„Arbeitsverweigerung in schöner Verpackung“Während der Arbeitszeit zum Friseur? Chef empört sich mit Wut-Post über Homeoffice

Strähnchen machen lassen während der Arbeitszeit?
Als ein Chef diesen Kalendereintrag seiner Mitarbeiterin entdeckt, versteht er die Arbeitswelt nicht mehr. Seinem Ärger verschafft er in einem Post bei LinkedIn Luft. Doch ist das wirklich Arbeitsverweigerung? RTL hat bei der Fachanwältin für Arbeitsrecht, Nicole Mutschke, nachgehört.
Vollzeit im Homeoffice – Chef ärgert sich öffentlich über seine Mitarbeiterin
Viele Unternehmen ermöglichen ihren Mitarbeitern mittlerweile nicht mehr Homeoffice in einem solch großen Umfang, wie es während der Corona-Pandemie üblich war. Die Diskussion ist damit aber noch lange nicht vorbei: Das Thema Homeoffice sorgt immer noch oft für Zoff. So auch aktuell wieder bei einem Hamburger IT-Unternehmen.
„9.15 Uhr Strähnchen machen“, steht im Kalender einer Mitarbeiterin. Und als ihr Chef Kai-Gunnar Hering, Geschäftsführer des Unternehmens, diesen Eintrag entdeckt, äußert er seinen Unmut über das Verhalten seiner Mitarbeiterin öffentlich bei LinkedIn.
Die Mitarbeiterin, so Hering, arbeite Vollzeit im Homeoffice – also nicht im Büro. Doch während der Arbeitszeit einen Friseurbesuch wahrnehmen? Der Hamburger Firmenchef hält davon überhaupt nichts. Unter einem Foto, das den entsprechenden Termin zeigt, findet er in seinem Wut-Post auf dem sozialen Job-Netzwerk eindeutige Worte für das angebliche Fehlverhalten der Mitarbeiterin.
„Ich bin sauer, wir müssen endlich aufhören, so zu tun, als wäre Homeoffice jemals eine gute Idee gewesen“, so der Unternehmer.
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Eure Meinung ist uns wichtig!
Damit spricht der Firmenchef ein in der Arbeitswelt viel diskutiertes Thema an. Wie handhabt ihr das? Stimmt gerne ab!
Tatsächlich bekommt der Hamburger Firmenchef allerdings auch viel Widerspruch im sozialen Netzwerk.
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Chef über Homeoffice: „Arbeitsverweigerung in schöner Verpackung“
Die Problematik sei laut des Firmenchefs, dass man bei Mitarbeitern im Homeoffice nicht überprüfen könne, wann und wie die Arbeit, die eigentlich in dieser Zeit erledigt werden müsste, gemacht wird. Und dies würde sich negativ auf die Arbeitsergebnisse auswirken.
„Sorry, aber das ist nicht Homeoffice. Das ist Arbeitsverweigerung in schöner Verpackung”, argumentiert er weiter. Das zerstöre Vertrauen, Erfolg und Produktivität. Im Homeoffice zu arbeiten, bedeute auch, Verantwortung zu übernehmen, so Hering. Seine Meinung dazu ist daher: Homeoffice nur, wenn die Mitarbeitenden tatsächlich diszipliniert sind und dies auch über lange Zeit gezeigt haben.
Auch Carsten Maschmeyer widerspricht IT-Firmenchef
Doch viele Nutzer widersprechen dem IT-Firmenchef auch. Zum Beispiel der bekannte Unternehmer, Investor und TV-Löwe Carsten Maschmeyer (Die Höhle der Löwen). Er teilte den Beitrag – und äußerte sich irritiert über die Einstellung des Chefs aus Hamburg: „Eure Angestellten sind keine Kinder!“
Auch der Logistik-Unternehmer-Andreas Löwe, Chef der Logistik-Vergleichsplattform even logistics kommentiert: „Bei uns zählt das Ergebnis, nicht die Anwesenheitszeit.“ Und dass Vertrauen sei ihm wichtiger als Kontrolle.
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Private Termine während Arbeitszeit: Was sagt die Anwältin?
Doch was sagt eine Juristin dazu und kann man private Termine während der Arbeit wahrnehmen?
„Grundsätzlich macht es gar keinen so großen Unterschied, ob ich im Homeoffice bin oder eben auf der Arbeit im Büro selbst, ich muss während meiner Arbeitszeit einfach arbeiten und darf keine privaten Dinge erledigen. Natürlich kann es sein, dass man flexible Arbeitszeiten hat oder Ähnliches, das ist im Homeoffice manchmal der Fall, aber das muss dann eben auch explizit geregelt sein. Ansonsten gilt, während der Arbeitszeit muss gearbeitet werden, egal ob im Homeoffice oder im Büro.“
Das heißt: Ein öffentlicher Kalendereintrag mit einem privaten Termin kann Arbeitnehmern tatsächlich Probleme bereiten, wenn sie kein Arbeitsmodell mit ihrem Arbeitgeber vereinbart haben, das die Wahrnehmung solcher Termine ermöglicht. (mjä)