Vergewaltigungsprozess in Avignon Sie sind für Gisèle gekommen! Fast nur Frauen im Publikum

Zuschauer beim Vergewaltigungsprozess in Avignon
Unter den Zuschauern beim Vergewaltigungsprozess in Avignon sind fast ausschließlich Frauen.
RTL
von Anna Hohns, Sabrina Suberg und Johanna Grewer

Sie alle sind aus Solidarität gekommen.
Vor dem Gerichtssaal in Avignon drängen sich vor der Verhandlung am Mittwoch viele Zuschauer. Es sind fast ausschließlich Frauen. RTL hat mit einigen von ihnen gesprochen, um zu erfahren, warum sie zum Vergewaltigungsprozess gegen Dominique Pélicot und seine 50 Mitangeklagten gekommen sind und sich all die schlimmen Details, die vor Gericht ausgerollt werden, überhaupt antun.

Dominique Pélicot ist vielen Zuschauerinnen „egal”

Die meisten Frauen sind nicht gekommen, um die mutmaßlichen Vergewaltiger zu sehen. Pélicot sei ihr egal, erzählt eine Frau, die vor dem Gerichtssaal wartet. „Ich glaube ich werde sie nicht mal ansehen“, sagt eine andere Frau über die Angeklagten. Die Frauen, die dort teils stundenlang anstehen, um als Zuschauerinnen in den Saal gelassen zu werden sind für Gisèle Pélicot gekommen.

Lese-Tipp: Gisèle ist nicht das einzige Vergewaltigungsopfer!

„Tatsächlich bin ich von der Tragweite der Taten so schockiert, dass ich mir sagte, ich unterstütze seine Frau“, erklärt eine 74-Jährige Zuschauerin. Sie sei im Gericht, um Gisèle zu unterstützen. „Um zu sagen, hier, wir sind hier und es ist schrecklich, was sie durchgemacht hat“, erklärt die Frau. Dominique Pélicot soll seine Ehefrau jahrelang betäubt und anderen Männern zur Vergewaltigung überlassen haben. Die Polizei überführte ihn und seine Mitangeklagten durch unzählige Vergewaltigungsvideos auf seinem Computer. „Es kann jeden treffen”, sagt eine junge Frau in der Zuschauerschlange.

Zuschauerinnen vor dem Gerichtsaal in Avignon
Viele Zuschauerinnen warten stundenlang vor dem Gerichtsaal in Avignon, bis sie eingelassen werden.
RTL

Jurastudentin will wissen: Wie konnte das passieren?

„Ich bin hier, um zu verstehen, warum er das getan hat“, erklärt Sorenza Bangaya. Für die Jurastudentin besteht kein Zweifel, dass Pélicot schuldig ist. Sie wolle aber verstehen, wie es überhaupt zu dem ungeheuerlichen Verbrechen kommen konnte. Sie hofft, dass der Prozess aufklärt, wie der Mann aus dem französischen Dorf Mazan überhaupt an die Medikamente gekommen ist, um seine Frau regelmäßig zu betäuben. „Wie konnten die Ärzte das nicht sehen? Wie kann man sowas verhindern?“, fragt sich die Studentin.

Sorenza Bangaya in Avignon
Sorenza Bangaya ist Jurastudentin und verfolgt den Vergewaltigungsprozess von Avignon.
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Viele Zuschauerinnen bewundern Gisèle Pélicot für ihren Mut

Für das Opfer Gisèle Pélicot empfindet sie große Bewunderung. „Sie ist so mutig, dass sie das öffentlich macht“, findet die Studentin. „Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Ich könnte es nicht.“ Denn die Ehefrau des Hauptangeklagten hätte auch entscheiden können, dass nur hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Den Gefallen wollte Gisèle ihren Peinigern aber nicht tun.

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Besonders erschreckend findet Sorenza Bangaya wie „normal“ Dominique Pélicot aussieht. „Wir haben so viele Vorurteile, wenn es um sexuelle Gewalt geht“, sagt sie im Gespräch mit RTL. „Ich bin kein Richter, ich bin keine Jury. Das Urteil, das ich habe, habe ich bereits in meinem Herzen, das ist klar“, sagt eine andere Zuschauerin.

Sollten auch ihr unter sexueller Gewalt leiden, finden ihr Hilfe unter der kostenlosen Hotline 08000 – 116 016 oder unter www.hilfetelefon.de.