Weil so viele fehlen
Tesla-Chefs machen Hausbesuche bei Kranken

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?
Das scheinen sich offensichtlich die Chefs des Tesla-Werks Grünheide in Brandenburg zu denken. Sie statteten krankgeschriebenen Mitarbeitern unangemeldet Kontrollbesuche ab, berichtet das Handelsblatt. Das Misstrauen der Vorgesetzten kam wenig überraschend nicht gut an.
Stimmung bei Hausbesuchen „latent aggressiv”
Einige Mitarbeiter hätten beim Auftauchen der Bosse damit gedroht, die Polizei zu rufen, heißt es weiter. Insgesamt sei die Stimmung an den Haustüren „latent aggressiv“ gewesen, so die Zeitung. Wobei Arbeitsrechtler darauf hinweisen, dass die Vorgesetzte das Recht auf ihrer Seite hätten, solche Besuche seien nicht verboten.
Die Chefs hätten auf einer Betriebsversammlung ihr Vorgehen verteidigt. Die Besuche seien nicht erfolgt, um Forderungen zu stellen oder Druck auszuüben, behaupten sie. Sie hätten sich lediglich erkundigen wollen. „Wie geht es dir? Können wir dir irgendwie helfen?“, zitiert das Handelsblatt aus Tonaufnahmen aus der Versammlung. Diese angebliche Fürsorge sei von den meisten der Besuchten abgeblockt worden, heißt es weiter.
Video: Krankgemeldet? Das dürft ihr jetzt noch machen
Tesla-Mitarbeiter fehlen auffällig oft
Die beiden Vorgesetzten begründeten ihr ungewöhnliches Vorgehen mit den ebenfalls ungewöhnlich hohen Krankenständen im Unternehmen. Der habe im August bei 17 Prozent gelegen, im September immer noch bei elf Prozent. Daher hätten sich die Chefs zum Handeln veranlasst gesehen. Der Krankenstand sei bei Tesla dem Bericht zufolge ohnehin höher als im Bundesschnitt und allgemein in der Fahrzeugbranche.
Lese-Tipp: Kündigung wegen Krankmeldungen: Ab so vielen Fehltagen wird es gefährlich!
Im August habe das Werk deswegen für zwei Wochen komplett die Produktion eingestellt. Wie es weiter heißt, hätte das Unternehmen festgestellt, dass insbesondere an Freitagen und in Spätschichten überproportional viele Kollegen nicht zur Arbeit erschienen.
Betriebsrat zeigt Verständnis für Tesla-Chefs
Der Betriebsrat soll mit der Maßnahme der Tesla-Chefs in Grünheide einverstanden sein. Bei der Betriebsversammlung habe eine Betriebsrätin darauf hingewiesen, dass der Krankenstand bei der Stammbelegschaft siebenmal höher läge als unter den Leiharbeitern im Werk. Dort seien es gerade einmal zwei Prozent.
Lese-Tipp: Kündigung nach Homeoffice-Überwachung! Was dürfen Chefs? Anwältin und Ermittler packen aus
„Dass manche Mitarbeiter auf Kosten von anderen Kolleginnen und Kollegen, gerade freitags und montags immer wieder regelmäßig fehlen, hält der Betriebsrat für inakzeptabel und sehr unkollegial“, zitiert die Zeitung die Mitarbeitervertreterin. (uvo)