Plötzliche Reue im Prozess

Prügel-Attacke in Notaufnahme: Brutalo-Brüder entschuldigen sich vor Gericht

Pflege-Influencer Ricardo Lange sieht sich den Übergriff in einem Internet-Video an
Auch Pflege-Influencer Ricardo Lange äußerte sich zu dem Übergriff, den er hier in einem Internet-Video ansieht
RTL

Brutale, sinnlose Gewalt gegen Menschen, deren Hilfe man möchte.
Einer dieser viel zu vielen Fälle aus der jüngeren Vergangenheit wird jetzt vor dem Landgericht Tiergarten in Berlin verhandelt. Vor Gericht stehen zwei Brüder, die in der Silvesternacht 2023/24 Pfleger und einen Arzt im Klinikum Lichtenberg übel attackiert haben.

Angreifer drohen: „Du bist tot! Wir bringen dich um!“

Der Fall hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst, im Gegensatz zu vielen anderen ist er durch Aufnahmen einer Überwachungskamera dokumentiert. Darauf zu sehen: drei Männer, die auf das Klinikpersonal losgehen. Es sind Ljubomir T. (21) und seine Brüder Darko T. (26) sowie ein 17-jähriger, der nicht vor Gericht erschienen ist. Laut „Tagesspiegel“ hat er sich vermutlich in seine serbische Heimat abgesetzt.

Klinikums Lichtenberg in Berlin (Symbolfoto)
Die gemeine Attacke ereignete sich in der Notaufnahme des Klinikums Lichtenberg in Berlin (Symbolfoto)
POP-EYE/Christian Behring

Lese-Tipp: Berlin: Brutalo-Brüder prügeln Pfleger nieder - Videoaufnahmen zeigen den Angriff

Die Aufnahmen zeigen, wie ein 32-jähriger Pfleger niedergeprügelt wird. Er schlägt mit dem Kopf gegen eine Wand und ist bewusstlos. Der Mann muss ambulant behandelt werden. Er erleidet eine Gehirnerschütterung. Zudem wird ein Arzt (42) gestoßen und mit einer Platzwunde am Kopf verletzt. Die Polizei nimmt die Krawall-Brüder fest und steckt sie in eine Ausnüchterungszelle. Auslöser ihres Gewaltexzesses: es ging ihnen nicht schnell genug. Einer der Brüder hatte eine Schnittverletzung an der Hand und wollte sofort behandelt werden.

Video: Gewalt gegen Einsatzkräfte anSilvester in Berlin

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Anklage: Brüder haben „Verletzungsabsicht”

Die Anklage wirft den Brüdern vor, „in Verletzungsabsicht“ gehandelt zu haben. Beim Prozessauftakt berichtet der verprügelte Krankenpfleger: „Es wurde sehr laut. Und aggressiv“. Er sagte der „Bild“-Zeitung, dass er so etwas „in den 10 Jahren in der Notaufnahme“ noch nicht erlebt habe. „Der Verletzte wirkte sehr alkoholisiert, schlug immer um sich“, heißt es weiter.

Lese-Tipp: Gewalt im Job! Pfleger und Notfallsanitäter packen aus

Auch der Arzt schildert, wie er die Situation erlebt hat. Er habe die Situation beruhigen wollen und einen der Brüder aus der Rettungsstelle geschoben, zitiert ihn die Zeitung, Das sei der Moment gewesen, in dem der Verletzte ihn von hinten angegriffen habe. Die Brüder seien auf ihn losgegangen mit den Worten „Du bist tot! Wir bringen dich um“.

Schläger will kein „Musterbeispiel für Gewalt gegen Rettungskräfte“ sein

Von den markigen Worten ist im Gerichtssaal nichts mehr zu hören. Ljubomir T.‘s Anwalt erklärte für seinen Mandanten, dass der sich schäme, „hier auf der Anklagebank zu sitzen als ein Musterbeispiel für Gewalt gegen Rettungskräfte.“ Er entschuldige sich.

Auch Darko T. bat der Zeitung zufolge um Entschuldigung. Er sei „sehr emotional“ gewesen, so seine Anwältin dem Bericht zufolge. T. habe den Eindruck gehabt, sein Bruder werde „nicht richtig behandelt“, so der Erklärungsversuch. „Bild“ zufolge soll Darko T. zum Tatzeitpunkt mit 1,8 Promille Alkohol im Blut volltrunken gewesen sein, ein Gutachter habe ihm „verminderte Schuldfähigkeit“ attestiert. Der Prozess wird fortgesetzt, ein Urteil soll am 11. März fallen.

Pflege-Influencer Ricardo Lange froh über Video-Beweis

Gewalt gegen Ärzte, Pflegekräfte, Polizisten und Feuerwehrleute ist seit Jahren ein zunehmendes Problem in Deutschland. Dass der Fall aus der Silvesternacht 2023/24 derartige Aufmerksamkeit hervorrief, ist vermutlich dem Video zu verdanken, das den brutalen Angriff festgehalten hat.

Intensiv-Pfleger Ricardo Lange
Der Berliner Intensiv-Pfleger Ricardo Lange im RTL-Interview (Archivfoto)
RTL

Der bekannte Pflege-Influencer Ricardo Lange sagte seinerzeit im RTL-Interview: „Ich finde es super, dass das Video draußen ist und dass sich die Menschen darüber aufregen.“ Die Veröffentlichung des Videos sei „eine Art Notwehr“, glaubt er. „Erst mit diesem Video hat der Vorfall die Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient!“