Das sagt der Mediziner!

Nach Flug krank wegen der Klimaanlage – Mythos oder Wahrheit?

„Alles nur wegen dieser doofen Klimaanlage!”
Wir kennen es vermutlich alle: Sind wir im Urlaub erkältet, machen wir die Klimaanlage dafür verantwortlich. Schließlich ist sie einfach immer zu kalt oder zu krass aufgedreht! Ihr haben wir es zu verdanken, dass wir jetzt mit Schniefnase und heiser am Ferienort sitzen. Aber stimmt das überhaupt? Oder müssen wir uns einen anderen Sündenbock suchen?

Erkältung durch Klimaanlage? Mythos!

Eine typische Alltagssituation im Sommer, die jeder kennt: Während draußen Temperaturen um die 30 Grad herrschen und wir uns ins kühle Auto, Geschäft, Hotel oder Restaurant flüchten, genießen wir die kalte Luft, die uns dort um die Ohren geblasen wird. Bis uns plötzlich ZU kalt wird. Auf einmal kratzt die Nase und die Glieder tun weh.

Oder aber auch auf dem Weg in den langersehnten Urlaub: Im Flugzeug fängt es bereits an. Das Gebläse über uns pustet uns die Luft viel zu stark ins Gesicht, der (Notfall-)Pullover ist irgendwo im Koffer verstaut. Noch ehe wir den Flieger verlassen, um es uns am Urlaubsort gut gehen zu lassen, läuft uns die Nase, es machen sich erste Kopfschmerzen breit oder die Stimme ist heiser. Hallo, Erkältungssymptome!

Das können ja nur die frostigen Temperaturen dank der Klimaanlage gewesen sein! Von wegen, sagt der Experte. „Wir sagen zwar Erkältung, aber an der Kälte liegt es gar nicht. Die oben genannten Szenarien funktionieren so nicht. Eine Erkältung hat genauso wenig mit der Klimaanlage zu tun, wie sie draußen im Herbst mit schmuddeligem Wetter zu tun hat. Sie könnten sich mit dem nackten Hintern bei -45 Grad auf eine Eisscholle in der Arktis setzen und Sie würden keine Erkältung bekommen”, sagt Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im RTL-Interview.

Warum? Weil die Viren fehlen!

Er erklärt weiter: „Damit wir uns erkälten, müssen wenigstens ein paar Bakterien oder Viren herumschwirren, die einen Husten oder eine Erkältung auslösen können. Wenn die nicht da sind, können wir uns auch nicht erkälten.”

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Krank im Urlaub angekommen? Klimaanlage trocknet sehr wohl die Schleimhäute aus!

Heißt, um genau zu sein: „Ich kann mich in einen Raum setzen, wo eine Klimaanlage an und bis oben hin aufgedreht ist, dann wird mir fürchterlich kalt sein - aber ich werde dadurch alleine keine Erkältung bekommen.”

Specht sagt allerdings, dass die Klimaanlagen eine Umgebung schaffen, in der zumindest der Grundstein für Erkältungen gelegt werden kann - vorausgesetzt es schwirren eben auch ein paar Viren und Bakterien herum: „Die Luft in Räumen mit Klimaanlagen ist normalerweise eher trocken; Klimaanlagen nehmen die Feuchtigkeit raus. Das sorgt dafür, dass unsere Schleimhäute trockener und weniger gut durchblutet werden. Das beeinträchtigt die Barriere zwischen Außen- und Innenraum des Körpers und wir sind insgesamt anfälliger für Viren und Bakterien, wenn jemand durch den Raum läuft, der hustet oder schnupft.”

Eigentlich ist die Klimaanlage aber der Übeltäter für eine ganz andere gesundheitliche Beeinträchtigung, wie uns der Allgemeinmediziner verrät.

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Schon gewusst? Eigentlich ist die Klimaanlage viel gefährlicher hierfür

Auch wenn die Klimaanlage zwar nicht direkt für eine Urlaubserkältung verantwortlich ist, kann sie stattdessen einen steifen Nacken verursachen! Was im Urlaub, wenn wir entspannen wollen, natürlich ebenso nervig ist.

„Ich kann durch die Klimaanlage einen steifen Nacken kriegen, weil sich die Muskulatur verkrampft. Diese muskulären Verspannungen sind sehr unangenehm und können noch dazu relativ lange anhalten. Das dauert, bis wir die Muskulatur wieder mobilisiert bekommen. Am besten geht das mit Wärme und Bewegung, tut aber natürlich zunächst einmal weh”, so Specht.

Wie ein steifer Nacken und die Klimaanlage zusammenhängen? Das sei nichts anderes als eine Reaktion des Körpers: Wenn kalte Luft auf den Körper geblasen wird, zieht sich dort die Muskulatur zusammen - und bleibt auch erst mal zusammengezogen, was wiederum Schmerzen verursachen kann.

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Experte rät: Besser lüften, anstatt die Klimaanlage aufzudrehen

Dr. Spechts Tipp lautet daher: Die Klimaanlage muss nicht immer auf 18 Grad heruntergedreht werden, zum Beispiel im Auto, wenn es draußen heiß ist. Das begünstige eben Verspannungen und noch dazu stressen wir unseren Körper damit enorm! „Der hohe Temperaturunterschied im Vergleich zum kühlen Raum und einer hohen Außentemperatur bedeutet für den Körper echt Stress. Denn er hat Probleme, sich so schnell anzupassen.”

Und, ebenfalls hilfreich: Klimaanlage Stück für Stück runter- und hochfahren, um dem Körper ein wenig Eingewöhnungszeit zu geben.

Außerdem reiche es manchmal schon aus, ab und zu mal wieder das gute alte Fenster herunterzukurbeln und sich den sommerlichen Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen!

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