Kulturgut der Deutschen Kein Bier vor vier? Das ist wirklich dran an den Bier-Mythen

Die Besucherinnen und Besucher des Stuttgarter Frühlingsfestes müssen in diesem Jahr im Festzelt wieder etwas tiefer in die Tasche greifen: Der Preis für die Maß Bier steigt nach Angaben der Veranstalter leicht an.(Archivbild)
Um das Bier ranken sich viele Mythen.
Marijan Murat/dpa

Kaum ein Getränk ist den Deutschen so lieb und teuer wie das Bier!
Doch um das Kulturgut rankt sich auch der eine oder andere Mythos. Stimmt es beispielsweise, dass man Bier nicht auf Wein trinken sollte? Und was ist dran am sogenannten Bierbauch? Gemeinsam mit dem Ernährungsexperten Dr. Volker Manz nehmen wir diese und weitere Mythen etwas genauer unter die Lupe.

Mythos 1: Kein Bier vor vier!

Schon im Mittelalter haben die Menschen lieber zum Hopfen als zum Wasser gegriffen. Heute trinken wir in Deutschland rund 88 Liter pro Kopf und Jahr. Ob als klassisches Feierabendbier oder als Wegbier zwischendurch: Die Gründe für den prickelnden Genuss sind vielfältig. Doch bei einem sind sich viele Biertrinker einig: Bier vor vier, das geht nicht!

Was sich so schön reimt, muss doch wahr sein, oder? Nicht ganz, denn dieser Mythos ist nicht mehr als ein einprägsames Sprichwort. „Die Uhrzeit macht eigentlich keinen Unterschied. Das ist ein bisschen humorvoll, aber auch kulturell bedingt, weil es einfach passt“, sagt Dr. Manz. Gesundheitlich komme es weniger auf die Uhrzeit als auf das Maß und das Trinkverhalten an.

Wer auf einmal viel Alkohol trinkt, dem geht es am nächsten Tag wahrscheinlich schlecht, egal ob er morgens oder abends trinkt. Der Mythos ist also eher eine gereimte Benimmregel. Das bestätigt auch der Experte: „Bier nach vier ist für mich so ein Feierabendbier. Da will ich einfach genießen, was ich am Tag gemacht habe.“

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Mythos 2: Bier auf Wein, das lass sein, Wein auf Bier, das rate ich dir

Die Spuren dieses Spruches führen direkt ins Mittelalter. In den unteren Gesellschaftsschichten wurde eher Bier getrunken, Wein vor allem vom Adel. Wer also Bier nach Wein getrunken hat, ist in der Gesellschaft symbolisch abgestiegen. Der Konsum von Wein nach Bier hingegen bedeutete einen sozialen Aufstieg. Diese Theorie wird auch vom Ausland bestätigt, denn in Rumänien, Frankreich und England finden sich ähnliche Sprüche.

Aus gesundheitlicher Sicht hat die Reihenfolge der Getränke keinen Einfluss auf den Zustand am nächsten Tag. Wer jedoch verschiedene Alkoholsorten durcheinander trinkt, kann Übelkeit begünstigen. „Wenn zum Bier noch Zucker, Alkohol oder Mixgetränke kommen, kann das zu Reaktionen im Magen führen“, bestätigt Ernährungsexperte Dr. Volker Manz.

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Mythos 3: Nur Männer bekommen einen Bierbauch

An diesem Mythos ist tatsächlich etwas dran. Vor allem Männer sind von der kugelrunden Plauze betroffen. Das liegt an ihrer Fettverteilung – beim sogenannten Apfel-Typ kommt es zu einer überdurchschnittlichen Fettansammlung am Oberkörper.

Und woher kommt der Begriff „Bierbauch”? Bier ist ein kalorienreiches Getränk. „Wir sprechen immer von einem regelmäßigen Konsum. Dabei werden deutlich mehr Kalorien zugeführt, als der Körper braucht, und das Bauchfett setzt sich fest“, erklärt Dr. Manz.

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Mythos 4: Lauwarmes Bier hilft gegen eine Erkältung

Schon der Gedanke an warmes Bier löst bei vielen Deutschen Ekelgefühle aus. Gegen Erkältungskrankheiten kann das warme Hopfengetränk jedoch wahre Wunder bewirken. Grund dafür ist nicht die desinfizierende Wirkung des Alkohols, sondern die Inhaltsstoffe des schäumenden Getränks.

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„Bier ist reich an Nährstoffen, Elektrolyten und Vitaminen. Der Hopfen steckt voller Antioxidantien, Stärke und Enzymen, also eine geballte Ladung an Mikronährstoffen“, ordnet der Ernährungsexperte ein. Vor allem die ätherischen Öle und Bitterstoffe unterstützen die Wundheilung und wirken schlaffördernd. Doch wie bei so vielem gilt auch hier: alles in Maßen.