So blickt der Westen auf die Ergebnisse

Bundestagswahl 2025: Merz siegt, AfD stark wie nie und die SPD historisch schwach

Deutschland hat gewählt und das Ergebnis könnte das politische Gefüge der Republik nachhaltig verändern. Die Union geht als stärkste Kraft aus der Wahl hervor, verfehlt jedoch eine absolute Mehrheit deutlich. Mit 28,52 Prozent verbessern sich CDU und CSU gegenüber 2021, bleiben aber hinter alten Höchstwerten zurück. Kanzlerkandidat Friedrich Merz sieht sich dennoch als Wahlsieger und strebt eine Koalition mit der geschwächten SPD an. Die Sozialdemokraten erleben ein historisches Debakel und stürzen auf nur noch 20 Prozent.

Merz will mit der SPD regieren

In seiner Heimat Niedereimer im Sauerland feiert man Merz bereits als künftigen Kanzler. Die dortigen Anwohner beschreiben ihn als volksnah, man grüße sich beim Joggen oder treffe sich auf dem Schützenfest. In Berlin gibt sich Merz am Tag nach der Wahl staatsmännisch: „Zusammen mit den Sozialdemokraten kommen wir auf 328 Mandate und können eine stabile Regierung bilden.“ Damit wäre die ehemals „Große Koalition“ zurück. Eine schwarz-rote Regierung, die wirtschaftliche Reformen, innere Sicherheit und Migrationspolitik in den Mittelpunkt stellen soll. Für Olaf Scholz bedeutet das Wahlergebnis das Ende seiner Kanzlerschaft. Er übernimmt die Verantwortung für den Absturz der SPD und wird künftig als einfacher Bundestagsabgeordneter weitermachen.

AfD auf Platz zwei – Gelsenkirchen als Symbol für den Wandel

Eine der größten Überraschungen der Wahl ist das Abschneiden der AfD. Mit 20,8 % erzielt die Partei ihr bestes Ergebnis auf Bundesebene. Besonders in ehemaligen Hochburgen der SPD wie Gelsenkirchen zeigt sich der Wandel. Dort holt die AfD mit 24,7 % die meisten Zweitstimmen.

Viele Wähler reagieren mit Fassungslosigkeit: „Ich bin sprachlos, ich hab’s erwartet, aber bin trotzdem sprachlos“, sagt ein Mann aus der Ruhrgebietsstadt. Andere sehen darin eine logische Konsequenz: „Gelsenkirchen ist eine vergessene Stadt. Die jungen Leute sind unzufrieden.“ Die AfD sieht sich bestätigt und fordert eine Zusammenarbeit mit der Union. Parteichefin Alice Weidel betont: „Es gibt eine Mehrheit für CDU und AfD. Der Wähler will eine Mitte-Rechts-Regierung.“ Friedrich Merz bleibt aber bei seiner klaren Absage an eine schwarz-blaue Koalition.

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Grüne und FDP verlieren deutlich – Lindner tritt zurück

Die Grünen müssen Verluste hinnehmen. Robert Habeck räumt ein: „Das ist kein gutes Ergebnis. Ich wollte mehr.“ Er kündigt an, keine Führungsrolle mehr in einem möglichen Bündnis zu übernehmen. Besonders hart trifft es die FDP. Die Partei scheitert mit 4,4 % an der Fünf-Prozent-Hürde und fliegt aus dem Bundestag. Parteichef Christian Lindner zieht sofort Konsequenzen und tritt zurück. Wolfgang Kubicki bringt sich am Montag als Nachfolger ins Spiel.

Im Video: Interview mit Politikwissenschaftler Marcel Winter

Bündnis Sahra Wagenknecht scheitert knapp – Klage angedroht

Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht verpasst mit 4,97 % den Einzug in den Bundestag. Wagenknecht spricht von einem „rechtlichen Problem“ und will das Ergebnis anfechten. Hintergrund sind Stimmzettel aus dem Ausland, die wegen der vorgezogenen Neuwahlen nicht rechtzeitig eintrafen. Die Linke hingegen erlebt ein Comeback und erreicht knapp 9 %. Ein harter Schlag für Wagenknecht, die die Partei verließ.

Historische Wahlbeteiligung – Merz will bis Ostern Regierung bilden

Mit 82,5 % erreicht die Wahlbeteiligung den höchsten Stand seit Jahrzehnten. Die Union sieht darin einen Auftrag für einen Politikwechsel. Auch in Nordrhein-Westfalen kann die CDU punkten und überschreitet dort mit 30,1 % erstmals seit Jahren wieder die 30-Prozent-Marke. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst ordnet das Ergebnis ein: „Die Menschen in Deutschland haben einen Politikwechsel gewählt.“ Die neue Regierung soll bis Ostern stehen. Friedrich Merz wird dann wohl der neue Bundeskanzler sein.