Kartellamt in SorgeIrreführender Trick bei Spritpreisen – zocken uns Tankstellen gnadenlos ab?

Habt ihr das beim Tanken auch schon bemerkt?
Das Kartellamt blickt voller Sorge auf die Tankstellen. Denn: Wir Verbraucher werden an der Zapfsäule unfair in die Irre geführt. Dahinter steckt ein Trick – für den es nun harsche Kritik von den Verbraucherschützern gibt.

Preise an den Tankstellen wechseln zu schnell und zu oft täglich

Doch worum geht’s? Die Verbraucherschützer stellen fest: Die Preise an den Tankstellen wechseln zu schnell und zu oft täglich. Die Strategie dahinter: Die Preise so oft ändern, dass den Kunden die Lust am Vergleich vergeht. Und das geht auf – denn selbst digitale Helfer kommen bei dem Preiswirrwarr nicht mehr wirklich hinterher.

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So kommt es schon mal vor, dass in einer Tankstelle ein Preis genau eine Minute gültig ist, bis er dann plötzlich sofort wieder teurer wurde. Zum Ärger der Autofahrer!

Im Schnitt 22 Preisänderungen an Tankstellen – pro Tag!

Basis der aktuellen Vorwürfe ist eine Auswertung von benzinpreis.de. Das Portal hat dafür vom 12. bis 18. Mai die Preisdaten der gut 14.000 Tankstellen in Deutschland ausgewertet, die diese an die Markttransparenzstelle beim Bundeskartellamt melden müssen. Dabei stellte das Portal nach eigenen Angaben fest, dass mehr als 11.000 Tankstellen in diesem Zeitraum Preise meldeten, die teilweise für weniger als 15 Minuten galten. Bei 3.851 Tankstellen registrierte das Portal sogar einzelne Preise, die nicht einmal 5 Minuten lang galten.

Das Kartellamt hatte sich dem Thema bereits im April gewidmet, nachdem es im ersten Quartal im Schnitt 22 Preisänderungen pro Tag bei den deutschen Tankstellen gezählt hatte. 8 Prozent änderten ihre Preise dabei sogar mehr als 35 Mal, einzelne sogar mehr als 50 Mal am Tag – wohlgemerkt im Durchschnitt des ganzen ersten Quartals.

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Werden Verbraucher hinters Licht geführt? Verband weist Kritik zurück

Benzinpreis.de sieht in den schnell wechselnden Preisen eine „Irreführung der Kunden”. Diese würde so zur Tankstelle gelockt, ohne Chance, den angegebenen niedrigen Preis auch zu erhalten. Das Vergleichsportal wirft der Branche vor, Tausendfach Preise nur für wenige Minuten anzubieten und damit „Verbraucher hinters Licht” zu führen. Auch das Kartellamt kritisiert, dass schnelle Schwankungen es Verbrauchern schwierig machen, sich zu orientieren.

Der Verband Fuels und Energie weist die Vorwürfe als völlig unbegründet zurück. Die Markttransparenzstelle sorge „für vollständige Transparenz der Benzin- und Dieselpreise auf dem deutschen Markt”. Das sei gut für die Kunden. „Denn in einem hochgradig wettbewerbsintensiven Umfeld konkurrieren die Tankstellen über den Preis um jeden Autofahrer, was zu den starken Preisschwankungen führt.”

ADAC gibt Tipps zum günstigen Tanken

Beim ADAC heißt es, man beobachte die Zunahme der Preisänderungen genau, bewerte die aktuelle Situation aber noch als vertretbar. „Zwar kann eine hohe Anzahl von Preisänderungen die Orientierung für Verbraucher erschweren, allerdings gibt es unverändert im Tagesverlauf günstige Tankzeitpunkte, die jeder für sich nutzen kann”, sagt ein Sprecher. „Es gilt weiterhin die einfache Faustformel, dass morgens tanken um einiges teurer ist als abends.”

Also: Erst nach 18 Uhr volltanken – besser noch zwischen 21 und 22 Uhr – da ist der Sprit bis zu zehn Cent pro Liter günstiger. (nlu/dpa)