Kann unser Körper durch ungesunde Ernährung übersäuern?Ernährungsexpertin räumt mit weit verbreitetem Mythos auf!

Eine Frau schneidet Obst.
Beim Basenfasten kommen vor allem frische, unverarbeitete Lebensmittel wie Obst und Gemüse auf den Teller.
Getty Images

Kann unser Körper durch eine einseitige Ernährung tatsächlich übersäuern?
Davon sind jedenfalls viele Menschen überzeugt und versuchen, mit basischen Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln gegenzusteuern. Doch ist das notwendig? RTL klärt auf, was wirklich wissenschaftlich belegt ist.

Was bedeutet sauer oder basisch?

Alles, was wir essen oder trinken, wird im Körper verstoffwechselt. Dabei entstehen verschiedene Stoffwechselprodukte, die im Körper sauer oder basisch wirken. Wichtig: Die Wirkung im Körper lässt sich nicht vom Geschmack der Lebensmittel ableiten. So zählen Zitronen und Grapefruits beispielsweise zu den basischen Lebensmitteln, obwohl sie sauer schmecken.

Bei säurebildenden Lebensmitteln handelt es sich vielmehr um Nahrungsmittel, aus denen sich bei der Verdauung saure Verbindungen bilden. Dazu zählen beispielsweise tierische Produkte wie Fleisch, Fisch und Eier, aber auch Milch und Milchprodukte wie Joghurt oder Käse. Auch Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Kichererbsen sowie Brot und Nudeln wirken säurebildend. Beispielsweise bildet unser Körper aus der in Brot, Kuchen oder Nudeln enthaltenen Glukose (Traubenzucker) Milchsäure. Aber auch bei der Verstoffwechselung von Alkohol und Kaffee entstehen sauer wirkende Abbauprodukte.

Basisch hingegen wirken frisches Gemüse und Salat, säurearmes Obst, Kartoffeln sowie Kräuter, Samen und Nüsse. Sämtliche Öle gelten als neutral.

Lese-Tipp: Der Blutzucker-Trick: Wie ihr ohne Verzicht die Pfunde purzeln lasst

Jetzt ist eure Meinung gefragt

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Kann unsere Ernährung überhaupt den pH-Wert des Blutes beeinflussen?

Wie sauer oder basisch eine Körperflüssigkeit oder wässrige Lösung ist, gibt der pH-Wert an. Die Skala reicht von null (extrem sauer) bis 14 (extrem basisch). Ein pH-Wert von sieben gilt als neutral.

Dabei unterscheiden sich die pH-Werte der verschiedenen Körperflüssigkeiten stark voneinander. Während im Magen ein stark saurer pH-Wert von 1,5 bis zwei vorliegt, weist unser Blut einen leicht basischen pH-Wert von etwa 7,4 auf, Urin einen leicht sauren pH-Wert von ungefähr sechs.

Vor allem die Alternative Medizin geht davon aus, dass sich der pH-Wert des Blutes durch unsere Ernährung beeinflussen lässt. Demnach verschiebt er sich leicht zum Sauren hin, wenn wir zu viele säurebildende Lebensmittel essen. Die Folge sei eine Übersäuerung des Körpers, die uns nicht nur stressanfällig und müde mache, sondern auch die Entstehung von Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Rheuma fördere.

Abhilfe schaffen könne demnach das Basenfasten, bei dem über einen Zeitraum von mindestens einer Woche komplett auf säurebildende Lebensmittel verzichtet wird. Alle basischen und neutralen Lebensmittel sind hingegen erlaubt. Dabei sollten Gemüse und Obst im Verhältnis 80:20 (80 Prozent Gemüse, 20 Prozent Obst) verzehrt werden. Für diese Theorie gibt es jedoch keinerlei wissenschaftliche Beweise.

Tatsache ist vielmehr, dass unser Körper über eigene Puffersysteme verfügt, die den Säure-Basen-Haushalt im Blut regulieren. Bilden sich in unserem Körper durch eine einseitige, beispielsweise sehr fleischlastige Ernährung viele Säuren, scheiden gesunde Menschen diese über die Nieren mit dem Urin wieder aus. Zudem werden Säuren über die Atmung in Form von Kohlendioxid (CO₂) ausgeschieden. Dadurch gewährleistet unser Körper, dass der pH-Wert des Blutes konstant 7,4 beträgt.

Lese-Tipp: Schon gewusst? Wie die Ess-Reihenfolge unser Gewicht beeinflusst

Wann es wirklich zu einer Übersäuerung (Azidose) kommen kann

Um den pH-Wert des Blutes im Gleichgewicht zu halten, ist also keine spezielle Ernährung notwendig. Zu einer echten Übersäuerung (Azidose) kann es nur bei Menschen kommen, die an Diabetes oder einer chronischen Nierenerkrankung leiden. In diesem Fall ist der Körper nicht mehr dazu in der Lage, die Säuren zu puffern. Dadurch kann der pH-Wert des Blutes tatsächlich leicht sinken.

Bei einer solchen Azidose verschiebt sich der pH-Wert in der Regel nur minimal auf etwa 7,35. Doch bereits diese kleine Abweichung kann zu Wahrnehmungsstörungen, Muskelschwäche und Herzproblemen führen. Diese müssen nicht selten intensivmedizinisch behandelt werden.

Lese-Tipp: Bye-bye Speckröllchen! Diese Lebensmittel zaubern einen flachen Bauch

Im Video: Was im Körper passiert, wenn wir auf Alkohol und Zucker verzichten

Wann Basenfasten dennoch sinnvoll sein kann

Auch wenn eine Ernährung mit vielen säuernden Lebensmitteln bei gesunden Menschen keinen Einfluss auf den pH-Wert des Blutes hat, kann sich eine stärker basisch ausgerichtete Ernährung lohnen. Denn unsere tägliche Ernährung sollte im besten Fall zu 75 Prozent aus pflanzlichen Lebensmitteln bestehen. Tierische Produkte wie Fleisch, Fisch und Eier sollten hingegen maximal 20 Prozent ausmachen, süße und fettige Snacks wie Schoki, Pommes oder Softdrinks nicht mehr als fünf Prozent.

Auf diese Weise beugt ihr Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch Krebs optimal vor. Somit kann das Basenfasten als guter Einstieg in eine gesündere Ernährungsweise dienen.

Wer sich für eine Basenkur entscheidet, sollte diese allerdings nicht länger als zwei Wochen durchführen. Ansonsten droht infolge des Verzichts auf säurebildende, aber gesunde Vollkorn- und Milchprodukte ein Nährstoffmangel.

Daher gilt: Besser als jede Diät und Fastenkur ist eine dauerhafte Ernährung mit vielen frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten. Auch fettarme Milchprodukte, ein bis zwei Portionen Fisch und mageres Fleisch pro Woche sowie hochwertige, pflanzliche Öle wie Raps-, Oliven- oder Walnussöl sorgen dafür, dass unser Körper mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt ist.

Lese-Tipp: Was ist dran an Basenfasten und Co.? Die wichtigsten Fragen beantwortet Dr. Anne Fleck in ihrem Podcast Gesundheit und Ernährung auf RTL+