Alien-Alarm oder Stromschlag im All?
Uralt-Satellit funkt geheimnisvolles Megasignal zur Erde

Was hat ihn geweckt?
Es war nur ein Wimpernschlag, doch für einen Moment überstrahlte er alles. Im Juni 2024 registrierten Astronomen in Australien ein Radiosignal so hell, dass es das gesamte Firmament dominierte. Ein gigantischer Funkblitz. Nur drei Nanosekunden kurz, aber über 3.000 Mal stärker als alles andere am Himmel. Woher kam es? Was steckte dahinter? Was die Forschenden fanden, lässt einen staunen – und vielleicht auch ein bisschen frösteln.
Der hellste Punkte am Himmel und niemand weiß warum
Zuerst dachten die Forschenden an etwas Gewaltiges. Ein Schwarzes Loch vielleicht. Oder – so ehrlich muss man sein – etwas, das wir noch nicht kennen, gar ein außerirdisches Notsignal? „Wir waren total aufgeregt und dachten, wir hätten ein unbekanntes Objekt in Erdnähe entdeckt”, erzählt der Radioastronom Clancy James vom Curtin Institute of Radio Astronomy dem US-Sender CNN. Doch dann kam die große Überraschung.
Was die Forschenden in Westaustralien entdeckten, war ein sogenannter „Fast Radio Burst” – ein ultrakurzer Energie-Schub, wie man ihn sonst aus fernen Galaxien kennt. Eigentlich. Doch diesmal kam das Signal aus nur etwa 4.500 Kilometern Entfernung, direkt aus unserer Umlaufbahn. Und es passt exakt zur Bahn eines betagten Nasa-Satelliten namens Relay 2. Gestartet 1964, genutzt zur Übertragung der Olympischen Sommerspiele 1964 in Tokio, tot seit 1967. Seit über fünf Jahrzehnten trieb Relay 2 also nun schon lautlos durch die Dunkelheit. Bis zu jenem Tag, als er plötzlich das grellste Signal des Jahres ausstieß. Ein mega kurzer Moment, aber trotzdem so stark, dass selbst das modernste Radioteleskop an seine Grenzen kam.
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Forschende aus Australien haben zwei Theorien
Ein Zeichen von Aliens war es aber wohl nicht, aber auch kein banaler Zufall. Die wahrscheinlichste Ursache so die Forschenden: ein gigantischer Kurzschluss, ausgelöst durch statische Elektrizität auf der Metalloberfläche des Satelliten. Die Theorie: Über Jahrzehnte hatte sich elektrische Ladung aufgebaut bis es plötzlich um Überschlag kam. Ein kosmischer Funkenschlag, vergleichbar mit einem statischen Schlag zwischen zwei Menschen. „Es ist genau dasselbe, als würde man mit den Füßen über den Teppich reiben und dann mit dem Finger einen Funken bei seinem Freund auslösen”, erklärt Clancy James. Nur, warum gerade jetzt? Und warum so stark? Und warum ausgerechnet dieser Satellit?
Eine alternative Theorie: Ein winziger Mikrometeorit traf Relay 2 mit enormer Wucht und verwandelte den Aufprall in einen heißen Plasmablitz, der das Funksignal auslöste. Auch das wäre zwar irgendwie spektakulär, aber nicht weniger spekulativ.
Beide Szenarien zeigen jedenfalls, dass auch Weltraumschrott noch für Überraschungen sorgen kann.
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Totgesagte leben länger und funken lauter
Das Ereignis zeigt aber auch einwachsendes Problem. Immer mehr alte Satelliten und Trümmerteile schwirren durchs All und können wissenschaftliche Beobachtung massiv stören. Schon jetzt umreisen über 22.000 Satelliten unseren Planeten und nur etwa die Hälfte davon ist aktiv. Der Rest ist sogar potenziell gefährlich.
Denn je mehr „Elektro-Zombies” im Orbit unterwegs sind, desto schwieriger wird es, echte Signale aus dem Universum vom menschengemachten Funkchaos zu unterscheiden.
Der Blitz von Relay 2 war also eher kein außerirdisches Lebenszeichen, vielleicht ist er viel mehr als zarte Warnung zu verstehen: Dass unser Schrott längst beginnt, zurück zusprechen. (kra)