Eine Emotion, viele Wirkungen
Spannende Entdeckung! Welche Form der Liebe unser Hirn besonders aktiviert

„Ich liebe dich!”
Starke Worte, starke Gefühle: Wenn wir etwas ganz besonders gerne mögen oder wenn wir einen anderen Menschen ganz besonders gerne haben, sprechen wir von Liebe. Forscher in Finnland haben jetzt neue Erkenntnisse darüber, was diese fundamentale Emotion mit dem menschlichen Körper macht: Bei besonders großer Zuneigung feuern unsere Neuronen im Gehirn nämlich ganz besonders stark!
So lief die Liebes-Studie aus Finnland ab
Menschen verwenden das Wort Liebe in ganz verschiedenen Zusammenhängen – für sexuelle Anziehung ebenso wie für Elternliebe oder die Liebe zur Natur. Das Team um Pärttyli Rinne von der Aalto Universität in Espoo (Finnland) nutzte die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRI), um die Gehirnaktivität von Menschen bei bestimmten Szenarien aufzuzeichnen. Die Ergebnisse der Versuchsreihe wurden im Fachjournal „Cerebral Cortex” veröffentlicht.
Die 55 einbezogenen Männer und Frauen im Alter von 28 bis 53 Jahren hatten demnach jeweils mindestens ein Kind und sagten von sich selbst, sie seien in einer Liebesbeziehung. 27 Probanden hatten ein Haustier.
Die Teilnehmer bekamen im Tomografen kurze Geschichten zu sechs verschiedenen Arten von Liebe zu hören – zu den eigenen Kindern, dem Partner, Freunden, Fremden, Haustieren und der Natur. Geschichten, über die sie anschließend zehn Sekunden nachdenken sollten.
Zur Kontrolle wurden „lieblose” Szenen eingespielt, aus dem Busfenster schauen oder geistesabwesend die Zähne putzen. Während der Hör- und Nachdenkphase wurde jeweils die Gehirnaktivität der Probanden erfasst. Ergänzend wurden über Fragebögen die Ansichten zu den verschiedenen Kategorien der Liebe erfasst.
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Etwas ganz Besonderes! Die Liebe von Eltern zu ihren Kindern
Geschichten, die die Liebe zur Natur thematisierten, aktivierten bei den Teilnehmern das Belohnungssystem und visuelle Bereiche des Gehirns, nicht aber soziale Hirnbereiche.
Die elterliche Liebe hatte ein Alleinstellungsmerkmal: Nur bei ihr wurden bestimmte, mit Belohnung verbundene Bereiche des sogenannten Striatums stärker aktiviert, wie die Forscher erläutern.
Die mitfühlende Liebe zu Fremden wiederum rief insgesamt eine vergleichsweise geringe Gehirnaktivierung hervor.
Auffällig war dem Team um Rinne zufolge, dass die aktivierten Hirnareale sich bei allen Formen zwischenmenschlicher Liebe stark ähnelten, lediglich die Intensität der Aktivierung unterschied sich.
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Auch die Liebe zu Haustieren ist besonders
Bei der Liebe zur Natur und zu Haustieren fand sich dieses Aktivierungsmuster nicht – mit einer Ausnahme. Sie betraf eine Szene zu Haustieren, die in einer der genutzten Geschichten so lautete: „Sie räkeln sich zu Hause auf der Couch und Ihre Hauskatze kommt zu Ihnen herüber. Die Katze rollt sich neben Ihnen ein und schnurrt schläfrig. Sie lieben Ihr Haustier.”
An der Hirnmessung lasse sich mit gewisser statistischer Relevanz erkennen, ob der jeweilige Teilnehmer selbst ein Haustier habe, so die Forschenden. In diesem Fall funke das Gehirn mit höherer Wahrscheinlichkeit verstärkt auch in sozialen Hirnbereichen, also ähnlich wie bei zwischenmenschlicher Zuneigung.
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Einschränkungen der Studie
Einschränkend gibt das Team jedoch zu bedenken, dass sich die Ergebnisse aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht verallgemeinern lassen. „Die Liebe ist ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, das biologisch begründet und kulturell modifiziert ist”, heißt es in dem Bericht. Weitere kulturübergreifende und demografische Faktoren berücksichtigende Forschung sei erforderlich.
Vor allem das Gefühlslevel gegenüber Fremden, Tieren und Natur werde stark von gesellschaftlichen und subjektiv-psychologischen Einflüssen geprägt.
Die neuronalen Mechanismen der Liebe zu ergründen, ermögliche nicht nur philosophische Diskussionen über die Natur der Liebe und menschliche Bindungen, so die Forschenden. Zu erhoffen sei auch ein praktischer Nutzen bei der psychologischen Behandlung von Krankheiten wie Bindungsstörungen, Depressionen oder Beziehungsproblemen. (dpa/vdü)