'IG Metall'-Vorschlag zur Rettung von Jobs

So funktioniert die 4-Tage-Woche ohne Gehaltsverlust

Die Gewerkschaft IG Metall bringt zur Rettung von Jobs in der Metall- und Elektroindustrie eine Vier-Tage-Woche ins Gespräch. Auch wenn viele Arbeitgeber skeptisch sind: Wie gut das Konzept funktionieren kann, zeigt das Unternehmen ‘Bike Citizens’ mit Büros in Berlin und Graz. Die Mitarbeiter arbeiten 36 statt 40 Stunden die Woche, der Freitag ist frei – und das bei vollem Gehalt. Wir haben die Firma besucht und stellen die Erfolgsstory im Video vor.

4-Tage-Woche als mögliche Antwort auf Strukturwandel

„Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie. Damit lassen sich Industriejobs halten, statt sie abzuschreiben", sagte der Erste Vorsitzende der Gewerkschaft IG- Metall, Jörg Hofmann, der ‘Süddeutschen Zeitung’. Details nannte Hofmann nicht; er sprach lediglich von „einem gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten, damit es sich die Mitarbeiter leisten können".

Hofmann sieht bei Betrieben ein Interesse daran, Arbeitszeit zu reduzieren statt zu entlassen. „Das sichert Fachkräfte und spart zum Beispiel Kosten für einen Sozialplan." Unternehmen wie Bosch, ZF und Daimler hatten erst in diesem Sommer Vereinbarungen zur Reduzierung der Arbeitszeit getroffen.

Die Tarifparteien der Metall- und Elektroindustrie hatten unter dem Eindruck der aufziehenden Coronakrise im März für rund 4 Millionen Beschäftigte der Branche vereinbart, die Entgelte in diesem Jahr nicht zu erhöhen. Mit diesem Not-Abschluss war der eigentlich zum 31. März gekündigten Entgelt-Tarifvertrag bis zum Jahresende 2020 ohne weitere Erhöhungen verlängert worden. Damit könnte das Thema Vier-Tage-Woche mit der nächsten Tarifrunde ab dem Jahreswechsel auf den Tisch kommen.

Arbeitgeberverband warnt vor 4-Tage-Woche

Der Vorschlag der IG Metall für eine Vier-Tage-Woche wegen der Corona-Krise trifft bei den Arbeitgebern allerdings auf Gegenwind. „Die deutsche Wirtschaft erleidet gerade einen riesigen Produktivitätsschock", sagte der Geschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, der ‘Frankfurter Allgemeinen Zeitung’ (FAZ). Eine Vier-Tage-Woche mit Lohnausgleich verschärfe diesen Schock noch. „Wir werden die Krise nur überwinden, wenn wir mit mehr Arbeit Wohlstand und soziale Sicherheit ermöglichen", sagte Kampeter.

Auch Michael Hüther, Präsident des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), sprach sich gegen den von der Gewerkschaft ins Spiel gebrachten Schritt aus, "denn er wäre nichts anderes als die Verlängerung und damit Kapitulation vor der Krise", sagte Hüther der FAZ. Er verwies in diesem Zusammenhang auf das im zweiten Quartal mit einem Minus von gut zehn Prozent deutlich geschrumpfte Bruttoinlandsprodukt und warnte vor steigenden Arbeitskosten als Risiko für die Arbeitsplätze.

Ein Blick auf das Unternehmen ‘Bike Citizens’ zeigt aber deutlich: Mit einer 4-Tage-Woche müssen Unternehmen nicht zwingend einen riskanten Weg gehen. Die Maßnahme könnte sogar dazu führen, dass die Produktivität des Unternehmens durch ausgeruhte und motivierte Mitarbeiter einen regelrechten Boost erfährt.

Quelle: DPA / RTL.de