Vergewaltigungsprozess in Avignon

„Ich habe meine Kinder nie angefasst, ich habe meiner Tochter nie was getan“

Eine Gerichtszeichnung eines Angeklagten.
Der Angeklagte Dominique Pélicot, wie ihn der Gerichtszeichner während des Prozesses erlebt hat.
REUTERS
von Sabrina Suberg und Patricia Kiel

Was haben diese Fotos zu bedeuten?
Dominique Pélicot steht als Hauptangeklagter im Vergewaltigungsprozess von Avignon vor Gericht. Die Polizei fand im Zuge der Ermittlungen auch Unterwäsche-Bilder seiner Tochter auf seinem Handy. Doch der 72-Jährige beteuert, nichts damit zu tun zu haben. Wie passt das zusammen?

Menschen in einem Gerichtsgebäude.
Prozessbeobachter applaudieren Gisèle im Gerichtsgebäude in Avignon.
RTL

Bilder der Tochter will Angeklagter nicht gemacht haben

„Ich habe meine Kinder nie angefasst, ich habe meiner Tochter nie was getan“, beteuert der Mann, der seine Ehefrau jahrelang betäubt und anderen Männern zur Vergewaltigung überlassen hat, heute (17. September) vor Gericht. Eine Aussage, die viele Prozessbeobachter irritiert. Besonders Caroline, seine Tochter, erträgt die Aussage ihres Vaters nicht. Noch während seiner Befragung springt sie auf und geht aus dem Sitzungssaal. „Entschuldigen Sie mich, ich muss mich übergeben“, hört man sie beim Verlassen sagen.

Gisèle Pélicots Tochter Caroline im Gericht in Avignon
Gisèle Pélicots Tochter Caroline im Gericht in Avignon.
Reuters

Caroline erfährt genau wie ihre Mutter Gisèle erst von der Polizei, was ihr widerfahren sein muss. Der schlimme Verdacht: Dominique könnte auch seine eigene Tochter betäubt und in der Unterwäsche seiner Frau fotografiert haben. Doch der 72-Jährige sagt, die Bilder seiner Tochter auf dem Handy habe nicht er gemacht.

Lese-Tipp: Dominique Pélicot gesteht schluchzend Vergewaltigungen seiner Frau

Weil er sich dafür schämt, will er sie später sogar gelöscht haben. Wer die Bilder aber an seiner Stelle gemacht haben soll, lässt er offen. Auch die Verteidiger der Nebenkläger glauben ihm nicht. Sie versuchen, ihn während seiner Befragung als Lügner zu entlarven. Dominique Pélicot, der am Morgen noch weinerlich wirkte, sagt zum Ende des Prozesstages mit fester Stimme aus. Er wirkt gefasst und selbstsicher. „Warum sollte ich lügen?“, fragt er in Richtung der Anwälte. Eine logische Erklärung für die Aufnahmen seiner Tochter liefert er nicht.

Im Video: Dominique P. (72) betäubte auch eigene Tochter

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„Ich bereue, was ich getan habe, ich bitte um Vergebung”

Caroline hat bereits in einem Buch über den unfassbaren Missbrauchsfall in ihrer Familie berichtet. Ein Versuch, das Unglaubliche zu verstehen und zu verarbeiten. Zum Ende der Verhandlung kommt sie zurück in den Saal. Sie glaubt ihrem Vater kein Wort, bezeichnet ihn zweimal lauthals als Lügner. „Ich bereue, was ich getan habe, ich bitte um Vergebung, auch wenn es nicht entschuldbar ist“, sagt ihr Vater. Doch seine Worte scheinen keinen Wert mehr für Caroline zu haben. Für sie und ihre Mutter bleibt zu hoffen, dass der Prozess die ganze Wahrheit zutage fördert. Auch wenn sie noch so schmerzhaft sein mag.