Der Grund ist unglaublich

Eingesperrt und gefesselt! Eltern sollen Jungen (6) ein Jahr lang misshandelt haben

Die wegen Misshandlung eines Fünfjährigen angeklagten Eltern gaben die Vorwürfe vor Gericht teilweise zu.
Ein Paar ist wegen der Misshandlung eines Fünfjährigen angeklagt.
Ulf Vogler/dpa

Ohne Essen eingesperrt und gefesselt!
Laut Anklage haben ein Vater und seine neue Frau ihren Jungen etwa zwölf Monate lang brutal misshandelt. Dann lief das Kind davon. Vor Gericht geben die Eltern vieles nicht zu.

Übergriffe begannen, nachdem Stiefmutter eingezogen war

Ein wegen Misshandlung ihres fünfjährigen Sohnes angeklagtes Ehepaar hat vor Gericht die Taten zum Teil eingeräumt. Laut Anklage sollen die Eltern das Kind mehrfach geschlagen, gefesselt und eingesperrt haben. Das Martyrium des Jungen soll etwa ein Jahr gedauert haben, dann konnte er aus dem Haus fliehen.

Der Vater und die Stiefmutter müssen sich deswegen vor dem Augsburger Amtsgericht verantworten. Beide befinden sich seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft.

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Hintergrund des Falls ist, dass die leibliche Mutter gestorben war, als der Junge gerade vier Jahre alt war. Bald lernte der aus dem Landkreis Aichach-Friedberg stammende Vater eine neue Frau kennen, die bei ihm einzog und die er später auch heiratete. Wenige Monate später begannen laut der Staatsanwaltschaft die Übergriffe auf den Sohn des heute 33 Jahre alten Vaters.

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Eltern sollen Sohn ohne Essen eingesperrt haben

Der Mann soll seinen Buben mehrfach geprügelt haben, die 35-jährige Frau soll auch einmal gewalttätig geworden sein. Die Angeklagten sollen das Kind zudem ohne Essen und Trinken für längere Zeiträume im Heizungsraum, der Abstellkammer oder im Kinderzimmer eingesperrt haben. Mit Kabelbindern sollen die Arme und Füße des Jungen dabei gefesselt worden sein.

Der Anwalt des Vaters erklärte in dem Prozess, dass die angeklagten Taten zutreffend seien. Anschließend sagte der 33-Jährige aus, bestritt aber verschiedene Vorwürfe aus der Anklage. Die beschuldigte Frau sagte selbst nichts zu den Vorwürfen, ließ aber ihren Verteidiger eine Erklärung verlesen. Demnach gibt auch sie nur einen Teil der angeklagten Taten zu. Beide erklärten, überfordert gewesen zu sein, weil der Sohn aggressiv gewesen sei.

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Misshandeltes Kind soll sich zurückentwickelt haben

Im vergangenen Januar soll der Sohn laut Anklage aus dem Wohnhaus geflohen sein. Eine Zeugin entdeckte das nur leicht bekleidete Kind allein auf einer Landstraße. Das Jugendamt nahm sich dem mittlerweile sechs Jahre alten Buben an. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat sich der zuvor altersgerecht entwickelte Junge durch die fortdauernde Vernachlässigung und Misshandlung massiv zurückentwickelt.

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Den Angeklagten wird unter anderem schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen, gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Das Urteil in dem Prozess wird am Donnerstag erwartet. (dpa/vho)