine Stammzellspende sein kann, aber auch wie schön es ist, den Menschen dahinter kennenzulernen. „Und das Beste daran ist, dass jeder von uns helfen kann, Leben zu retten – ohne dadurch benachteiligt zu werden.“
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