Kinderärztin schätzt einBaby überlebt auf hoher See dank Milchpulver UND Salzwasser - aber ist das gesund fürs Kind?

In Sicherheit: Ein Retter hält den kleinen Jonah im Arm. Wie schätzt Dr. Nikola Klün die Tatsache ein, dass dem Baby in der Not Milchpulver mit Meersalz verabreicht wurde? Kann das Folgeschäden mit sich bringen?
In Sicherheit: Ein Retter hält den kleinen Jonah im Arm. Wie schätzt Dr. Nikola Klün die Tatsache ein, dass dem Baby in der Not Milchpulver mit Meersalz verabreicht wurde? Kann das Folgeschäden mit sich bringen?
Facebook/Maria Kamma
von Vera Dünnwald

Dass der kleine Jonah überlebt hat, ist ein echtes Wunder!
Seine Familie ist auf der Flucht, steigt in der Türkei in ein kaum seetaugliches Boot. Dann der Horror: Die Familie strandet am felsigen Strand der griechischen Insel Tilos, etwa 200 Kilometer vom türkischen Festland entfernt. Die Rettung lässt auf sich warten, das 50 Tage alte Baby bekommt währenddessen von seinen Eltern Milchpulver zugeführt, angerührt mit Salzwasser. Aber ist DAS gesund? Ist das nicht zu viel Salz für so einen kleinen Körper? Wir haben bei der Expertin nachgefragt.

Jonahs Eltern ernähren ihren Säugling mit Milchpulver - angemischt mit salzigem Meerwasser

Friedlich schläft er auf dem Arm seines Retters, eingelullt in eine Decke. Die Geschichte rund um Baby Jonah und seine Eltern ist einfach unglaublich.

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Drei Tage lang muss die kleine Familie, die sich hoffnungsvoll auf die Reise in ein besseres Leben begeben hat, auf dem Mittelmeer ausharren. Erst, als eine andere Gruppe Geflüchteter die Familie als vermisst meldet, können sich Retter auf den Weg zu ihnen machen. Doch die Ortung der Familie gestaltet sich schwierig.

Drei Tage kann ihnen niemand helfen. Doch in der misslichen Lage gibt es auch gute Nachrichten, denn: Der noch nicht einmal zwei Monate alte Jonah überlebt. Weil seine Eltern seine Baby-Nahrung, sein Milchpulver, mit Meerwasser anrühren.

Trotzdem stellt sich die Frage: Geht es dem Säugling jetzt auch wirklich gut? Oder muss die Familie mit gesundheitlichen Folgen rechnen?

Kinderärztin ist überrascht, dass es dem Baby mit so viel Salz im Blut gut geht

Dass es dem kleinen Jonah gut geht, kann Kinderärztin Dr. Nikola Klün kaum glauben. Im Interview mit RTL-Interview sagt sie: „Der Salzgehalt im Blut beträgt 0,9 Prozent. Meerwasser hingegen hat einen Salzgehalt von 3,5 Prozent, was zu viel für einen Menschen ist. Der Wasser-Elektrolyt-Haushalt gerät aus dem Gleichgewicht.

Und: Neben der Tatsache, dass der Wasser-Elektrolyt-Haushalt aus dem Gleichgewicht gerät, sei der Vorgang der Osmose ein weiterer Grund, dass eine Ernährung mit Salzwasser und Milchpulver nicht funktionieren kann.

Denn: „Durch die Osmose wird das Salz, das man über die Nahrung aufnimmt, gleichmäßig im Körper verteilt. Das überschüssige Salz wird über die Nieren ausgeschieden. Damit die aber richtig funktionieren können, muss man trinken – und zwar normales Wasser, beziehungsweise in diesem Fall Milchpulver mit normalem Wasser”, so die Expertin.

Das Problem ist also: „Da das Salzwasser im Meer sehr viel mehr Salz beinhaltet, als der Körper benötigt, versucht der Organismus das überschüssige Salz auszuscheiden, wofür die Nieren auf Hochtouren arbeiten müssen. Wenn das Baby aber nur Salzwasser trinkt, fehlt den Nieren das Wasser, das sie zum Arbeiten benötigen, und sie entziehen es dann dem restlichen Körper. Nach und nach trocknet das Baby aus.

Klün sagt zudem: „Je kleiner das Kind, desto empfindlicher ist der Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt.”

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„Die Hauptgefahr war definitiv das Salzwasser”

Immerhin: Eine Mangelerscheinung sollte laut der Expertin jedoch nicht auftreten, da im Milchpulver alle wichtigen Nährstoffe enthalten sind. „Die Hauptgefahr war also definitiv das Salzwasser”, fasst die Kinderärztin zusammen.

Es gleicht also wirklich einem Wunder, dass Jonahs Familie sein Überleben sichern konnte und ihm der hohe Salzgehalt augenscheinlich nicht viel ausgemacht hat.

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