Ehemann überließ bewusstlose Gisèle fremden Männern zur Vergewaltigung

Caroline dankt ihrer starken Mutter – „Du warst immer ein Vorbild für uns!”

Gisèle und ihre Tochter Caroline geben sich im Prozess in Frankreich gegenseitig Halt.
Gisèle und ihre Tochter Caroline geben sich im Prozess in Frankreich gegenseitig Halt.
picture alliance/dpa

„Du bist und wirst immer unsere große Beschützerin sein!”

Betäubt, mindestens 200 Mal vergewaltigt von Dutzenden fremden Männern und dabei gefilmt. Alles arrangiert vom eigenen Ehemann. Das Schicksal von Gisèle Pélicot bewegt seit Wochen die ganze Welt. Vor allem, weil sich die 71-Jährige entschieden hat, im Prozess öffentlich auszusagen. Für Viele ist sie damit längst eine Ikone. Und auch ihre Tochter Caroline dankt ihr jetzt für ihre Stärke.

Vergewaltigungsprozess in Avignon: „Schande wechselt dank euch die Seiten!”

„Du warst immer ein Vorbild für uns, deine drei Kinder und deine Enkelkinder”, schreibt Caroline Pélicot auf Instagram. Seit Beginn des Prozesses im französischen Avignon steht sie an der Seite ihrer Mutter. Hauptangeklagter ist ihr eigener Vater. Der 72-Jährige hat gestanden, Gisèle Pélicot jahrelang mit Medikamenten betäubt und 50 Mitangeklagten zum Missbrauch angeboten zu haben.

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Die 71-jährige bestand darauf, dass der Prozess öffentlich stattfindet und als warnendes Beispiel diene für Frauen, die mit Drogen betäubt und dann missbraucht werden. Und auch Caroline stellt sich im Gericht vor die unzähligen Foto- und Fernsehkameras aus aller Welt. Für ihren jüngsten Instagram-Post erhält sie eine Menge Zuspruch: „Tausende von uns unterstützen euch. Euer Kampf wird ein Vorbild für die nächsten Jahre sein. Dank euch wechselt Schande die Seiten. Endlich!”, kommentiert eine Userin.

Eine andere schreibt von ihren eigenen Erfahrungen: „Wenn du wüsstest, wieviel Kraft mir der Kampf von deiner Mama und dir gibt. Ich befinde mich auch in einem Verfahren, in dem man mich verunglimpft und ich mich für das Verbrechen rechtfertigen muss, das andere an mir begangen haben”. Fast alle der rund 300 Kommentare (Stand: 21. September) äußern Bewunderung für die Stärke der beiden Frauen. „Während andere sich verstecken würden, kämpft deine Mama mit Kraft und Mut, indem sie ihren Peinigern direkt in die Augen schaut”, bringt es eine Frau auf den Punkt.

Im Video: Mutige Gisèle bricht im Missbrauchsprozess ihr Schweigen

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Vergewaltigungsprozess in Frankreich: Caroline Pélicot sagt selbst aus

Der mutmaßliche Missbrauch kommt erst ans Licht, als der Rentner nach Filmaufnahmen unter die Röcke von Supermarkt-Kundinnen festgenommen wird. Bei einer Durchsuchung stoßen Fahnder auf seinem Computer auf Hunderte Videos der Taten. Genau wie ihre Mutter Gisèle erfährt Caroline erst von der Polizei, was ihr widerfahren sein muss. Der schlimme Verdacht: Ihr Vater Dominique könnte auch sie betäubt und in der Unterwäsche seiner Frau fotografiert haben.

Gisèle Pélicots Tochter Caroline im Gericht in Avignon.
Gisèle Pélicots Tochter Caroline im Gericht in Avignon
REUTERS

„Meine Mutter rief mich an und sagte, sie muss mir was über meinen Vater sagen.“ Zunächst glaubt sie, ihr Vater könne im Krankenhaus sein. Als sie hört, worum es wirklich geht, beginnt der emotionale freie Fall. „Ich bin abgerutscht, ohne zu wissen, wo ich aufpralle“, beschreibt die 45-Jährige das Gefühl. Während ihrer Aussage sitzt ihr Vater mit gesenktem Kopf auf der Anklagebank.

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Doch der 72-Jährige sagt, die Bilder seiner Tochter, die auf seinem Handy gefunden werden, habe nicht er gemacht. Im Prozess kann Caroline die Aussage ihres Vaters nicht ertragen. Noch während seiner Befragung springt sie auf und stürmt aus dem Sitzungssaal. „Entschuldigen Sie mich, ich muss mich übergeben“, hört man sie beim Verlassen sagen.