In Deutschland noch nicht zugelassen

Corona-Notstand in Brasilien: Jetzt sollen auch Schwangere geimpft werden

In Brasilien grassiert die besonders aggressive Corona-Variante P1. Auch deshalb ist die Covid-19-Todesrate in Brasilien die zweithöchste weltweit. Eine Personengruppe ist besonders betroffen: Schwangere. Nun will das südamerikanische Land seine werdenden Mütter mit Corona-Impfungen schützen.
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Corona-Impfung für Schwangere in Brasilien ab 13. Mai

Noch vor zwei Wochen hatte der brasilianische Gesundheitsminister Frauen gebeten, geplante Schwangerschaften zu verschieben. Jetzt will die Regierung einen Schritt weitergehen und Schwangere impfen lassen. Schwangere und Frauen in der Zeit nach der Geburt sollen in die vorrangige Impfgruppe gegen Covid-19 aufgenommen werden, sagte die Koordinatorin des Nationalen Immunisierungsprogramms (PNI) Franciele Francinato in einer öffentlichen Anhörung der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. Die Impfungen sollen demnach am 13. Mai beginnen.

100.000 Corona-Tote binnen eines Monats in Brasilien

Sorge bereitet in Brasilien vor allem die Virusvariante P.1, die vermutlich ihren Ursprung in Manaus im Amazonasgebiet hatte und sich nun im ganzen Land ausbreitet. Sie wird auch als B.1.1.28 oder 20J/501Y.V3 bezeichnet. Laut einer Analyse der brasilianischen Gesundheitsorganisation „Fiocruz“ machte sie Anfang März in acht Bundesstaaten bereits die Hälfte der neuen Fälle aus.

Am vergangenen Donnerstag hatte das größte und bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas die traurige Marke von 400.000 nachgewiesenen Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-19 überschritten. 100.000 mehr als noch vor einem Monat. Schwangere laufen besonders in den engen, überfüllten Favelas Gefahr, sich mit Corona anzustecken. Einer aktuellen Studie der School of Medicine der Universität Washington und der Universität Oxford zufolge haben infizierte Schwangere ein über zwanzigmal höheres Sterberisiko als nicht-infizierte Schwangere. Zwar zeigten die werdenden Mütter kein erhöhtes Ansteckungsrisiko mit dem Virus, aber die Folgen einer Infektion seien heftiger.

So war es auch bei Vanessa Marciana aus Sao Paulo. Für sie kommt der Impfschutz zu spät. Die 36-Jährige war im siebten Monat schwanger, als sie sich mit Corona infizierte. Das Kind konnte per Kaiserschnitt gerettet werden, Vanessa jedoch starb. Die ganze Geschichte – im Video.

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Auch in Deutschland fordern Experten: Impft Schwangere gegen Corona!

Auch in Deutschland wird der Appell lauter, werdende Mütter zu impfen. Bei ihnen sei das Immunsystem generell etwas herabgesetzt und die Sauerstoffaufnahme reduziert, sagt Stefan Kluge. Er ist Direktor für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wo Intensivmediziner zunehmend an Corona erkrankte Schwangere versorgen. Allein in den vergangenen zwei Wochen habe es fünf solcher Fälle gegeben. "Diese Fälle sind besonders dramatisch. Wir sollten in Deutschland unbedingt auch Schwangere impfen." Das sei auch die Einschätzung im Kollegenkreis.

Auch die Studie der Unis Washington und Oxford zeigt das hohe Risiko für Schwangere. Faktoren, die demnach einen ein schweren Covid-Verlauf begünstigen, sind Fettleibigkeit, Bluthochdruck oder Diabetes. Hinzu komme noch, dass die Lunge immer weniger Platz hat, wenn die Schwangerschaft schon fortgeschritten sei und der Bauch wachse. Dadurch könne eine Lungenentzündung beispielsweise viel schneller bedrohlich werden. Neben den gesundheitlichen Folgen für die Schwangeren, zeigte sich eine um 60 bis 97 Prozent erhöhte Frühgeburtenrate. Wenn die Infizierten Fieber und Atemnot entwickelten, erhöhte sich zudem das Risiko für Komplikationen um ein Fünffaches bei den Neugeborenen, darunter eine unreife Lunge, Hirnschäden und Augenstörungen.

Die Hersteller Biontech und Pfizer hatten deshalb im Februar mit einer großen Studie zum Einsatz ihres Corona-Impfstoffs bei Schwangeren begonnen. Damit solle die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit des Impfstoffs für werdende Mütter geklärt werden, teilten die beiden Unternehmen mit. Schwangere und Kinder sind bei den bisherigen Impfempfehlungen zumeist außen vor gelassen worden, weil es bislang mangels entsprechender Studien keine gesicherten Daten zur Verträglichkeit gab.

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