Expertin für Selbstinszenierung klärt auf
Der große Hype um Hochstapler! Was uns an Anna Sorokin und dem "Tinder Schwindler" so fasziniert

Der eine gab sich als Millionär aus und zog damit massenweise Frauen das Geld aus der Tasche, die andere mimte eine schwerreiche Erbin und haute damit jahrelang die New Yorker High Society übers Ohr: Shimon Hayut alias Simon Leviev und Anna Sorokin alias Anna Delvey sind verurteilte Verbrecher – und gleichzeitig fester Bestandteil der aktuellen Popkultur. Die (teilweise fiktionalisierten) TV-Biographien „Der Tinder Schwindler“ und „Inventing Anna“ dominieren seit Wochen die Netflix-Charts.
Warum ziehen uns die Geschichten von Hochstaplern so sehr in den Bann? Eine Expertin für Selbstinszenierung verrät RTL, was hinter dem Hype steckt.
Expertin: Faszination für Hochstapler hat viele Gründe
Martina Peukert arbeitet als Erfolgs-Coachin und Expertin für Selbstinszenierung in Frankfurt am Main. Auch unter ihren Klienten, erzählt sie im Gespräch mit RTL, gab es bereits einige Privatpersonen und Führungskräfte, die auf Menschen wie Anna Sorokin und den „Tinder Schwindler“ hereingefallen sind. Die Expertin sagt: Für den Hype um Hochstapler gibt es viele Gründe.
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1. Sie lassen uns träumen
„Viele Menschen möchten auch so leben“, glaubt Martina Peukert. Beim „Tinder Schwindler“ Simon Leviev zum Beispiel, seien vor allem Männer fasziniert davon, wie dieser es geschafft hat, so viele Frauen von sich zu überzeugen. Auch die aus bescheidenen Verhältnissen stammende Anna Sorokin wecke bei Menschen den Traum, dass man aus dem wenigen, das man hat, viel machen kann.
2. Wir empfinden Schadenfreude

Zudem weckten die Geschichten erfolgreicher Hochstapler in uns auch Hohn für deren Opfer, sagt die Erfolgs-Coachin. Wir fragen uns, wie so viele Menschen die Anzeichen des Betrugs so lange ignorieren oder verdrängen und auf die Betrüger hereinfallen konnten. Gleichzeitig glauben wir: „MIR wäre so etwas sicher nicht passiert!“
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3. Wir solidarisieren uns mit ihnen
Bei Anna Sorokin komme noch eine weitere Ebene hinzu, glaubt Martina Peukert: „Einige denken sich vielleicht: ‘Toll, wie die es geschafft hat, mal die Reichen reinzulegen – die haben es aber auch verdient!’“ Die Missgunst den Wohlhabenden gegenüber könne zu einer Art Solidarisierung mit der Hochstaplerin und der stückweisen Legitimierung ihrer eigentlich verwerflichen Handlungen führen.
4. Sie sprechen das Kind in uns an
„Früher haben wir gerne Streiche gespielt. Und wenn man nicht erwischt wurde, war das ein ganz tolles Erlebnis“, sagt Martina Peukert. Genau das könnten wir nun durch den „Tinder Schwindler“ und „Inventing Anna“ noch einmal erleben. „Die beiden sind lange Zeit nicht aufgeflogen. Und auch wie es jetzt mit ihnen weitergeht, ist sehr faszinierend. Sie werden zwar bestraft, aber irgendwie kommen sie ja doch gut davon“, so Peukert weiter.
Im Video: Anna Sorokins Freunde brechen ihr Schweigen
Anna Sorokin hat es aus dem nordrhein-westfälischen Eschweiler durch Lügen und Betrügen in die High Society New Yorks geschafft. Derzeit soll die Deutsche auf ihre Abschiebung nach Deutschland warten. Wie steht ihre Familie zu ihrer unglaublichen Geschichte? RTL-Reporterin Alina Schmidt hat mit Anna Sorokins Vater gesprochen. Ob er Kontakt zu seiner Tochter hat und ob er sich die Serie über seine weltberühmte Tochter anschauen wird, sehen Sie im Video.
„Anna Sorokin – die wahre Geschichte der Millionen-Schwindlerin“ bei RTL+
Das gesamte Interview mit Janina Scarlet Fisher und weiteres exklusives Material über Anna Sorokin sehen Sie ab Donnerstag, den 14. April, in der neuen Dokumentation „Anna Sorokin – die wahre Geschichte der Millionen-Schwindlerin“ bei RTL+.