Menschen gefilmt und Telefonate mitgeschnitten

„Man mag einfach nicht mehr” - Gericht verschiebt Urteil gegen „Horror-Nachbarn”

von Karl Wirz und Sebastian Stöckmann

Der Terror zieht sich schon über 20 Jahre.
So lange fühlen sich viele Menschen im schwäbischen Weingarten von einer einzigen Familie belästigt. Am Montag sollte endlich ein Urteil fallen, doch es kam ganz anders.

Weingarten: 150 Videoaufnahmen von Nachbarn gefunden

„Man mag einfach nicht mehr. Man will einfach irgendwie zum Punkt kommen, zu irgendeinem Urteil, und es gut sein lassen”, sagt Nachbarin Nelly Petznik RTL. Seit Ende Oktober steht Familie W. in Ravensburg vor Gericht. Vater, Mutter und die beiden erwachsenen Töchter treiben ihre Nachbarn seit Jahren zur Weißglut. Sie sollen andere Menschen provozieren, anschreien und immer wieder filmen.

Bei einer Hausdurchsuchung wurden bei Familie W. Waffen und USB-Sticks mit 150 Videoaufnahmen von Nachbarn gefunden. Auch Telefonate sollen die Angeklagten heimlich mitgeschnitten haben. „Egal, aus welcher Ecke – die kommen immer mit dem Handy angelaufen”, berichtet Nachbarin Anna Müller im Gespräch mit RTL.

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Prozess in Ravensburg: Familie W. sieht sich als Opfer

Offenbar wird die Situation von Jahr zu Jahr schlimmer, doch Familie W. fühlt sich ihrerseits als Opfer. „Wenn wir kommen oder wenn wir gehen – wir werden regelrecht belagert”, behauptet Michael W., der als „faulster Bürgermeister Deutschlands” zweifelhaften Ruhm erlangte. Seit seiner Zwangspensionierung 2008 bekommt er angeblich jeden Monat 3.500 Euro – fürs Nichtstun. Auch vor Gericht beteuert die Familie am Montag ihre Unschuld.

Am Ende des Tages gibt es wieder kein Urteil: Die vier Angeklagten haben jeweils das letzte Wort und angeblich großen Redebedarf. Denn alle vier beanspruchen dafür 60 Minuten Zeit – das Amtsgericht Ravensburg verschiebt die Entscheidung.

Die Nachbarn sind fassungslos, doch Anna Müller ist sich sicher: „Es kommt der Tag, es kommt der letzte Tag, er wurde nur verschoben.” Am 5. Dezember soll es einen neuen Termin vor Gericht geben. Dann könnte der Nachbarschaftsspuk endlich zu Ende gehen.