Ronjas Eltern wegen Mordes lebenslang hinter Gittern

Tochter (15) im Rhein ertränkt – als das Urteil fällt, starrt die Mutter nur auf den Richter

von Hauke Kutz , Karl Wirz und Pascal Wede

Wie können Eltern so etwas ihrem Kind antun?
Es ist für viele Menschen die Frage nach dem Warum. Warum ist Ronja tot? Das Perfide: Auf der Anklagebank des Mainzer Landgerichts sitzen heute (11. April) ihre Eltern, denen vorgeworfen wird, ihr Kind (15) umgebracht zu haben. Am Freitagmittag dann das Urteil: Hassan und Maryam M. sind des Mordes schuldig gesprochen und erhalten eine lebenslange Haftstrafe. Reue zeigen sie nicht wirklich.

Mutter starrt den Richter an, Vater auf den Boden

Während des Prozesses offenbaren beide Elternteile Täterwissen und schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Hassan M. schaut permanent regungslos auf den Boden. Maryam M. starrt den Richter an. Sie bestreitet, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Aufgrund der überwältigenden Beweise glaubt ihr das Gericht nicht. Darüber hinaus nutzt keiner von ihnen den Prozess, um ihre eigenen Taten kritisch zu hinterfragen.

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Weil Ronja nicht funktionierte, schmiedeten sie einen Plan

Ronja und ihre Familie stammen ursprünglich aus Afghanistan. Kommen zwischen 2015 und 2016 nach Deutschland, konvertieren nach eigenen Angaben vom Islam zum Christentum und leben zunächst in Worms, später aber zieht die Familie nach Pirmasens. Eigentlich ist Ronjas Name Roqia. Aber in Deutschland wird sie von allen Ronja genannt. Daher nennen wir sie auch hier so. Es soll immer wieder Schwierigkeiten mit der 15-Jährigen geben, weil sie die Schule schwänzen und Drogen nehmen soll. Auch Therapien bringen keinen Erfolg. Die Eltern, scheinbar überfordert, schmieden laut Gericht einen Plan. Sie wollen ihre Tochter heimtückisch ermorden.

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Mordfall Ronja: Mutter verstrickt sich in Widersprüche

Im Juni 2024 finden Ermittler die Leiche der 15-jährigen Ronja am Rheinufer in Worms. Über 100 Kilometer von ihrem Wohnort Pirmasens entfernt. Der entscheidende Anruf kommt dann ausgerechnet von Mutter Maryam M. Sie meldet sich bei der Polizei, erzählt, dass ihre Tochter getötet wurde. Vermutlich von ihrem eigenen Vater. Doch später verstrickt sie sich offenbar in Widersprüche und wird selbst auch festgenommen.

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Die Mutter versteckt ihr Gesicht hinter einer Mappe.

Eltern beschuldigen sich im Gericht gegenseitig

Während des Prozesses offenbaren beide Elternteile Täterwissen und schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Hassan M. schaut permanent regungslos auf den Boden. Maryam M. starrt den Richter an. Sie bestreitet, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Aufgrund der überwältigenden Beweise glaubt ihr das Gericht nicht. Darüber hinaus nutzt keiner von deinen den Prozess, um ihre eigenen Taten kritisch zu hinterfragen.

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Ronja schluckte mehrere Tabletten Tramadol

Die Mutter soll dem Teenager in der gemeinsamen Wohnung in Pirmasens zunächst zwei Tabletten eines betäubenden Medikaments gegeben haben. Danach sollen beide mit ihr zum Rheinufer gefahren sein, ihr auf dem Weg noch weitere Tabletten gegeben haben. Am Rhein soll die Mutter ihr dann einen Schal umgelegt haben. Der Vater soll die Tochter damit bis zur Bewusstlosigkeit erdrosselt und anschließend in den Fluss geworfen haben.

Freundin Lona tief bestürzt über Mord an Ronja

Ein paar Wochen vor dem Prozess treffen wir Lona am Grab von Ronja. Sie war jahrelang ihre beste Freundin und kann immer noch nicht begreifen, dass sie ihre Freundin verloren hat. „Egal, was die Tochter gemacht hat, verdient nicht den Tod. Und dann noch auf so eine Art und Weise. Ich frage mich, wie ihr Vater ihr in die Augen schauen konnte, während er sie umgebracht hat.“

Angeklagte Eltern waren mit Ronjas Liebesleben nicht einverstanden

Das vermutliche Motiv für Ronjas Tod klingt so pervers wie sinnlos. Es ging um ihren Lebenswandel, der den Eltern wohl nicht gepasst hat. Vor allem, dass sie einen älteren Freund gehabt haben soll, schien besonders ihrem Vater ein Dorn im Auge zu sein. „Er hat sie geschlagen. Er hat sie nicht eingesperrt. Das hat die Mutter gemacht. Die hat uns auch mal zusammen eingesperrt“, erinnert sich Lona.

Gerichtssprecher Felix Bohlender: „Angeklagten wollten Tochter loswerden, weil sie unbequem wurde.”

Während des Prozesses berichtet Hassan M., er habe immer wieder Probleme mit Drogenkonsum und Suizidversuchen gehabt. Innerhalb der Familie soll es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen sein. Ronja wurde von der Familie als Sündenbock dargestellt. Und auch diese Aussage schockiert im Gericht. „Sie ist gestorben wie ein Vogel,” so Hassan M. zu seiner Frau über Ronja.

Nach einer Gewaltschutzverfügung musste Hassan M. sogar zeitweise aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Die Familie hat noch drei weitere Kinder. Sie sind derzeit in der Obhut des Jugendamtes. Sowohl der Anwalt des Vaters als auch der Mutter wollen Rechtsmittel einlegen und in Revision gehen.