Polizei sucht nach weiteren Opfern Jonathan Carl könnte hunderte Männer absichtlich mit HIV angesteckt haben

Hat Jonathan Carl weitere Männer angesteckt?
Jonathan Carl wurde zu 17 Jahren Haft verurteilt – wegen Vergewaltigung und weil er jemanden wissentlich mit HIV infiziert hat.
Metropolitan Police

Dieser Mann wurde zu 17 Jahren Haft verurteilt!
Trotzdem veröffentlicht die Metropolitan Police in London jetzt ein Foto von Jonathan Carl (42) und sucht nach Männern, die Sex mit ihm hatten. Denn die Ermittler befürchten, dass er unzählige von ihnen absichtlich mit HIV angesteckt haben könnte. Allein zwischen 2019 und 2023 soll er sexuellen Kontakt zu rund 400 Männern gehabt haben.

Zwei Männer zeigen Jonathan Carl wegen Vergewaltigung an

Von denen konnte die Polizei bisher gerade einmal 82 identifizieren und kontaktieren. „Ich hatte das Gefühl, dass ich wertlos bin, als ob ich weniger als ein Mensch wäre“, sagt einer der betroffenen Männer, der anonym bleiben möchte. „Ich bin dann hauptsächlich zur Polizei gegangen, weil ich nicht wollte, dass das noch jemand anderem passiert.“

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Im Januar 2024 melden sich zwei Männer bei der Polizei, die aussagen, von Jonathan Carl vergewaltigt worden zu sein. Einer gibt in der Befragung an, plötzlich wachgeworden zu sein, als sich Carl an ihm verging, schreibt der Telegraph. Der Verdächtige wird sofort festgenommen.

Jonathan Carl lud viele Männer in seine Wohnung ein
Die Metropolitan Police in London veröffentlichte auch eine Textnachricht, die Jonathan Carl an eins seiner Opfer verschickte.
Metropolitan Police

Polizei sucht nach hunderten weiteren möglichen Opfern

Nachdem die Ermittler sein Handy auswerten, gehen sie davon aus, dass die beiden Anzeigen nur die Spitze des Eisbergs sind. Sie finden Hunderte Nachrichten zwischen Carl und möglichen Sexualpartnern. Der 42-Jährige soll mehrere Datingapps wie Grindr und Scruff genutzt haben, um Kontakt zu anderen Männern aufzunehmen und sie in seine Wohnung über einem Fish&Chips-Imbiss in London einzuladen.

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Wie der Telegraph berichtet, geht aus mehreren Nachrichten auf seinem Handy hervor, dass das, was dann passiert, nicht immer einvernehmlich ist. Die Polizei hält es für möglich, dass er seine Opfer häufig unter Drogen setzt, um sie gefügig zu machen. „Er hat gezielt Leute ins Visier genommen, die verletzlich waren“, erklärt Chefermittlerin Sarah Bishop der Zeitung. „Manche waren unsicher, was ihre Sexualität betraf. Für manche war es der erste sexuelle Kontakt überhaupt.“

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Wen hat Jonathan Carl noch alles angesteckt?

Die Polizei befürchtet außerdem, dass Jonathan Carl viele der Männer mit HIV infiziert haben könnte – ohne, dass sie es damals ahnten. Der 42-Jährige selbst soll von seiner Erkrankung gewusst, seinen Sexualpartnern aber nichts davon gesagt haben.

„Ich habe immer noch Schuldgefühle“, sagt ein anderer Mann, der Carl in die Finger geriet. „Ich zermartere mir das Gehirn, wenn ich immer wieder durchspiele, was ich hätte anders machen können“, berichtet er. Auch dieser Mann ist nach der Begegnung mit dem Sexualstraftäter HIV-positiv. „Es hat mich zerstört“, meint er, weil er befürchte, nie wieder eine romantische Beziehung führen zu können wegen der Vorurteile, die andere Menschen im Bezug auf die Krankheit hätten.

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Polizei befürchtet 318 weitere Opfer des Sexualstraftäters

Die British HIV Association (BHIVA) reagiert entsetzt auf die Taten, die Carl vorgeworfen werden: „Wir sind schockiert und traurig über den aktuellen Fall, besonders weil eine hocheffektive antiretrovirale Therapie bedeutet, dass es überhaupt kein Risiko gibt, das HIV-Virus zu übertragen.“ Es gebe kostenlose Tests und mit den modernen Behandlungsmethoden könnten Patienten ein langes, gesundes Leben führen, ohne andere anzustecken. Das scheint den 42-Jährigen nicht interessiert zu haben.

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Wegen Vergewaltigung und schwerer Körperverletzung wird Carl am 29. August zu 17 Jahren Haft verurteilt. In dem Prozess ging es aber nur um die beiden Fälle, die anfangs bei der Polizei angezeigt wurden. „Wir glauben, dass 318 Männer ihm ebenfalls zum Opfer gefallen sein könnten und sich noch nicht gemeldet und getestet haben“, erklärt Bishop in einer Pressemitteilung. „Eure Gesundheit und euer Wohlergehen ist unsere absolute Priorität”, versichert die Ermittlerin. „Seid versichert, dass ihr nicht allein seid.” Die Polizei bittet alle, die intimen Kontakt mit dem Verurteilten hatten, sich zu melden. (jgr)

Verwendete Quellen: Metropolitan Police, BHIVA, Telegraph