Schulverbot durch Taliban

Afghanisches Mädchen seit 500 Tagen eingesperrt: "Schreibt. Lest. Und helft mir!"

Sumaya weint verzweifelte Tränen in einem auf Twitter veröffentlichten Video.
Das afghanische Mädchen Sumaya ist seit fast 500 Tagen eingesperrt. In einem Twittervideo beschreibt sie ihre Situation.
Twitter

Seit ihrer erneuten Machtübernahme im August 2021 haben die Taliban die Rechte von Frauen massiv beschnitten. Mädchen ist der Schulbesuch ab der siebten Klasse nicht mehr gestattet, auch Universitäten dürfen von Frauen nicht mehr besucht werden.

Wie sich das anfühlt, erklärt das afghanische Mädchen Sumaya in einem emotionalen Interview, das nun auf Twitter veröffentlicht wurde. Unter Tränen berichtet Sumaya wie sie seit 491 Tagen zuhause eingesperrt ist und ruft afghanische Mädchen und Frauen dazu auf, ihr Bildung nicht aufzugeben.

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"Versucht einfach zu lernen. Lernt einfach."

„An alle afghanischen Mädchen: bitte versucht so gut es geht zu lernen, damit ihr meine Hand halten könnt.“ Mit diesen emotionalen Worten ruft Sumaya ihre Mitmenschen zum Lernen auf. Denn genau das, was für Millionen von Mädchen und Frauen auf der Welt selbstverständlich ist, ist für Sumaya und andere afghanische Mädchen verboten. Sie dürfen nicht zur Schule gehen, dürfen nicht lernen, dürfen nicht lesen, schreiben oder studieren – denn eine weiterführende Bildung ist durch die Taliban für Mädchen und Frauen verboten.

Statt zur Schule und zur Universität zu gehen, sind die meisten afghanischen Mädchen und Frauen zuhause eingesperrt. Sumaya schon seit fast 500 Tagen. Damit afghanische Mädchen aber trotzdem Bildung erhalten, ruft Sumaya alle Betroffenen dazu auf, die Zeit zuhause zu nutzen. Trotz des Schulverbots zu lernen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen: „Es ist nicht wichtig, dass ihr nicht auf die Straße gehen und laut werden könnt. Versucht einfach zu lernen. Lernt einfach.“

Unter Tränen bittet Sumaya andere Frauen, ihr mit dieser Aktion beizustehen: „Damit wir eines Tages diesen Ort verlassen können. Schreibt. Lest. Und helft mir. Ich brauche euch, um mir beizustehen. Ich brauche eure Hilfe.“

Das Video des afghanischen Mädchens hatte Shabnam Nasimi, eine ehemalige afghanisch-britische Beraterin der britischen Regierung auf Twitter geteilt. Das Video ist nur ein Ausschnitt aus einem längeren Interview aus einer TV-Sendung.

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UN-Generalsekretär: Bildungsverbot der Taliban "selbstzerstörerisch"

Die Lage der Frauen und Mädchen in Afghanistan sorgt auch international für Kritik. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, hat die in Afghanistan herrschenden militant-islamistischen Taliban dazu aufgerufen, ihr gegen Mädchen und Frauen verhängtes Bildungsverbot aufzuheben. Es sei an der Zeit, „alle diskriminierenden Gesetze und Praktiken“ zu beenden, die den Zugang zu Bildung verhindern. Die Regelungen der Taliban nannte Guterres „selbstzerstörerisch“.

Gegen das Bildungsverbot gehen vor allem Frauen in Afghanistan immer wieder auf die Straße. Obwohl sie sich dort in große Gefahr begeben. Mehrere Professoren traten aus Protest zurück, nachdem die Universitäten für Studentinnen schließen mussten. An mindestens einer Universität verweigerten männliche Studenten ihre Prüfung. (khe/mit dpa)

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