Aus Indonesien oder Jordanien kam niemand, aus Indien nur zwei Kräfte
RTL liegen exklusive Zahlen vor: Anwerbung ausländischer Pflegekräfte "kläglich gescheitert"

Deutschland hat ein Problem: Laut Studien könnten im Gesundheitssystem bis 2035 unglaubliche 1,8 Millionen Stellen unbesetzt bleiben. Gerade in der Pflege ist der Mangel akut. Jedes Jahr bleiben hier Tausende Stellen unbesetzt.
Gerade deswegen ist die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte für den deutschen Arbeitsmarkt so wichtig. Schon seit vielen Jahren versucht die Politik deswegen über sogenannte Vermittlungsabsprachen oder Kooperationsvereinbarungen auch Menschen außerhalb der Europäischen Union für den deutschen Arbeitsmarkt anzuwerben.
Leider sind die Zahlen aber verschwindend gering...
Nur 2 Menschen aus Indien
2021 kam es zu Absprachen zwischen der Bundesagentur für Arbeit (BA) und Ländern wie Indien, Indonesien und Mexiko. 2022 kamen Jordanien und Brasilien hinzu, ab 2023 sind auch Anwerbungen aus Kolumbien geplant.
Allerdings wurden aus Indien im Jahr 2022 nur zwei Pflegekräfte nach Deutschland vermittelt. Aus Indonesien und Jordanien konnten keine Pflegekräfte (0) in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden. Das geht aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums an den CDU-Politiker Tino Sorge hervor, die RTL/ntv exklusiv vorliegt.
"Das ist viel zu wenig"
Höher waren die Zahlen bei Mexiko (182) und Brasilien (34). Bei Abkommen, die in Legislaturperioden vor 2021 geschlossen wurden, konnten im vergangenen Jahr u.a. 255 Pflegekräfte aus den Philippinen in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden, aus Bosnien und Herzegowina waren es 98, aus Tunesien 84, aus Serbien eine Person.
Insgesamt konnten 2022 656 ausländische Pflegekräfte durch die BA nach Deutschland vermittelt werden, rechnet man auch die Jahre vor 2022 dazu, waren es immerhin 4.747.
Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge (CDU), sagte gegenüber RTL/ntv: „Nur wenige hundert Pflegefachkräfte sind im letzten Jahr nach Deutschland gekommen. Für einen echten Befreiungsschlag ist das viel zu wenig.“ Die Visa-Verfahren seien nach wie vor viel zu langwierig und die Anerkennung ausländischer Ausbildungen verlaufe immer noch zu schleppend, so Sorge.
Das Bundesgesundheitsministerium verweist in seiner Antwort darauf, dass aber der aktuelle Bewerberstand deutlich höher sei als die erfolgten Integrationen in den Arbeitsmarkt. Hieraus werde „das Potenzial der Einreisen in 2023 ersichtlich.“ Insgesamt liegt der Bewerberstand aus den Ländern Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Indien, Indonesien, Jordanien, Mexiko, Philippinen Serbien und Tunesien bei 2.108.
Auch Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), kommt zu einem ernüchternden Fazit. Gegenüber RTL sagte Fratzscher: „Die Versuche der Politik, Arbeitskräfte von außerhalb Europas zu gewinnen, sind bisher kläglich gescheitert, weil man die Hürden zu hoch setzt.“
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