Mann von Annika Sondenheimer war Kapitän von Flug 4U 9525
Jedes Jahr feiern sie Papas Geburtstag! So lebt die Familie des Piloten vom Germanwings-Absturz heute

Das Leben nach der Katastrophe...
Für Annika Sondenheimer beginnt der Morgen des 24. März vor zehn Jahren wie ein ganz normaler Tag. Doch als sie ihre Kinder aus dem Kindergarten abholt, muss sie ihnen das Unfassbare mitteilen: Ihr Papa ist bei einem Flugzeugabsturz gestorben. Denn ihr Mann, Patrick Sondenheimer (†34), war der Pilot der Germanwings-Maschine, die 2015 in den französischen Alpen zerschellte. Zehn Jahre später spricht Annika beim WDR über ihren Schmerz – und darüber, wie sie und ihre Kinder es schaffen, weiterzuleben.
Sohn (13) des Germanwings-Piloten ähnelt zehn Jahre später seinem Papa (†34)
Die Tage vor dem Jahrestag am 24. März fühlen sich für die Mutter am schwersten an. „Es ist fast wie eine Zäsur in unserem Leben“, erzählt sie in der WDR-Talkrunde Kölner Treff am 7. März 2025. Die Kinder von Annika und Patrick Sondenheimer waren zum Zeitpunkt des Absturzes drei und fünf Jahre alt, heute sind sie Teenager. Besonders in ihrem Sohn (13) kann Annika ihren verunglückten Mann wiedererkennen: „Jetzt, wo meine Kinder älter geworden sind – vor allem bei meinem Sohn – sehe ich total viele Parallelen. Auch bei Dingen, die er sich gar nicht abgucken konnte“, erzählt die Juristin. Die Mutter erzählt ihren Kindern immer wieder Geschichten über ihren Papa, „damit sie auch eine Identifikation mit ihm haben können und damit er in gewisser Weise weiterlebt“. Bis heute feiert die kleine Familie jedes Jahr Papas Geburtstag.
Witwe macht selbst Ausbildung zur Trauerbegleiterin
Annika beschreibt ihren Mann als lebenslustigen und fröhlichen Menschen. Am Tag der Tragödie versucht er, seinen Co-Piloten zu stoppen. Doch Andreas Lubitz hat den 34-Jährigen aus dem Cockpit ausgesperrt und steuert die Germanwings-Maschine absichtlich gegen einen Berg in den südfranzösischen Alpen. Alle 150 Insassen sterben.
Die Wochen und Monate danach hat Annika Sondenheimer nur noch „auf Überleben“ gestellt und versucht zu funktionieren, erzählt sie im Gespräch im WDR. Aber „verstehen kann man das lange nicht“, sagt sie. Und wie sagt man den Kindern, dass der Vater bei einem Flugzeugabsturz gestorben ist? „Ich habe das aus der Intuition heraus gemacht“, erzählt Annika. Sie hat versucht, authentisch zu sein und abzuwägen, was die Kinder in ihrem Alter gut verstehen können. „Für mich war es nie ein Weg, etwas zu verschweigen.“
Vorher hatte sich Annika Sondenheimer nie mit dem Thema Trauer auseinandersetzen müssen, erzählt sie. Zwei Jahre nach Patricks Tod macht die junge Mutter eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin. Sie und ihre Kinder hätten nach ihrem Verlust sehr gute Erfahrungen mit Trauerbegleitern gemacht. Daher stand für sie damals fest, selbst eine Ausbildung machen zu wollen: „Weil ich einfach diese Expertise brauche. Damit ich das, was uns jetzt ein Leben lang begleitet, irgendwie auch verstehe.“
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NRW-Landesverdienstorden für Annika Sondenheimer

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Die Juristin gründet die Stiftung „Patrick Sondenheimer”, vermittelt Trauerbegleitungen an Familien. „Wir haben Trauergruppen und ein Trauercafe auch für junge Erwachsene”, erzählt sie im Kölner Treff Anfang März. „Trauer ist sehr individuell”, sagt Annika. Aber trotzdem möchte sie weitergeben, was sie damals über den Umgang mit Trauer gelernt hat: „Was mir immer geholfen hat, wenn die Leute offen und ehrlich zu mir waren.” NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst verleiht Annika Sondenheimer für dieses Engagement 2024 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die eigene Trauerarbeit ist für die Mutter niemals abgeschlossen, sagt sie in der WDR-Dokumentation „Der Germanwings-Absturz”: „Es ist wie ein lebenslanges Projekt, dass sich so durchzieht.” Annika Sondenheimer erklärt mit einer beeindruckenden Stärke, dass sie mit der Trauer weiterleben kann und es auch in Ordnung ist, wieder zu lachen. Zum Jahrestag, am 24. März dieses Jahres, reist sie mit ihren Kindern an die Unglücksstelle in Frankreich – gemeinsam mit anderen Angehörigen. (jsi)