Mann saß 22 Jahre unschuldig im Knast
„Der Gefängnisaufenthalt hat mir das Leben gerettet“

Ohne das Gefängnis wäre er auf der Straße gestorben...
Calvin Buari wird 1995 wegen Mordes verurteilt und weggesperrt. 22 Jahre verbringt er im Gefängnis, bis ein anderer Insasse die Morde, die ihm angelastet werden, gesteht. Buari kommt frei. Der Knast habe ihm sogar das Leben gerettet, sagt er heute. Was genau er damit meint, hat der 53-Jährige jetzt in einem Interview verraten.
Gefängnis beendet seine Karriere als Drogendealer

Calvin Buari beginnt in den 90er-Jahren als Teenager Drogen zu verkaufen. Für die Karriere als Dealer bricht er sogar die Schule ab. Zu verlockend ist das schnelle Geld, das er verdient. „Manchmal hatte ich das Gefühl, ich gehöre ins Gefängnis“, sagt er in einem Interview mit CNN.
In der Nacht des 10. September 1992 ändert sich dann schlagartig alles: Zwei Jugendliche werden in einem Auto erschossen. Rivalen wollen scheinbar das Drogengeschäft des heute 53-Jährigen übernehmen und schwärzen ihn als mutmaßlichen Täter bei der Polizei an. Als es zum Mordprozess kommt, sagen sie gegen Buari vor Gericht aus. Bei der Staatsanwaltschaft ist er bereits wegen seiner Drogen-Deals bekannt. „Auch wenn ich für etwas einsaß, das ich nicht getan hatte, habe ich mich wegen meiner Taten in diese Lage gebracht“, gesteht Buari heute.
Lese-Tipp: Gerechtigkeit nach fast vier Jahrzehnten! Benjamin saß 37 Jahre unschuldig im Knast
Im Oktober 1995 wird er von den Geschworenen des Bronx Supreme Court in New York wegen zweifachen Mordes zweiten Grades verurteilt. Er erhält 50 Jahre bis lebenslänglich. Anfang der 2000er-Jahre wird im bewusst, dass er hinter Gittern sterben wird, sollte er sein Leben nicht grundlegend ändern. Er beginnt, zusammen mit einem Podcaster seine Unschuld zu beweisen.
Im Video: Mann saß 48 Jahre unschuldig im Gefängnis
Calvin Buari macht einen Abschluss als Rechtsanwaltsgehilfe
„Mein Fall war für mich ein Ansporn, mich in die juristischen Bücher einzulesen, meinen Abschluss als Rechtsanwaltsgehilfe zu machen, im Gefängnis juristische Kurse zu belegen, das Recht zu lernen und herauszufinden, wie ich kämpfen und nach Hause kommen kann“, resümiert er. Es dauert aber noch viele Jahre, mit Höhen und Tiefen, bis ein Gericht seinen Fall neu aufrollt. 2017 schafft er es schließlich und wird freigesprochen. „Ich werde diesen Moment nie vergessen. Es fühlte sich surreal an“, erinnert er sich. „Ich war im Gefängnis gewesen, seit ich 24 Jahre alt war. Und jetzt war das Gefängnis nicht mehr mein Schicksal.“

Heute betreibt er einen Fahrservice für Menschen, die Angehörige im Gefängnis besuchen möchten. Vom Staat New York erhält er außerdem Millionen als Wiedergutmachung. Teile des Geldes investiert er in Immobilien und in sein eigenes Unternehmen. Wäre er aber auf der Straße geblieben, wäre er heute tot, glaubt Buari.
Lese-Tipp: 43 Jahre unschuldig im Knast – jetzt ist Sandra Hemme endlich frei
„Der Gefängnisaufenthalt hat mir das Leben gerettet“, findet Calvin Buari. In seinem früheren Leben sei er eine Raupe gewesen, während er sich im Gefängnis und in der Zeit danach in einen Schmetterling verwandelt habe, so der 53-Jährige. Auch, wenn er mit seinen Drogen viele Menschenleben zerstört hätte, hofft er, „dass es vielen dieser Menschen gut geht und sie mir vergeben können.“ (xes)