Seltene Erkrankung
Für Caroline (25) kann ein Kuss den Tod bedeuten

Jeder Kuss muss sehr genau vorbereitet werden, sonst drohen tödliche Konsequenzen.
Das ist die Realität von Caroline Cray Quinn. Die US-Amerikanerin leidet seit ihrer Kindheit an diversen Allergien, die sich aufgrund der seltenen Krankheit MCAS seit einigen Jahren stark verschlimmert haben. Die Folge: Wenn Caroline in Kontakt mit bestimmten Dingen kommt, ist ihr Leben akut in Gefahr.
Caroline darf nur noch zwei Lebensmittel essen
Schon seit sie zwei Jahre alt ist, leidet Caroline unter schweren Lebensmittelallergien gegen Erdnüsse, Nüsse, Sesam, Senf und Kiwi. Sie lernt jedoch damit umzugehen und ist ansonsten „völlig gesund”, wie sie erzählt. Doch im September 2017 verschlechtert sich ihr Zustand dramatisch. Nachdem sie versehentlich mit Nüssen in Kontakt kommt, reagiert sie plötzlich auch auf andere Lebensmittel allergisch, die ihr vorher nichts ausmachten. Acht lange Monate weiß sie nicht, was mit ihr los ist.
Doch schließlich bekommt sie eine Diagnose: Mastzellen-Aktivierungssyndrom (MCAS). Von der seltenen Erkrankung sind nur etwa einer von 150.000 Menschen betroffen. Bei Erkrankten reagieren die Blutzellen auf Auslöser deutlich über - in Carolines Fall mit lebensbedrohlichen Symptomen. „MCAS äußert sich durch Atembeschwerden, Schwellungen/Juckreiz in Hals und Mund, Bewusstlosigkeit, niedrigem Blutdruck und Nesselsucht/Ausschlag. Um es zu vermeiden, meide ich Auslöser wie Lebensmittel, Tierfelle/-häute, Schimmel, Staub, Hitze und bestimmte Gerüche”, erklärt die 25-Jährige auf TikTok.
Eine schwerwiegende Folge: Mittlerweile kann sie nur noch zwei Lebensmittel essen, Hafer und eine speziell zubereitete Nahrungsergänzung. Alles andere könnte bei ihr zu einem möglicherweise tödlichen allergischen Schock führen.
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Drei strenge Regeln für jeden Kuss
Da sie trotz der Ernährungseinschränkung immer noch Symptome hatte, führte Caroline weitere drastische Schritte ein: Zwei Jahre lang küsste sie niemanden mehr. Mittlerweile hat sie allerdings wieder einen Freund, Ryan, mit dem sie auch Zärtlichkeiten austauscht. Allerdings nicht ohne genaue Vorbereitung.
Bevor jemand ihre Lippen berührt und dadurch ihr Leben riskiert, muss er sich an drei Regeln halten:
Die andere Person darf drei Stunden vor dem Kuss nichts mehr essen.
Die andere Person darf 24 Stunden vor dem Kuss nichts essen, in dem Erdnüsse, Nüsse, Sesam, Senf, Meeresfrüchte oder Kiwi enthalten ist.
Die andere Person muss sich die Zähne putzen.
Diese Regeln seien nicht von ihr, sondern von ihrem medizinischen Team erstellt worden. Unangenehm, aber die Vorsicht scheint sich zu lohnen. Denn seit den Regeln habe es lediglich kleinere Reaktionen bei einem Kuss gegeben. „Mein Mund juckt, meine Lippen und meine Zunge jucken, und sobald ich das spüre, höre ich sofort auf und sage demjenigen, dass ich eine Reaktion verspüre. Wenn es sein muss, putze ich mir sofort die Zähne und nehme ein Notfallmedikament”, erzählt Caroline.
Schlimmeres als eine leichte Rötung und Kopfschmerzen habe sie dadurch bislang nicht gehabt. Vielleicht auch, weil ihr Freund Ryan sich nicht nur an die drei Regeln hält, sondern auch die gleichen Mahlzeiten wie sie isst, wenn beide zusammen sind.
Caroline nimmt ihre Krankheit mit Humor
Trotz all der Gefahren, die ihre Krankheit mitbringt, bleibt Caroline optimistisch. Sie wolle sich nicht durch MCAS einschränken lassen. „Ich bin so allergisch, dass es technisch gesehen ein Risiko für mich ist, das Haus zu verlassen oder an den Strand zu gehen“, sagt sie. „Aber ich werde nicht aufhören, an den Strand zu gehen, nur weil ich Angst habe.”
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Tatsächlich nimmt sie ihre Situation, speziell die Kuss-Regeln, sogar mit Humor. So sagt sie, dass die genauen Vorgaben vor jedem Kuss gut geeignet seien, um ernsthafte Absichten eines potenziellen Partners zu überprüfen. Denn nur wer wirklich interessiert sei, werde sich daran halten. „Wenn du also wissen willst, ob ein Typ es ernst mit dir meint, sag ihm einfach, dass er die drei Regeln befolgen soll”, scherzt sie. (lkö)