Suchmaschinen und KI schuld

Unschuldiger wird bedroht – weil er für den Stuttgarter Unfallfahrer gehalten wird

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Eine Frau wurde in Stuttgart getötet, als am 2. Mai ein Auto in eine Menschenmenge fuhr
picture alliance/dpa | Marco Krefting

„An die Wand mit Dir!“
Nach dem folgenschweren Unfall in Stuttgart mit mehreren Verletzten und einem Todesopfer am 2. Mai wird ein Unbeteiligter bedroht und beschimpft. Denn Leute, die nichts mit dem Vorfall zu tun haben, halten ihn für den Unfallverursacher. Das berichtet der SWR.

Suchmaschinen führen Hater auf die falsche Spur

Der Mann aus Ostwestfalen bekomme Nachrichten wie „An die Wand mit Dir“ oder „Millionen machen, aber dann nicht Auto fahren können“, so der Sender. Wie kommt es dazu, dass er verwechselt und für den Mann gehalten wird, der eine Frau totgefahren und sieben Menschen verletzt hat? Schuld daran sind Suchmaschinen wie Google und KI-Anwendungen wie ChatGPT, erklärt der Beitrag.

Lese-Tipp: Unfallfahrer von Stuttgart „bedauert das Geschehen zutiefst”

Sie verknüpfen bestimmte Schlagwörter über den Unfallfahrer von Stuttgart und dessen Namen, der in einem vielgelesenen Online-Beitrag mit „Markus S.“ angegeben ist. Eigentlich zu dessen Schutz, denn so heißt er nicht. Dazu sind in dem Beitrag Informationen über den Mann angegeben: „Selfmade-Millionär“, er sei ein „Pionier des Onlinehandels“, sein Shop „Weltmarkt-Führer“, er selbst „mehrfacher Millionär“. Ausdrücklich heißt es auch: „Markus S. (*Name geändert)“.

Video-Tipp: Unfallfahrer von Stuttgart wieder frei

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Unternehmer brechen Umsätze weg

Letzteres ignorieren die Leute, die sich dazu bemüßigt sehen, im Internet auf die Suche nach dem Unfallschuldigen zu gehen. Sie geben diese Stichworte in Suchmaschinen ein und finden durch maschinelle Verknüpfung der Begriffe, auf den die Punkte zutreffen und der zu seinem Pech Markus S. heißt. Und sich jetzt nicht nur mit bösen Nachrichten herumschlagen muss, in denen er bedroht und beschimpft wird.

Das habe das Opfer im Selbstversuch herausgefunden, so der SWR. Der Mann habe sich am Tag nach dem Unfall selbst gegoogelt und sei dabei auf die verhängnisvolle Verknüpfung gestoßen. Die für ihn nicht nur privat unschöne Folgen hat, sondern auch wirtschaftlich. Die Käufe der Kunden gingen „signifikant nach unten“, heißt es. „Ich dachte: Niemand hier hat was Schlimmes gemacht, und trotzdem brechen unsere Umsätze ein“, zitiert der Sender ihn.

Hass im Netz: hier findet ihr Hilfe

Häme, Hetze und Hass finden in sozialen Netzwerken, Foren und anderen Bereichen der digitalen Welt schon seit langem zunehmend Verbreitung. Nicht selten verlagert sich der Hass von der digitalen in die reale Welt. Gegen Hatespeech und Anfeindungen im Netz gibt es diverse Hilfsangebote. Die Polizeiliche Kriminalprävention empfiehlt unter anderem diese Videos zur Vorsorge, um nicht Opfer gegen Hass zu werden:

www.zivile-helden.de (Erklärvideos, Tipps und Ratgeber)
www.polizei-beratung.de (Erklärungen, Tipps und eine aktuelle Aktion zur Sendung)

Die Polizei gibt drei Tipps, was ihr gegen Hass und Beleidigung im Netz tun könnt.

  • Hassreden nicht ignorieren, sondern Stellung beziehen - zum Beispiel in den Kommentaren.

  • Beweise sichern – zum Beispiel, indem ihr Screenshots macht oder Chatverläufe speichert.

  • Hass, Hetze und verbale Gewalt konsequent melden.

Letzteres geht beispielsweise unter jugendschutz.net oder bei der Internetbeschwerdestelle. Große Plattformen wie Meta oder YouTube bieten zudem die Möglichkeit, Inhalte direkt zu melden. Auch die Polizeidienststellen vor Ort sind gute Ansprechpartner. In echten Notfällen, wenn also konkrete Gefahr besteht und schnelle Hilfe benötigt wird, helfen zudem die bekannten Rufnummern 110 und 112.

Wenn ihr Opfer digitaler Gewalt seid, ist HateAid eine gute Anlaufstelle. Hier gibt es gesonderte Bereiche für Betroffenenberatung und sogar eine Prozesskostenfinanzierung. Von der Medienanstalt NRW wird www.fragzebra.de empfohlen. ZEBRA ist ein Angebot an alle Menschen, die Fragen zu ihrem digitalen Alltag haben.