Hier produzieren KiK, H&M oder Zara

Unruhen in Bangladesch – wird unsere Mode jetzt teurer?

Ein großer Teil unserer Kleidung wird in Bangladesch hergestellt. Das Land wird derzeit von großen politischen Unruhen erschüttert (Symbolbild)
Ein großer Teil unserer Kleidung wird in Bangladesch hergestellt. Das Land wird derzeit von großen politischen Unruhen erschüttert.
K M Asad/dpa

Werden wir den Konflikt im Portemonnaie spüren?
Made in Bangladesch – wer in sein T-Shirt oder in die Jeans schaut, wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein solches Schildchen entdecken. Denn Bangladesch ist eines der wichtigsten Textil-Lieferländer für den europäischen Markt. Das Land wird derzeit von großen politischen Unruhen erschüttert – werden wir das beim Shoppen merken?

Unruhen in Bangladesch mit mehr als 400 Toten

Die Modebranche in Deutschland schaut in diesen Tagen besorgt nach Bangladesch. Dort gab es zuletzt gewaltsame Proteste. Die Regierung der inzwischen geflohenen Ex-Regierungschefin Sheikh Hasina ordnete Ausgangssperren an, ließ Polizei und Militär aufmarschieren. Mehr als 400 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein.

Wir importieren extrem viel Kleidung aus Bangladesch – nach China ist es das wichtigste Importland für die Modebranche in Deutschland. Was für Folgen hat die Krise in Bangladesch für Modehersteller und -händler und am Ende für uns Verbraucher?

Handel rechnet mit höheren Preisen

Passanten laufen mit Einkaufstüten durch eine Einkaufsstraße.
Große Handelsketten wie Kik, H&M oder Zara produzieren ihre Kleidung in Bangladesch.
Bernd Weißbrod/dpa

Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet spürbare Auswirkungen und womöglich sogar steigende Preise für uns Kunden. „Als wichtiger Produktionsstandort für die globale Modeindustrie können kurzfristige Fabrikschließungen und Produktionsunterbrechungen zu Engpässen führen“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der Deutschen Presse-Agentur. Die Folge: Höhere Preise und geringere Verfügbarkeit von Modeartikeln.

Zuletzt hat es Plünderungen, Zerstörungen und Brandanschläge auf etliche Textilfabriken gegeben, heißt es von der bangladeschischen Handelskammer. Viele Betriebe seien die letzten paar Tage geschlossen geblieben – aus Angst vor neuen Angriffen angesichts der Abwesenheit von Ordnungskräften, so der Präsident der Deutsch-Bangladeschischen Handelskammer, M Maksud. Er befürchtet, dass ausländische Kunden weniger Aufträge nach Bangladesch vergeben könnten, wenn sich die Lage nicht beruhigt. Viele Fabrikbesitzer hoffen, dass mit der Übergangsregierung unter dem neu vereidigten Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus schnell Normalität zurückkehrt.

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KiK: „Wir beobachten die Lage in Bangladesch sehr genau“

Der Geschäftsführer des Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren (BTE), Axel Augustin, meint: Sollte es zu längeren Produktionseinschränkungen kommen, seien Probleme bei einzelnen Marken und Händlern nicht auszuschließen. „Ich bezweifle allerdings, dass die Kunden das dann überhaupt bemerken, da gerade zu Saisonbeginn die Lager voll sind.“ Bei passenden Temperaturen könne gegebenenfalls auch noch Sommerware angeboten werden.

Der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie verzeichnet aktuell keine spürbaren Auffälligkeiten, die aus der Situation in Bangladesch resultieren. Bisher habe man keinerlei Rückmeldungen über Störungen der Lieferketten, sagte eine Sprecherin. Der Verband vertritt hauptsächlich mittelständische Textil- und Modeproduzenten.

Viele große Unternehmen wie Zara, Hennes & Mauritz (H&M) und Kik lassen in erheblichem Umfang Kleidungsstücke in Bangladesch produzieren. Ein Sprecher des Textildiscounters Kik sagte auf Nachfrage: „Wir beobachten die Lage in Bangladesch sehr genau.“ Die oberste Priorität gelte in dieser angespannten Situation dem Wohl der Menschen vor Ort. Von Lieferanten in Bangladesch höre man, dass sich die Lage beruhigt habe und der Betrieb in den Fabriken wieder aufgenommen worden sei.

Das Lieferantennetzwerk von Kik umfasst in Bangladesch nach Unternehmensangaben rund 100 Textilfabriken. Im Falle von Lieferausfällen werden man schnelle und unkomplizierte Lösungen finden, heißt es. Warenbestellungen würden demnach langfristig geplant, deshalb könnten Kunden sich darauf verlassen, das volle Sortiment in den Filialen vorzufinden. Die schwedische Modekette H&M teilte mit: „Nach neuesten Informationen werden die meisten Fabriken allmählich wieder geöffnet. Sicherheit hat weiterhin Priorität.“

Hugo Boss und Intersport wollen mehr in Europa produzieren

In dem südasiatischen Land gibt es knapp 4.000 Textilfabriken, die mehr als vier Millionen vorwiegend weibliche Arbeiterinnen beschäftigen. (Quelle: Vereinigung der Bekleidungshersteller und -exporteure in Bangladesch.) Die meisten Textilien werden in die USA und nach Europa geliefert.

Was macht die hiesige Modebranche, um die Abhängigkeit von einzelnen Standorten in Krisensituationen abzufedern? Um das Risiko von Lieferengpässen zu minimieren, haben sich Handel und Hersteller bei der Produktion nach eigenen Angaben immer stärker diversifiziert und auf mehrere verschiedene Lieferländer verteilt. Ziel sei es, die Versorgung sicherzustellen.

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Mehrere Händler kündigten kürzlich an, ihre Produktion aus Asien weg verlagern zu wollen. Der Modekonzern Hugo Boss will wieder mehr in Europa und Amerika produzieren lassen. Das Verschicken der Ware von einem Kontinent zum anderen sei nicht mehr zeitgemäß, hieß es. Ein weiteres Motiv seien die geopolitischen Spannungen und als Folge daraus der Versuch, Abhängigkeiten zu verhindern.

Auch der Sportartikel-Händlerverbund Intersport will seine Eigenmarken weniger in Fernost produzieren lassen, sondern vermehrt in Europa und auch in Nordafrika. Begründet wurde dies mit schnelleren Lieferungen und einer größeren Unabhängigkeit von Asien. Zudem will man die Produktion in Europa unterstützen.

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(dpa/eku)