Australisches Paar schwört auf Windelfrei-Methode
Baby Blue braucht keine Windeln mehr - schon seit sie 2 Wochen alt ist
Windeln kosten Eltern im Jahr im Schnitt zwischen 350 und 450 Euro, verursachen jede Menge stinkenden Müll und müssen immer mitgeschleppt werden. Geht das nicht anders? Immer mehr Eltern weltweit stellen sich diese Frage - und versuchen mit der Windelfrei-Methode (auch Abhalten oder Elimination Communication genannt), ihre Kleinen gar nicht erst zu Hosenscheißern werden zu lassen. So auch Montana Lower und ihr Partner Tom Linwood aus dem australischen Bundesstaat New South Wales. Sie haben diese Methode bei ihrer Tochter Blue ausprobiert. Bereits zwei Wochen nach der Geburt achten die beiden einfach auf die Signale ihres Babys und halten es ab. Seitdem hat Blue kein einziges Mal mehr in eine Windel gemacht. Welche Techniken sie dabei konkret anwenden und worauf man dabei achten sollte, verraten sie in unserem Video!
Der gängige Weg: Windeln angewöhnen - Windeln wieder abgewöhnen
Irgendwann werden alle Kinder trocken - die Frage ist nur: wann? In der Regel warten die meisten Eltern heutzutage, bis die Kinder cirka zwei Jahre alt sind, um mit dem Töpfchentraining zu beginnen. Denn: Um eigenständig auf die Toilette oder das Töpfchen gehen zu können, muss der Gang sicher sein, die Hosen sollten schnell unten sein und überhaupt müssen die Kleinen begreifen, worum es überhaupt geht.
Das klappt bei den wenigsten Kindern sofort, es gibt öfter unschöne Unfälle und das mit dem Pipi dauert meistens länger als das mit dem großen Geschäft. Aber immer bedeutet es in Kern, den Kindern etwas abzugewöhnen, was wir Eltern ihnen angewöhnt haben, wie die Verfechter der Windelfrei-Methode sagen. Denn in der Natur ist das Tragen von Windeln nicht vorgesehen, sagt zum Beispiel auch Andrea Olson, Autorin von mehreren Sachbüchern über die Windelfrei-Methode.
Von Anfang an auf die Signale achten
"Jede Mutter weiß, wann ihr Baby hungrig ist, sie nimmt die Signale wahr - auch wenn sie auf Toilette gehen müssen, geben Babys Signale", erzählt Tom Linwood in einem YouTube-Video, in dem er und seine Partnerin Montana ihre Erfahrungen teilen wollen. "Es geht darum, zuzuhören und auf die Signale zu achten." Eltern sollten lernen, genau diese Signale richtig zu verstehen und ihr Kind so schnell wie möglich dabei unterstützen.
Diese Methode wird im Englischen 'elimination communication' (EC) genannt - frei übersetzt also 'Verrichtungskommunikation'. Werden die Signale wahrgenommen, heißt es "abhalten": Also zur Toilette oder zum Töpfchen tragen und so halten, dass sie ihre Verdauung erledigen können. Auf diesem Weg lernen die Kleinen bereits früh, ihre Schließmuskeln zu kontrollieren.

"Es ist viel sauberer, sie zur Toilette zu bringen"
So haben es auch Montana Lower und ihr Partner Tom Linwood von Anfang an praktiziert. Ihre Tochter Blue halten sie ab, seit sie 2 Wochen alt ist. Im Idealfall sind die Kleinen dann schon so gut trainiert, dass sie alleine zur Toilette gehen können, sobald sie laufen. Je nach Veranlagung des Kindes kann das Thema dann mit dem ersten Geburtstag schon abgehakt werden. Montana war anfangs auch skeptisch gegenüber der EC-Methode und den Unfällen, die sich daraus ergeben würden.
Mittlerweile ist sie fest davon überzeugt, dass sie die Methode für "verrückt" gehalten hat, weil sie in der westlichen Welt nicht benutzt wird: "Dabei wird es so auf der ganzen Welt praktiziert", erzählt sie. "Es ist aber viel sauberer, wenn man sie auf die Toilette bringt." Aber nicht nur in Punkto Sauberkeit sieht das Paar Vorteile. Auch für die psychische Entwicklung der Kinder ist die Methode von Vorteil: "Es stärkt das Kind in seinem Selbstbewusstsein, wenn es weiß, dass es gehört wird und seine Bedürfnisse erfüllt werden", sind sie sich sicher.
Windelfrei-Expertin: Wann kann man mit EC und Abhalten beginnen?
Immer mehr Eltern suchen die Alternativen zu Wegwerfwindeln und vollen Windelmülleimern. Fünffach-Mama Andrea Olson hat alle ihre Kinder mit der Windelfrei-Methode trocken bekommen. Darüber hat sie bereits zahlreiche Sachbücher geschrieben und gilt deswegen weltweit als Expertin für die EC-Methode. Wann ist für Olson der richtige Zeitpunkt dafür gekommen, mit der Methode zu beginnen? Muss es wirklich von Anfang an sein? Oder kann man auch etwas später ins windelfreie Trockenwerden einsteigen? Laut Olson gibt es vier Einstiegspunkte für den windelfreien Weg:
Von Anfang an aufs Töpfchen mit Abhalten: Autorin Olson sagt, dies sei definitiv der schnellste und erfolgreichste Weg. Spätestens mit 18 Monaten ist das Kind definitiv trocken - aber es ist ein harter und anstrengender Weg, der den Alltag mit dem Baby dominiert und komplett in den Familien-Tagesablauf integriert werden muss.
Teilzeit-EC: Diese Methode wird von den meisten Windelfrei-Anhängern praktiziert. Wie funktioniert's? Ganz einfach: Das Morgen-AA ins Töpfchen kriegen, das Nachmittags-AA nicht. Ist das Kind bei der Tagesmutter, bei den Großeltern oder in der Kita: Dann eben kein EC und kein Abhalten. Der pragmatische Weg!
Vollzeit-EC: Beim Vollzeit-Projekt verzichten die Eltern auf Einwegwindeln, nur Trainingswindeln oder doppelte Unterwäsche sind erlaubt. Es geht nicht um Perfektion - aber man muss sich 100 Prozent auf die Aufgabe konzentrieren, so Olsen. Die Belohnung: Die Kleinen sind besonders schnell trocken.
Die Früh-aufs-Töpfchen-Methode: Früh aufs Töpfchen heißt, spät mit EC zu beginnen! Spätestens wenn die Kleinen mobil werden und laufen können, sollte es los gehen - also zwischen 12 und 18 Monaten. Und dann heißt es konzentriert dranbleiben. So wird übrigens auch in Einrichtungen mit Montessori-Pädagogik vorgegangen.