Vor nächster Chemo spricht Trainer-Legende Daum bei RTL
„Krebsfrei zu sein ist wie eine neue Weltreligion!“
Endlich hören wir wieder von ihm!
Christoph Daums (70) Zustand nach seiner Krebsdiagnose bewegt viele Menschen. Riesig ist die Anteilnahme. Nun war er ein paar Wochen in Thailand, bevor am Donnerstag (14. März) seine 29. Chemotherapie ansteht. Wir haben ihn zum exklusiven Interview getroffen – und treffen auf den altgewohnten Kämpfer. Tiefsinnig, humorvoll und kämpferisch zugleich – alles oben im Video!
„Krebs muss heute kein Todesurteil mehr sein!“
„Es ist jetzt die 29. Chemotherapie, wir versuchen, den Krebs in Schach zu halten, weg kriegen wir die Tumore jetzt nicht, so weit ist die Wissenschaft noch nicht. Aber die Wissenschaft verändert sich jeden Tag weiter. Daher kann ich jedem nur Mut machen: Bleibt dran! Krebs muss heute kein Todesurteil mehr sein!“, sagt Daum mit einer Mischung aus innerer Ruhe und Nachdruck.
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Seine Erscheinung ist so gelassen, vertrauensselig und energetisch zugleich. Wie so oft, wenn er mit uns im Gespräch ist. So gut, das zu spüren!
„Es gibt auch Tage, da ist der Stecker gezogen“
Immer wieder – das hat er immer schon betont – sieht sich der Kult-Trainer auch in einer Vorbildfunktion für alle, die gegen den gleichen Feind ankämpfen, so unterschiedlich er sich auch ausprägt „Ich versuche, durch meinen Kampf alle zu ermuntern, auch dadurch zu gehen, egal, welche scheiß Nebenwirkungen wir haben. Es gibt auch Tage, da ist der Stecker gezogen, aber es lohnt sich zu kämpfen.“
Kämpfen – sein Lebenselixier. Sein Freund und Begleiter. Sein innerer Motivator. Mehr denn je, als er im Oktober bekanntgegeben hat, dass er an Lungenkrebs erkrankt ist.
„Manchmal erkennt man nicht den Schmetterling, der vor uns auf einer Pflanze sitzt“
Dabei gibt es auch Tage, da will er sich am liebsten nur noch verkrümeln. „Wenn es mir schlecht geht, dann ziehe ich mich etwas zurück, mache meine Atem- und Meditationsübungen und versuche, wieder einen Ausgleich in meinem Körper herzustellen“, sagt Daum mit seiner analytisch-selbstreflexiven Art.
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Er sagt es mit einer Demut, die immer mehr ins Philosophische geht. „Manchmal erkennt man nicht den Schmetterling, der vor uns auf einer Pflanze sitzt, weil wir so viel im Kopf haben, überflutet sind mit so viel negativen Gedanken, dass wir überhaupt nicht die Zeit haben, das Schöne richtig wahrzunehmen. Man muss sie wieder schulen, diese Aufmerksamkeit für die schönen Dinge des Lebens“, denkt Daum laut. Ein Satz, der manch Ratgeberbuch mühelos ersetzen könnte.
Frau, Kinder, Freunde - Daums Lebensglück
Und woraus schöpft er Kraft, wenn es mal wieder einen dieser Tage gibt? Aus seiner Familie! „Die strahlenden Gesichter, die ihren Beitrag leisten, dass du diese Täler der Tränen durch gehst. Ich habe das Glück, dass ich eine ganz tolle Frau, eine ganz tolle Familie und tolle Freunde habe. Da spielt der Krebs keine Rolle, da sehe ich, wie lebenswert das Leben ist.“
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Auch aus Zufallsbegegnungen in der Öffentlichkeit schöpft er Lebensmut. „Ich treffe so viele Menschen, die mir Kraft und Mut und Energie geben, dafür kann ich mich nicht genug bedanken. Auch bei meinen Ärzten und Krankenschwestern bedanken, die sich rührig um mich kümmern. Vielen, vielen Dank!“
„Krebs ist unheimlich individuell, wie ein Fingerabdruck“
Und wie geht es ihm heute? Die bislang 28 Chemotherapien haben schließlich naturgemäß ihre Spuren hinterlassen. „Krebs ist unheimlich individuell, wie ein Fingerabdruck. In der speziellen Krebs-DNA, die sich mit mir anlegt, haben wir noch keine gezielten Medikamente. Aber da sind wir dran, und ich bin zuversichtlich. Und diese Zuversicht möchte ich allen Menschen, die eine Krebs-Diagnose haben, zusenden. Seid zuversichtlich! Krebs muss keine Todesnachricht mehr sein!“
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„Arzt in New York gab mir einen unheimlichen Push“
Und doch bleibt Daum bei aller Hoffnung und Zuversicht auf dem Teppich. Auf die Frage, wie sehr er sich danach sehne, dass ihm jemand sagt, er sei komplett geheilt, sagt Daum: „Da bin ich Realist genug, um diese Erwartungshaltung nicht aufzubauen.“
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An einen besonderen Moment erinnert er sich aber doch. Plötzlich kommt es ihm in den Sinn. „Als ich in der Klinik in New York war, wo es mir sehr schlecht ging, da hatte ich einen Arzt, und der sagte zu mir: Chris, our goal ist to make you cancerfree (unser Ziel ist es, dich krebsfrei zu machen). Das hat mir einen unheimlichen Push gegeben. So etwas zu hören, ist wie, wenn eine neue Weltreligion gegründet wird.“
Und da war es wieder, dieses unnachahmliche Lächeln in seinem Gesicht. Ein strahlendes Lachen, leise und laut zugleich. Möge es uns – und vor allem ihm und seinen Liebsten – noch lange erhalten bleiben.