"Wir klatschen euch weg, ihr Kanaken"

Schulausflug endet mit Drama: Schüler fliehen vor rechtsextremem Teenie-Mob

Fredrik von Erichsen
En Mann mit geschorenem Kopf steht zwischen schwarz-weiß-roten Fahnen. Foto: picture alliance / dpa/Symbolbild
deutsche presse agentur

Rund 20 Schüler aus Brandenburg wollen sich bei einem Ausflug auf die anstehende Matheprüfung vorbereiten. Doch ein Mob von rechtsradikalen Jugendlichen bedroht massiv die 15 bis 16 Jahre alten Schüler, von denen 80 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Der Ausflug wird aus Sicherheitsgründen abgebrochen, wie die "Berliner Zeitung" (B.Z.) berichtet.

Brandenburg: Schüler aus Berlin von rechtsradikalen Jugendlichen bepöbelt

Der Vorfall spielte sich demnach in einer Herberge am brandenburgischen Frauensee ab. Ein ganzes Wochenende wollten die Schüler der Lina-Morgenstern-Schule aus Berlin-Kreuzberg dort für die Prüfung büffeln.

Was dann passierte, schildert der Vater eines Schülers der "B.Z." so: „Die rechtsradikalen Jugendlichen hatten am Tag am See gefeiert und die Berliner Jugendlichen fremdenfeindlich bepöbelt.“ Dabei sollen Sätze wie „Wir klatschen euch weg, ihr Kanaken“ gefallen sein. In der Nacht zum Sonntag soll der Mob versucht haben, in die Herberge einzudringen.

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Schüler in "KiEZ Frauensee" fremdenfeindlich beleidigt und bedroht

Die Polizei bestätigt dem Blatt die Vorfälle. Gegen 0.30 Uhr sei ein Notruf vom Jugenderholungszentrum "KiEZ Frauensee" eingegangen. „Schüler einer Klasse aus Berlin gaben an, im Zuge einer verbalen Auseinandersetzung von Gästen einer Geburtstagsfeier fremdenfeindlich beleidigt und bedroht worden zu sein“, heißt es. Diese Gäste seien ebenfalls dort untergebracht gewesen.

Einige der Betroffenen waren laut Polizei erkennbar muslimischen Glaubens und trugen Kopftücher. Die Beamten konnten eine körperliche Auseinandersetzung verhindern.

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Brandenburg: Klassenlehrer bricht Schulausflug aus Sicherheitsgründen ab

Der Klassenlehrer entschied, die für Montag geplante Abreise vorzuziehen. Gegen 3 Uhr am Sonntagmorgen hätten die Eltern ihre Kinder vorzeitig aus der Herberge abholen müssen, erzählt der Vater der "B.Z.". Unter Polizeischutz verließen Schüler und Betreuer die Unterkunft. „Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht. Es wird jetzt überlegt, die Matheprüfung am Mittwoch zu verschieben“, sagt der Vater des Schülers.

Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung und Bedrohung. Von 28 Personen seien die Identitäten festgestellt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Ob es sich bei allen um Tatverdächtige handele, sei noch unklar. Die Schüler aus Berlin sollen zum Geschehen befragt werden. (bst)