Sie singt “Wake Me Up Before You Go Go”

Anwältin von Avignon-Monster empört mit 80er-Jahre-Hit das Netz

Wie geschmacklos ist das?
Nadia El Bouroumi (45) vertritt zwei Angeklagte im Missbrauchsprozess von Avignon. Ein Video von ihr sorgt kürzlich für viel Wut im Netz. Sie singt den Wham-Hit „Wake Me Up Before You Go Go”, übersetzt: „Weck’ mich auf, bevor du gehst“. Im Prozess geht es um die vielfache Vergewaltigung der betäubten Gisèle Pélicot. Eine geschmacklose Andeutung der Anwältin oder ein Versehen?

Nadia El Bouroumi äußert laute Zweifel an Gisèles Sexleben

Die Lokalzeitung La Provence hebt die eindeutige Verbindung zwischen dem 80er-Jahre-Klassiker und dem Modus Operandi von Dominque Pelicot hervor. Ein Jahrzehnt lang betäubt er seine Ehefrau Gisèle und überlässt sie fremden Männern zur Vergewaltigung. Schon während des Prozesses habe die Anwältin immer wieder das Sexualverhalten von Gisèle infrage gestellt.

Schnell hagelt es Kritik für die Verteidigerin, die angibt, selbst Opfer sexueller Gewalt geworden zu sein. „Ich wurde geschlagen und vergewaltigt, als ich jünger war, und ich bin nicht hasserfüllt gegen Menschen geworden. Ich verwechsele meine Geschichte nicht mit der von jemand anderem“, zitiert sie die Daily Mail.

Eine Gerichtszeichnung eines Angeklagten.
Dominique Pélicot, wie ihn der Gerichtszeichner während des Prozesses gesehen hat.
REUTERS

„Niemals werdet ihr mich zum Schweigen bringen, nur weil ihr glaubt, dass meine Meinung oder mein Standpunkt euch nicht passt... dieser Song ist für all diejenigen, die früh aufstehen müssen, bevor sie mich zum Schweigen bringen können“, gibt die Anwältin an. Später reagiert sie nochmal auf ihre Kritiker: Sie habe Gisèle nie ihren Status als Opfer abgesprochen, sondern wolle auf Ungereimtheiten zwischen ihrer Aussage und dem toxikologischen Gutachten hinweisen und fügte hinzu, sie habe „in einer Demokratie das Recht, eine Verteidigerin zu sein.“

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Im Video: Mutige Giséle stellt sich ihren Peinigern

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Gisèle tritt ihren Peinigern jeden Prozesstag entgegen

Für ihren Umgang mit diesem unfassbaren Verbrechen an ihr wird Gisèle von Prozessbeobachtern regelrecht gefeiert. Bei ihren Auftritten vor Gericht erhält sie Beifall und Standing Ovations. Ihr Mut gilt für viele in Frankreich als beispiellos. Entsprechend groß ist der Aufschrei nach dem Video der Anwältin. Sogar ihre Anwaltskollegen finden klare Worte zu ihrem Clip: „Solche Dinge in den sozialen Medien zu verbreiten und diese Strophe zu singen, erscheint mir unwürdig und entspricht nicht den Anforderungen, die wir als Anwälte haben“, schreibt der Anwalt Alain Lothe aus Marseille.

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Später rudert die Verteidigerin scheinbar etwas zurück. In einer Erklärung auf Instagram sagt sie: „Ich möchte klarstellen, dass das kürzlich geteilte und kommentierte Video missbraucht wurde. Es tut mir sehr leid, wenn meine Worte missverstanden wurden. Ich habe zu keinem Zeitpunkt versucht, mich über Gisèle Pélicot lustig zu machen, die ich in diesem Fall für ein Opfer und eine schwache Person halte“, teilt sie ihren rund 50.000 Followern mit. Die Anwältin würde seit Prozessbeginn sogar bedroht.

Dominique Pélicot ließ Ehefrau Gisèle jahrelang von Fremden vergewaltigen
Dominique Pélicot ließ Ehefrau Gisèle jahrelang von Fremden vergewaltigen.
Reuters

Vergewaltigungs-Prozess löst landesweite Debatte aus

Der aufsehenerregende Gerichtsprozess hat in Frankreich längst eine landesweite Debatte über sexuelle Gewalt gegen Frauen ausgelöst. Immer wieder kommt es zu Demonstrationen gegen sexuelle Gewalt sowie als Zeichen der Solidarität mit Gisèle P. Ihr schlimmer Missbrauch kommt erst ans Licht, als Dominique nach Filmaufnahmen unter die Röcke von Supermarkt-Kundinnen festgenommen wird. Bei einer Durchsuchung stoßen Fahnder auf dem Computer des Mannes auf Hunderte Videos der Taten. (xes)